[kinoki-mikrokino] dringende bitte

Tina Leisch augustine.leisch at gmx.at
Son Dez 9 09:09:10 CET 2007


An

martin.bartenstein at bmwa.gv.at
claudia.schmied at bmbwk.gv.at
post at gsv.magwien.gv.at
hotline at bue.magwien.gv.at
buergermeister at magwien.gv.at





Sehr geehrte Frau Bildungsministerin Schmied, sehr geehrter Herr  
Bürgermeister Häupl,
  sehr geehrter Herr Wirtschaftsminister Bartenstein,


Als Bewohnerin der 2.Bezirkes möchte ich Sie hiermit ersuchen, für
die Sängerknaben eine hübsches Plätzchen am Kahlenberg
oder im Schönbrunner Schloßpark zu finden und unser Grätzel damit zu
verschonen.


Die Sängerknaben sind eine Touristenattraktion, tote Kultur
vergangener Jahrhunderte, so tot
wie die Monarchie und die Steine von Schönbrunn. Ich weiß nicht, wer
sich das freiwillig anschaut, ich nehme an:
ein kleinbürgerlich reaktionäres Publikum aus den Bundesländern auf
Wienbesuch, neuseeländische, texanische und
sächsische Touristen und vielleicht ein paar Pädophile aller
Weltgegenden.  Für die Bewohnerinnen des Bezirks bedeutet eine
millionenschwere Sängerknabenvitrine am Augartenspitz nur
Lärmbelästigung durch Reisebusse und Verdienstmöglichkeit für
Souvenirhändler.


Im Gegensatz dazu ist die Filmkunst, - sollte sich das in den letzten
110 Jahren nicht bis zu Ihnen herumgesprochen haben?-
eine klassen-, schichten- und sozietätenübergreifende lebendige
Kunst,  die tatsächlich für ALLE BewohnerInnen des 2. und 20.Bezirks
etwas zu bieten hat.

Das Filmarchiv hat sich in den letzten Jahren mit seinen sommerlichen
Openair Kinoreihen schon darum bemüht, ein internationales Programm,
das auch für den nicht unbeträchtlichen Teil der MigrantInnen im
Viertel interessant  ist, anzubieten.

Davon gar nicht zu reden, daß ein Haus der Filmkunst, das nicht nur
eine Bibliothek und ein Kino, sondern die Möglichkeit der filmischen
Recherche am Bildschirm bzw per Sofortscreening vorsieht, im
21.Jahrhundert zur Grundausstattung  einer halbwegszivilisierten
Großstadt gehört.

Kurz gesagt: das Projekt des Filmarchivs ist eines, dem es gelingen
kann, Hochkultur und Populärkultur, Bedürfnisse wissenschaftlicher
Arbeit und Volksbildung, internationales Interesse und lokalen
Kulturhunger zu bedienen.

Die Sängerknaben sind ein für unser Grätzel völlig uninteressantes
Museumstück, das man überall anders genauso vermarkten kann.

Ich ersuche Sie in diesem Sinne zu entscheiden.

Mit freundlichen Grüßen

Tina Leisch
(Film-, Text- und Theaterarbeiterin)