[kinoki-mikrokino] #182 - Di 10.5., depot: Kultur des Todes in El Salvador (+ Symposium in der Alten Schmiede)

p at kinoki.at p at kinoki.at
Mi Mai 4 22:19:32 CEST 2011


hallo, anbei die einladung zum mikrokino #182 mit jorge dalton, filmemacher und sohn des salvadorenischen rimbaud, roque dalton. in der alten schmiede findet im zusammenhang mit unserem filmabend ein kleines symposium statt, das sich dem verhältnis von literatur und revolution widmet. wir freuen uns auf euer kommen, herzlich, kinok p
p.s.: hier noch der kurzfristige hinweis auf eine schrille feministische muttertagsaktion von <20.000frauen>, morgen do 5.5. 2011, urban loritz platz vor der hauptbibliothek von 14-16 Uhr. The kids are allright, check this out: http://www.youtube.com/watch?v=Y43M0GkdXKA 

KINOKIS MIKROKINO

Politische Filmabende, 1x monatlich im depot bei freiem Eintritt.
depot, Breite Gasse 3, 1070 Wien,
http://www.depot.or.at
kinoki. Verein für audio-visuelle Selbstbestimmung
mikrokino at kinoki.at | http://www.kinoki.at
Newsletter subskribieren bzw. abbestellen unter:
http://lists.kooperative.at/cgi-bin/mailman/listinfo/kinoki-mikrokino

Einladung zu kinokis mikrokino #182

Dienstag 10. Mai, 19:00
KULTUR DES TODES IN EL SALVADOR

In El Salvador sitzt der Tod ständig mit am Tisch. In einem Land mit nur 6 Millionen EinwohnerInnen, werden täglich 15 Menschen ermordet. Der spanisch-französische Filmemacher Christian Poveda begleitete Angehörige der Mara 18, eine der bewaffneten Jugendbanden, die sich inzwischen zu kontinentalen Mafiaorganisationen entwickeln konnten und die einen Großteil der Ermordeten, aber auch der MörderInnen stellen. Zwei Jahre lang arbeitete Poveda an seinem Portrait einer verlorenen Generation, die sich selbst auslöscht. Nach der Fertigstellung gab es Unstimmigkeiten und Mitglieder der Mara 18 erschossen im September 2009 den Regisseur. 
In seinem Dokumentarfilm „Entre los muertos“ analysiert Jorge Dalton die Omnipräsenz des Todes in El Salvador als eine Erscheinung, die nicht nur Schicksal ist und Effekt politischer Verhältnisse, sondern auch Ausdruck einer Kultur des Todes, nach deren Wurzeln Dalton sucht.

La Vida loca - Das verrückte Leben, Christian Poveda, F/Mex/E 2008, 90 min
Entre los muertos - Inmitten der Toten, Jorge Dalton, El Salvador 2006, 60 min

In Anwesenheit von Jorge Dalton. 
Moderation: Tina Leisch

In Kooperation mit Papaya Media Association
http://www.papayamedia.org


Hinweis:

dieser mikrokino-abend steht im zusammenhang mit folgender veranstaltung in der alten schmiede, zu der wir ebenfalls herzlich einladen:

LITERATUR UND REVOLUTION
in die Alte Schmiede/Literarisches Quartier
Mittwoch, den 11. Mai und Donnerstag, 12. Mai, jeweils 19 Uhr

Ausgehend von Roque Daltons für die sechziger und siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts richtungsweisendem Lebens-Werk, möchten wir mit drei engagierten SchriftstellerInnen und einem Filmemacher über Möglichkeiten und Probleme revolutionärer Literatur diskutieren und laden Sie/Euch daher ganz herzlich zur zweitägigen und zweisprachigen (spanisch/deutsch) Veranstaltung <Literatur und Revolution>.

Partiendo de la vida y obra revolucionarias del poeta salvadoreño Roque Dalton que tuvo un gran impacto en la literatura de los años sesenta y setenta del siglo pasado, queremos discutir con tres escritores y un director de cine comprometidos sobre las perspectivas y los problemas de una literatura revolucionaria. Por eso les invitamos cordialmente al evento bilingüe (español/alemán) 
LITERATURA Y REVOLUCIÒN
en la Alte Schmiede/Literarisches Quartier
el miércoles 11 de mayo
y el jueves 12 de mayo
a las 19 horas.

Erich Hackl & Tina Leisch


alte schmiede / literarisches quartier wien  
http://www.alte-schmiede.at

11.5. Mittwoch, 19.00  LQ 
LITERATUR UND REVOLUTION I: Am Beispiel Roque Dalton (El Salvador; 1935-1975) 
mit  JORGE DALTON (El Salvador) •  HORACIO CASTELLANOS MOYA (El Salvador/ USA) • 
BELÉN GOPEGUI (Spanien) • Referate und Gespräch – zweisprachig spanisch – deutsch; 
Moderation: Tina Leisch, Dolmetsch: DORIS BANKHAMER 

12.5. Donnerstag, 19.00  LQ 
LITERATUR UND REVOLUTION II: Strategien heute 
mit  KATHRIN RÖGGLA (Österreich/ Deutschland ) • HORACIO CASTELLANOS MOYA (El 
Salvador/ USA) • BELÉN GOPEGUI (Spanien) Lesungen und Gespräch – zweisprachig 
spanisch – deutsch; Moderation: Erich Hackl, Dolmetsch: DORIS BANKHAMER 
 
Roque Dalton (1935-1975) ist der wichtigste Dichter El Salvadors, der Bertolt Brecht oder 
Jura Soyfer Mittelamerikas, sein Leben ein Abenteuerroman, seine Dichtung der britzelnde 
Funkenschlag zwischen politischer Utopie und Sinnlichkeit, zwischen revolutionärer 
Überzeugung und Lust am Ketzertum.  
Von den Diktaturen seines Landes wegen subversiver Tätigkeit zum Tode verurteilt, gelang 
es ihm zweimal, seiner Hinrichtung zu entkommen.  
Er lebte in Mexiko, Prag, die längste Zeit in Kuba im Exil, er bereiste ganz Lateinamerika, 
Europa (auch Wien), China, Vietnam und Korea. Er baute die »Revolutionäre Volksarmee« 
(ERP) mit auf und wurde von einer militaristischen Fraktion seiner eigenen Organisation 
unter bis heute nicht geklärten Umständen ermordet. 
Dalton war Pionier einer linken Geschichtsschreibung und Kulturforschung seines Landes, 
er machte emphatisch Gebrauch von »Guanakismen« (salvadorianischen Varianten des 
Spanischen) und integrierte als erster Dichter Mittelamerikas die Sprache der Straßen und 
Spelunken, Bordelle und Gefängnisse in seine Dichtung.  
Sein Leben und Werk steht – exemplarischer noch als das Che Guevaras – für den 
Versuch, neokoloniale und imperialistische Unterdrückungsstrukturen mit literarischen und 
politischen und militärischen Mitteln zu bekämpfen, aber auch für die Widersprüche und Konflikte, 
in die man dabei geraten kann. 

In einer Zeit, in der es üblich geworden ist zu behaupten, dass mit dem Ende der totalitären 
Staatssozialismen utopisches Denken, revolutionäres Handeln und politisch motivierte 
Literatur überhaupt obsolet geworden sind, geht es uns darum, Möglichkeiten 
und Hindernisse eingreifenden, operativen Schreibens zu erörtern.  
Wie können Dichterinnen und Schriftsteller  revolutionäre Prozesse befördern? 
Gibt es literarische Werke, die revolutionäre Wirkung haben und gibt es Rezepte zu ihrer Herstellung?
Ist nicht der Literaturbetrieb ein durch und durch bürgerlicher oder auch reaktionärer Teil der Kulturindustrie
und müssen daher AutorInnen, die die Welt nicht nur beschreiben und erklären, sondern verändern möchten
nicht die Arbeit am nächsten Roman sofort  nieder legen, um .... Ja, um was zu tun?

Roque Daltons Werk, das mehrere Gedichtbände, zwei Theaterstücke, einen Roman und 
den Lebensbericht des salvadorianischen Arbeiterführers Miguel Mármol umfasst, kann 
gleichermaßen als Höhepunkt wie als Modell engagierter und operativer Literatur 
angesehen werden.  Auf deutsch erschienen vereinzelt Gedichte, der Roman »Armer 
kleiner Dichter, der ich war«, die historische Montage »Däumlings verbotene Geschichten« 
und der Lebensbericht »Die Welt ist ein hinkender Tausendfüßler«.   

Die Diskussion bestreiten Roque Daltons Sohn, der Filmemacher Jorge Dalton, 
Horacio Castellanos Moya, der vielleicht radikalste der heutigen salvadorenischen Schriftsteller,  
die spanische Autorin Belén Gopegui, die dezidiert wider den Kapitalismus anschreibt und die 
 in Berlin lebende österreichischen Autorin Katrin Röggla.


***

Donnerstag, 16. Juni, 20:00
kinokis mikrokino #183
LOOKING BACK AT GENOVA

Die Proteste gegen den G8-Gipfel in Genua im Juli 2001 markierten einen Bruch in der Entwicklung der globalisierungskritischen Bewegung. Die tödlichen Schüsse eines Carabinieri auf den jungen Carlo Giuliani und das brutale Vorgehen der Polizei lösten einen Schock aus. Zehn Jahre danach sind endlich auch die Verfahren gegen AktivistInnen der "VolxstheaterKarawane" von der italienischen Justiz eingestellt worden. Der Abend ist der audiovisuellen Erinnerung und Reflexion dieser Ereignisse gewidmet. Was bedeuten Sie im Rückblick? Wo sind wir jetzt? Lisbeth Kovacics Kurzfilm "genua, november 2006" kehrt an den Ort zurück und verbindet im Gespräch zweier Stimmen persönliche Erinnerungen mit politischer Reflexion. "Get Rid of Yourself" des Künstlerkollektivs "Bernadette Corporation" ist ein Videoessay, der - 2003 entstanden - die Ereignisse von Genua bereits in der Perspektive der Post-9/11-Welt betrachtet. Beide Filme setzen sich vom medialen Spektakel "Genua" ab durch ein filmisches Nach-denken, das dort beginnt, wo Bilder und Töne getrennt und dann neu zusammengesetzt werden.

genua, november 2006, R: Lisbeth Kovacic, 2011, 12 min, dt.
Get Rid of Yourself, R: Bernadette Corporation, 2003, 61 min, engl.

Gespräch mit Lisbeth Kovacic.

***

EXTRA:

Freitag, 20. Mai, 19:00
THE YES MEN FIX THE WORLD
media activism #2

The „Yes Men“ ist eine US-amerikanische Gruppe von Medienaktivisten, die seit den frühen 1990er Jahren mit spektakulären Aktionen (Fälschung der WTO Website, Fälschung einer Ausgabe der New York Times mit der Bekanntgabe des Endes des Irak-Kriegs, etc.) auf sich aufmerksam gemacht haben. In der Tradition der Kommunikationsguerilla geben sie sich als Repräsentanten internationaler Konzerne oder Institutionen aus und karikieren mit übertriebenen Forderungen auf Konferenzen deren Ziele. Sie selbst bezeichnen dies als „Identitätskorrektur“ - “identity correction“. Bei ihrer ersten Aktion tauschten sie die Sprach-Elektronik von Barbie- und G.I. Joe-Puppen gegeneinander aus und stellten sie zurück in die Geschäfte. Sie veröffentlichten dann eine Erklärung im Namen der „Barbie Liberation Organization“.
Die beiden Dokumentationen porträtieren mit unterschiedlichen filmischen Mitteln die Strategien und Aktionen der Yes Men und geben Einblick in ihre Vorbereitung und Durchführung. 

The Yes Men Fix the World, R: Andy Bichlbaum, Mike Bonnano, Kurt Engfehr, USA/F/GB 2009, 90 min, engl.
The Yes Men, R: Dan Ollman, Sarah Price, Chris Smith, USA 2003, 80 min., engl.

Gespräch mit Klaus Schönberger, Kulturwissenschaftler und Autor, Dozent an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK); Publikationen: "VaBanque. Bankraub - Theorie. Praxis. Geschichte", "Komm herunter, reih Dich ein - Kleine Geschichte der Protestformen" (Hg. gem. mit Ove Suttner).

Eine Veranstaltung des TFM - Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien in Kooperation mit kinoki.

Am 19. Mai 2011 beginnt die zweitägige Veranstaltung mit einem Gastauftritt der „Yes Men“ am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft. Raum und Uhrzeit werden rechtzeitig bekannt gegeben (Organisation: Andrea Seier).




revolution will not be televised
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