[kinoki-mikrokino] Mo 8.5., 15:00,
Stadtkino: Brauchen wir einen neuen Antifaschismus?
Filme und Diskussion im Rahmen von remapping mozart
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p at kinoki.at
Don Mai 4 10:42:35 CEST 2006
hallo, gestern wurde im stuwerviertel im 2. bezirk die zweite
konfiguration der reihe remapping mozart eroeffnet. das reichhaltige
programm enthaelt auch 4 filmabende unter dem titel <die revolution
filmen> ab dem 20. mai. einladungen dazu folgen... bereits diesen montag
findet im rahmen der intervention <Nationalsozialismus/Exil/Republik –
Heile Welten> (programm siehe unten) auch ein film- und
diskussionsnachmittag bei freiem eintritt im stadtkino statt. es geht um
die erinnerung an den 8. mai 1945, den tag der kapitulation des
nationalsozialismus, aber auch um die funktion historischer
mozart-gedenkfeiern: 1941 und 1956 schrieben dieselben leute die
weihevollen festreden... auf Ihr/Euer kommen freut sich kinok p
detailliertes programm:
http://remappingmozart.mur.at/joomla/content/view/26/45/lang,de/
VERBORGENE GESCHICHTE/N – REMAPPING MOZART
Konfiguration II: Frisch zum Kampfe! Frisch zum Streite!
Ein Projekt im Stuwerviertel über Normierung, Rebellion und Ausschlüsse
kuratiert von Ljubomir Bratic und Nora Sternfeld
Dauer 4. Mai – 11. Juni 2006
Eröffnung *HEUTE* 3. Mai, 19.00 Uhr: 1020, Molkereistr.
2/Max-Winter-Platz 17
www.remappingmozart.mur.at
*Intervention II: Nationalsozialismus/Exil/Republik – Heile Welten*
5. bis 8. Mai 2006
Nikolaus Harnoncourt wies 1995 in seiner Rede zur Eröffnung der
Salzburger Festspiele darauf hin, dass die lieblich-harmlose Art, in der
Mozart im sich wiederaufbauenden Österreich gespielt wurde, eine
Fortsetzung des Nationalsozialismus gewesen sei. Am Ende des
„Gedankenjahres“ präzisierte Harnoncourt: „Das Dritte Reich wollte nach
außen hin eine heile Welt simulieren und frisierte Mozart ungeniert zum
süßlichen Rokoko-Apoll. Der Nachkriegs-Mozart war eine Fortsetzung
davon, wenn auch mit anderer Begründung: Seine Musik sollte Trost
spenden.“ (profil, Nr. 48/2005)
Im Rahmen des Mozartjahres soll der Aspekt der Funktion(alisierung) des
(germanisierten) „Salzburger Genius“ im Nationalsozialismus nicht
ausgeblendet werden. 1941, in dem Jahr des Überfalls auf die
Sowjetunion, veranstalteten die Nazis in Wien eine als
„Kulturpropaganda-Show“ groß angelegte „Mozartwoche des Deutschen Reiches“.
Aber nicht nur den Nazis war Mozart und sein Werk kulturelles Kapital im
Kampf um Hegemonie und gegen den „kulturlosen, jüdischen Bolschewismus“.
Auch die Zweite Republik wusste von Anfang an, was sie an ihm als
nationale Identifikationsfigur hat. Mozart wurde von der germanischen
zur rot-weiß-roten Lichtgestalt: Was kann ein Volk, dass ihn
hervorgebracht hat, anderes sein, als ein Opfer des aufs fremde
Preußentum reduzierten Nationalsozialismus? Aber auch im Exil klammerten
sich viele an den Komponisten, der das alte und wieder aufzuerstehende
Österreich geradezu personifizierte. Die nationalsozialistische
Mozart-Gemeinde wiederum konnte nach 1945 bruchlos weiter wirken und
ihren ideologischen Kampf fortsetzen.
*Programm*
Freitag, 5. Mai 2006, 16.30 Uhr
Jüdisches Institut für Erwachsenbildung, Praterstern 1, 1020 Wien
*Wolfgang Amadeus Mozart – ein „deutsches Genie“ in der NS-Propaganda*
Vortrag von Oliver Rathkolb
Anhand der medialen und gesteuerten Weiterentwicklung des Mozartkultes,
der im frühen 19. Jahrhundert begonnen und seit 1848 intensiviert worden
ist, werden die propagandistischen Ziele und die konkrete Umsetzung der
Reduktion Mozarts auf ein „deutsches Genie“ analysiert. Im Zentrum steht
die Frage, ob es eine spezifisch nationalsozialistische
Mozart-Perzeption gibt, oder ob es sich nicht nur um eine Fortsetzung
einer deutschnationalen Konstruktion handelt. Neben den offiziellen
Inszenierungen wie der Mozart-Woche in Wien 1941 sowie diversen
filmischen Umsetzungen (Eine Kleine Nachtmusik, 1940, Wen die Götter
lieben, 1942) werden der allgemeine Trend in Richtung klassischer
Musikreproduktion hinterfragt und die Relevanz des Mozart-Booms in der
deutschen Gesellschaft, aber auch in nicht-deutschen Ländern Europas
thematisiert. In der Zusammenfassung muss auch die Kontinuität des
Mozart-Bildes aus der NS-Zeit nach 1945 interpretiert werden.
Oliver Rathkolb, Zeithistoriker, Direktor des Ludwig-Boltzmann-Instituts
für europäische Geschichte und Öffentlichkeit, Professor am Institut für
Zeitgeschichte der Universität Wien, Herausgeber der Zeitschrift
Zeitgeschichte, Bücher: u. a. Führertreu und Gottbegnadet.
Künstlereliten im Dritten Reich; Die paradoxe Republik. Österreich1945
bis 2005.
Samstag, 6. Mai 2006, 12 Uhr
Mexikoplatz
*Monument für die Niederlage. Zeit der Befreiung 1945-1947*
Ein Projekt im öffentlichen Raum von Martin Krenn, Charlotte
Martinz-Turek, Nora Sternfeld und Luisa Ziaja
Am Samstag, den 6. Mai 2006, wird am Mexikoplatz zum zweiten Mal das
temporäre Monument für die Niederlage enthüllt, das die bis heute
unvollendete Entnazifizierung zum Thema macht. Das achtseitige Objekt
ist als monumentaler Sockel konzipiert, der bei 2 m Höhe einem Umfang
von 11 m misst.
Samstag, 6. Mai 2006, 17 Uhr
Jüdisches Institut für Erwachsenbildung, Praterstern 1, 1020 Wien
*„Das Judentum in der Musik“: Antisemitismus als kultureller Code*
Vortrag von Heribert Schiedel
1850 versuchte Richard Wagner die „Unbefähigung der Juden zur
produktiven Teilnehmung an unserer Kunst“ zu beweisen. Während der
„Deutsche“ schaffe, imitiere der „Jude“ nur. Das damals formulierte
Verdikt der „Verjudung“ wurde rasch von der Kunst auf die gesamte
Gesellschaft und Moderne ausgeweitet. Der fremden, dekadenten
Zivilisation setzte man die eigene Kultur gegenüber – gegen die
permanent von Zersetzung bedrohte Gesellschaft wurde die als natürlich
behauptete Gemeinschaft in Anschlag gebracht. Jenes Wesen, an dem ein
Jahrhundert später die Welt genesen sollte, wurde als eschatologisch
zugespitzter Mythos gegen die Jüdinnen und Juden konstruiert. Im
Erlösungsantisemitismus paarten sich paranoide Endzeitphantasien mit
gesellschaftssanitären Vorstellungen. Das Überleben und Wohl des
deutschen „Volkskörpers“ war nun untrennbar an den „Untergang des
Judentums“ geknüpft.
Heribert Schiedel, Mitarbeiter im Dokumentationsarchiv des
österreichischen Widerstandes (DÖW), Berichterstatter für das Stephen
Roth Institute for the Study of Contemporary Anti-Semitism and Racism an
der Universität Tel Aviv, Mitglied der Redaktion von Context XXI,
Forschungs- und Publikationsschwerpunkte: Rechtsextremismus,
Antisemitismus und Rassismus.
*Mozarts Flaggen- und Medaillenträger*
Vortrag von Gert Kerschbaumer
„Flaggen heraus für Mozart!“ – zu seinem Jubiläumstod 1941, zu seiner
Jubiläumsgeburt 1956. Allein anhand der binnen weniger Jahre
umgeschriebenen Festrede „Mozarts unsterbliche Sendung“ lässt sich die
überaus elastische Gesinnung von Trägern der Mozartmedaille
illustrieren. Darunter befand sich ein besonders rabiater Wegbereiter
des Judenpogroms – hinterher einer der „prominentesten Vorkämpfer der
österreichischen Kulturbelange“. Als Jahrzehnte danach die Sprüche hoch
dekorierter Vorkämpfer zur Diskussion standen, konterte der
Bürgermeister der Mozartstadt: „Auch Mozart war Antisemit.“ – Wessen
unsterbliche Sendung?
Gert Kerschbaumer, freiberuflicher Germanist und Historiker, Arbeiten
über Literatur, Kunstraub und sonstige blinde Flecken, Bücher: u. a.
(mit Karl Müller) Begnadet für das Schöne. Der rot-weiß-rote Kulturkampf
gegen die Moderne; Gedenken und Mahnen in der Stadt Salzburg: 1945-2005.
*Die Trümmerfrauen und der Wiederaufbau der Kulturnation*
Vortrag von Sylvia Köchl
Sind Krieg, Mord und Zerstörung „männliche“ Kulturen – und der
Wiederaufbau danach „weibliche“ Kultur? Wurden die „Trümmerfrauen“ zum
Sinnbild des Wiederaufbaus, um diese sexistischen Gewissheiten zu
bestätigen, nachdem der Nationalsozialismus gerade bewiesen hatte, wie
wichtig die Unterstützung der Frauen war? 1945 räumten sie auf – wie es
brave Hausfrauen eben gewohnt sind. Und obwohl es sich dabei zum
Großteil um zwangsverpflichtete Nazis handelte, wurde die „Trümmerfrau“
zur Ikone des Wiederaufbaus, zum Symbol der nationalen Unschuld. Als
solche fand sie im „Gedankenjahr“ auch finanzielle Anerkennung.
Sylvia Köchl, freiberufliche Politikwissenschafterin und Lektorin,
Aktivistin der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück und
FreundInnen und der Ausstellungsgruppe „Wege nach Ravensbrück“ sowie der
Zeitschrift MALMOE
Sonntag, 7. Mai 2006, 14 Uhr
Treffpunkt: Portal des Stephansdoms, Stephansplatz, 1010 Wien, 14 Uhr
*Mozart wird deutsch und Da Ponte arisiert.*
Ein Rundgang durch den Stadt- und Ausstellungsraum mit Werner Hanak
(Kurator)
Ausstellung:
Lorenzo Da Ponte. Aufbruch in die Neue Welt
Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien
Werner Hanak, Kurator am Jüdischen Museum Wien seit 1994, derzeitige
Projekte: Lorenzo Da Ponte. Aufbruch in die Neue Welt, Konzept für die
Mozartwohnung im Mozarthaus Viennagemeinsam mit Ulrike Spring und
Wolfgang Kos, Dokumentarfilm Malibu Songgemeinsam mit Natalie Lettner
(UA: Diagonale 2006).
Montag, 8. Mai 2006, 15 Uhr
Stadtkino, Schwarzenbergplatz 7-8, 1030 Wien
*Brauchen wir einen neuen Antifaschismus?*
Filme und Diskussion zum Post-Nazismus
Filmprogramm
zusammengestellt von Peter Grabher
150. Todestag von Wolfgang Amadeus Mozart am 5.12.1941
Beitrag aus der „Deutschen Wochenschau Nr. 589, 1941“, D 1941
16mm, s/w, 2 min
Deutschland erwache
US-Signal Corps/Amtlicher Film Misc. 1208 Kriegsministerium, USA 1945
Beta, s/w, dt. Version, 19 min
„Ein Tatsachenbericht zusammengestellt aus offiziellen Filmen der
Filmdienste der Armee der Vereinigten Staaten von Amerika.“ (Vorspann).
Der von D. W. Eisenhower am 8.5.1945 in Auftrag gegebene Film wurde ab
September 1945 in Kriegsgefangenenlagern Wehrmachtssoldaten vorgeführt.
Auffallend ist die Schärfe des Filmkommentars: „Wir wissen, daß unter
euch Männer sitzen, die uns heute zwar erzählen wollen, nie Nazis
gewesen zu sein, die sich in Wirklichkeit aber nicht geändert haben und
heute noch an Hitlers Theorien festhalten.“
Enthüllung des Denkmals der Roten Armee
Sowjetischer Informationsdienst, A 1945
35mm, s/w, 15 min
Die Welt feiert Mozarts 200. Geburtstag/Wiener Mozartfest 1956
Austria Wochenschau, A 1956
DVD, 2 min
Forderung
Anja Salomonowitz, A 2005
Idee und Konzept: Anja Salomonowitz, Nora Sternfeld, Flora Watzal
Monument für die Niederlage. Zeit der Befreiung 1945-1947 ist ein
Projekt von Martin Krenn, Charlotte Martinz-Turek, Nora Sternfeld und
Luisa Ziaja
DVD, 3 min
anschließend
Podiumsdiskussion mit
Sylvia Köchl, Doron Rabinovici, Heribert Schiedel und Oliver Marchart
Moderation: Nora Sternfeld
Während sich in halb Europa die „kleinen Leute“ hinter
autoritär-populistischen Führern scharen und schon der
Nationalsozialismus auch eine Zustimmungsdiktatur war, kämpfen viele
Linke immer noch gegen den Faschismus als bloße Funktion des Kapitals.
Und längst artikulieren sich Antisemitismus und Rassismus nicht mehr nur
rechtsextrem, worauf vielerorts mit Ratlosigkeit reagiert wird. Schwer
fällt der Abschied von der linken Selbstvergewisserung, wonach die
eigenen Positionen von vornherein und automatisch frei von
Antisemitismus und Rassismen sind. Die Kämpfe gegen Antisemitismus und
Rassismus drohen auseinander zu fallen, gar steht die Möglichkeit eines
„antirassistischen Antisemitismus“ im Raum. Daneben entzündet sich
mancherorts massive Kritik am unpolitischen und paternalistischen
Charakter dieser Kämpfe.
Peter Grabher, Historiker, Filmaktivist und Gründungsmitglied von kinoki
(http://www.kinoki.at), organisiert seit 1998 die Film- und
Diskussionsreihe kinokis mikrokino
Sylvia Köchl, freiberufliche Politikwissenschafterin und Lektorin,
Aktivistin der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück und
FreundInnen und der Ausstellungsgruppe „Wege nach Ravensbrück“ sowie der
Zeitschrift MALMOE
Doron Rabinovici, Schriftsteller, Essayist und Historiker, Bücher u. a.:
(mit U. Speck; N. Sznaider (Hg.)) Neuer Antisemitismus? Eine globale
Debatte; Instanzen der Ohnmacht. Wien 1938-1945. Der Weg zum Judenrat;
Ohnehin(Roman).
Oliver Marchart, politischer Theoretiker, Bücher: u. a. Neu beginnen.
Hannah Arendt, die Revolution und die Globalisierung(Turia+Kant 2005);
Laclau.A critical Reader, Hg. mit Simon Critchley (Routledge 2004),
Postfoundational Political Thought, (Edinburgh University Press, im
Erscheinen).
Idee und Konzept: Heribert Schiedel, Ljubomir Bratic, Nora Sternfeld
In Kooperation mit: Dokumentationsarchiv des österreichischen
Widerstandes (DÖW), Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück und
FreundInnen, Jüdisches Institut für Erwachsenenbildung, Jüdisches Museum
Wien, Stadtkino Wien
VERBORGENE GESCHICHTE/N – REMAPPING MOZART
Ein Ausstellungsprojekt in vier Konfigurationen
KuratorInnenteam: Ljubomir Bratic, Araba Evelyn Johnston-Arthur, Lisl
Ponger, Nora Sternfeld, Luisa Ziaja
Ein Projekt von WIENER MOZARTJAHR 2006
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Verborgene Geschichte/n - remapping Mozart
Gumpendorferstr. 15/13, 1060 Wien
T: 01 586 1249-15
F: 01 586 8217
M: 0699 819 845 51
www.remappingmozart.mur.at
revolution will not be televised
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