[kinoki-mikrokino] #194 - Fr 16.11., depot: Erinnerungen an die Zukunft - Chris Marker (1921-2012)

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Sa Nov 10 17:43:05 CET 2012


hallo, anbei die einladung zum mikrokino am kommenden freitag(!), das dem im juli verstorbenen chris marker gewidmet ist (weiter unten finden sich einige ziemlich interessante links fuer markerianerInnen...). unser gast thomas tode, mitherausgeber eines standardwerkes zu marker, präsentiert bereits am donnerstag ebenfalls im depot die kinoarbeit des bauhauses in kooperation mit dem tfm und der zeitschrift "maske und kothurn". 
come, see & speak up! herzlich, kinok p
p.s.: morgen ab 15:00 führt ein antifaschistischer rundgang im gedenken an das november-pogrom 1938 zu orten in wieden und margareten; info siehe unten bzw. hier: http://rundgang.blogsport.de

KINOKIS MIKROKINO

Politische Filmabende, 1x monatlich im depot bei freiem Eintritt.
depot, Breite Gasse 3, 1070 Wien,
http://www.depot.or.at
kinoki. Verein für audio-visuelle Selbstbestimmung
mikrokino at kinoki.at | http://www.kinoki.at
Newsletter subskribieren bzw. abbestellen unter:
http://lists.kooperative.at/cgi-bin/mailman/listinfo/kinoki-mikrokino

Einladung zu kinokis mikrokino #194

Fr, 16.11.2012, 19:00

ERINNERUNGEN AN DIE ZUKUNFT - CHRIS MARKER (1921-2012)

"Man sollte die Sorbonne niederreißen und Chris Marker an ihre Stelle setzen." (Henri Michaux) Chris Marker, der Autor von "Sans Soleil", hat bis zu seinem Tod am 29. Juli dieses Jahres nicht aufgehört sich zu verwandeln und dabei mit Bildern zu denken. Das Programm zeigt mit "La Jetée" den Film, mit dem er den Beginn seines Kinos datierte, wirft mit Agnès Varda einen kurzen Blick in seine Werkstatt und gibt Einblick in die letzten Projekte Markers: Noch mit über 80 Jahren interessierte sich Marker für die virtuelle Welt von Second Life, das er als Verwirklichung einer künstlerischen Utopie begrüßte. Der Film "Ouvroir" flaniert über eine gleichnamige künstliche Insel, die dem Werk Markers gewidmet ist. In "Henchman Glance" kehrte er 2008 zu "Nacht und Nebel" zurück, Alain Resnais' zentralem Film über das System der NS-Vernichtungslager, an dem Marker 1955 mitgearbeitet hatte. Er zeigt, wie der NS-Täter Adolf Eichmann den Film während seines Prozesses in Jerusalem sieht und ergänzt die 1961 gefilmten Blicke Eichmanns mit entsprechenden Gegenschüssen aus "Nuit et brouillard".

Agnès de ci de là Varda (Agnès war da) [Ausschnitt]
Agnès Varda, F/D 2011, dt. F., 6 min

Ouvroir - A Second Life Wandering with Guillaume-en-Egypte
Guillaume-en-Egypte, 2010, engl. F., 30 min

Am Rande des Rollfeldes (La Jetée)
Chris Marker, F 1962, dt. F., 28 min

Henchman Glance
Chris Marker, F 2008, engl. U., 32 min

Gespräch mit Thomas Tode, Filmemacher und Filmwissenschafter, Hamburg. Publikationen u.a.: "Chris Marker, Filmessayist" (Mithg.), "Dziga Vertov: Arbeitshefte/Tagebücher" (Hg.)

Links:
http://www.gorgomancy.net/
http://www.gorgomancy.net/HTML/immemory.html
http://www.youtube.com/user/kosinki?feature=results_main
http://maps.secondlife.com/secondlife/Ouvroir/84/119/26
http://www.flickr.com/photos/89096975@N00/
http://www.poptronics.fr/Guillaume-zappe-la-tele
http://www.viddler.com/v/fecaec41

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Do, 13.12.2012, 19:00
kinokis mikrokino #195

DER HEIMWEHTRÄGER

Eine filmische Hommage an den Dichter Fritz Kalmar, geboren 1911 in Wien, gestorben 2008 in Montevideo. Der Film gibt Kalmars Erzählungen Raum, seinen Erinnerungen an ein Leben, das 1938 einen Einschnitt erfuhr: Nach der Kindheit und Jugend in Wien flieht er, von den Nazis als Jude verfolgt, zuerst nach Bolivien, dann nach Montevideo. In Bolivien war er Präsident der Freien Österreicher, in Uruguay österreichischer Honorarkonsul, der versuchte, politisch Verfolgten während der Militärdiktatur zu helfen. Als Regisseur, Journalist und Erzähler wurde er einer der bedeutendsten Vermittlerfiguren im lateinamerikanischen Exil. Während er - und Verwandte, FreundInnen und GefährtInnen - die Stationen seines Lebens beschreiben, wird aber auch etwas anderes immer deutlicher spürbar: Die Last ungelebten Lebens und eine unheilbare Nostalgie für ein imaginär gewordenes Wien, die Kalmar zum "Heimwehträger" macht: „Es kam in meinem Leben alles zu spät.“

Der Heimwehträger – Neunzig Minuten mit Fritz Kalmar. Eine Freundesgabe
Erich und Libertad Hackl, Ö 2011, 90 min

Gespräch mit Libertad Hackl und Erich Hackl.

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Special:

Do 15.11.2012, 19:00

Bauhaus & Film. Zeitschriftenpräsentation und Filmvorführung

Die Meinung, dass es keine „Bauhaus-Filme“ gibt, ist weitverbreitet. Jedoch spielte dieses Medium eine beachtliche Rolle in der Programmatik des Bauhauses. Filmische Praxis war ein Teil des Lehrkonzeptes einer „Wissenschaft des Sehens“. Kunst und Technik sollten eine neue Einheit bilden. 1923 formulierte Oskar Schlemmer die Idee eines Bauhauskinos. Der ungarische Künstler László Moholy-Nagy versuchte ohne Erfolg eine „Versuchsstelle für Filmkunst“ am Bauhaus einzurichten. Trotzdem entstanden beeindruckende Filmarbeiten von Lehrern und Schülern, von denen einige an diesem Abend gezeigt werden. Präsentiert wird die Doppelausgabe von "Maske und Kothurn", die erstmals Beiträge zu den Experimenten der Bauhäusler mit dem neuen Medium versammelt.

BAUHAUS & FILM. Hrsg. von Thomas Tode. Maske und Kothurn Jg. 57, Heft 1-2, 2011. Wien 2011. 208 S.

Filmeinleitung und Gespräch:
Thomas Tode, Filmemacher und freier Publizist in Hamburg, freier Mitarbeiter der Kinemathek Hamburg und Lehrender an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg sowie an den Universitäten Hamburg und Bochum.
Klemens Gruber, Professor für Intermedialität am tfm | Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft.
Moderation: Kathrin Wojtowicz (Maske und Kothurn)

Eine Veranstaltung des tfm | Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaften in Kooperation mit kinoki.

Maske und Kothurn: http://tfm.univie.ac.at/publikationen/muk/

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Hinweise: 

Niemals Vergessen!
Antifaschistischer Gedenkrundgang in Wieden und Margareten

Treffpunkt: Sonntag, 11. November 2012, 15.00 Uhr (pünktlich) 
U1 Taubstummengasse (Ausgang Taubstummengasse/Floragasse)

Die Pogrome am 9./10.November 1938 gegen die jüdische Bevölkerung und ihre Einrichtungen waren weder spontan noch auf diese Tage beschränkt. Die antisemitischen Ausschreitungen und „Arisierungen“ beschränkten sich auch nicht auf einzelne Bezirke, sondern betrafen die ganze Stadt und das ganze Land. Während des Novemberpogroms 1938 wurden 27 jüdische Männer ermordet, es gab 88 Schwerverletzte, dutzende Selbstmorde, mehr als 6500 Festnahmen. 3700 verhaftete Juden wurden direkt in das Konzentrationslager Dachau transportiert, 4000 Geschäfte wurden geplündert und zerstört und 2000 Wohnungen geraubt – im NS-Jargon „arisiert“.

Während der 9. November mittlerweile auch in Wien als Gedenktag begangen wird, wird über die antisemitische Kontinuität, die die Zeit davor und danach prägte, kaum gesprochen. Der 9. November war ein Höhepunkt von Pogromen, die es in Österreich seit dem „Anschluss an das 3. Reich“ tagtäglich gab, aber er war nicht das Ende. Es gab auch noch Tage danach. Es dauerte noch fast sieben Jahre, bis den Nazis Einhalt geboten wurde.

Mit einem Rundgang durch den 4. und 5. Bezirk wollen wir aufzeigen, wie flächendeckend die antisemitischen Ausschreitungen und „Arisierungen“ in Wien stattfanden. Dabei wollen wir die antisemitischen Kontinuitäten hervorstreichen, die nicht nur den 9./10. November 1938, sondern die Zeit davor ebenso wie danach prägten. Wir beschäftigen uns sowohl mit Orten jüdischen Lebens vor 1938 als auch mit Orten des NS-Terrors. Wir möchten Sie einladen uns auf unserem Rundgang zu begleiten.

Danach laden wir zu einem gemeinsamen Ausklang in der Rosa Lila Villa, 
Linke Wienzeile 102, ein.

Mehr Infos unter: http://rundgang.blogsport.de/




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