[kinoki-mikrokino] #124 - Di 1.2.- Fr 4.2., Aktionsradius Augarten: Rom Sam. Ich bin
Mensch. Ich bin Zigeuner. 4 Filmabende zum 10. Jahrestag des Attentats von
Oberwart
p
p@kinoki.at
Mon, 31 Jan 2005 11:17:08 +0100
hallo, anbei die einladung zu unserer kleinen filmreihe ROM SAM in
kooperation mit dem aktionsradius augarten. wir moechten besonders auf
die abende hinweisen, an denen die regisseure peter wagner und zelimir
zilnik da sein werden. peter wagner streitet seit jahrzehnten filmisch,
literarisch und politisch fuer die rechte der burgenländer roma, zelimir
zilnik ist seit ende der 60er jahre einer der freiesten und wichtigsten
regisseure exjugoslawiens. herzlich, kinok p
p.s.: die vorschau auf weitere termine folgt in baelde.
KINOKIS MIKROKINO
Politische Filmabende, momentan ca. 2x monatlich, an diversen Orten
auftauchend...
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Foerderpreis Politische Kulturarbeit 2004 der IG Kultur Oesterreich.
Einladung #124
kinokis mikrokino präsentiert in Kooperation mit dem Aktionsradius Augarten:
ROM SAM. ICH BIN MENSCH. ICH BIN ZIGEUNER.
VIER FILMABENDE ZUM 10. JAHRESTAG DES ATTENTATS VON OBERWART
Dienstag, 1. Februar bis Freitag 4. Februar 2005, jeweils 19:30
Aktionsradius Augarten, 1200, Gaußplatz 11, Eintritt jeweils 5 Euro
(Infos & Kartenreservierung: Tel. 332 26 94, > 31, 5A oder U4
Friedensbrücke)
Anlass dieses thematischen Schwerpunkts ist der 10. Jahrestag des
Attentats von Oberwart. Bei dem Bombenanschlag am 4. Februar 1995
starben Josef Simon, Erwin Horvath, Karl Horvath und Peter Sarközi aus
der Oberwarter Roma-Siedlung. Neben vier Filmabenden finden dazu im
Aktionsradius Augarten auch Konzerte und eine aufregende Premiere des
Wiener Lesetheaters statt, deren Stoff u. a. das Protokoll einer
Bürgermeisterkonferenz zur Lösung der "Zigeunerplage“ ist, die 1934 -
vier Jahre „vor Hitler“ - stattfand. Die beiden Filmemacher Peter Wagner
und Zelimir Zilnik werden bei der Vorführung ihrer Filme anwesend sein.
Dienstag 1.2.
Stefan Horvath, Zigeuner aus Oberwart
Regie: Peter Wagner, A 2004, Video
Stefan Horvath, der im aktuellsten Film Peter Wagners porträtiert wird,
lebt in der Roma-Siedlung in Oberwart. 1995 verlor er bei der Detonation
der Oberwarter Rohrbombe unweit der Siedlung einen Sohn. Danach litt er
an Schlafstörungen zu jener Nachtzeit, als die Detonation passierte, bis
er eines Tages ein probates Mittel zur Überbrückung dieser Zeit fand: er
begann zu schreiben. Was er zunächst aufzeichnete, waren in der Ich-Form
gehaltene Erzählungen seiner Elterngeneration, die den systematischen
Mord an den Roma thematisieren. Gerade das, sagt er, sei das Problem der
Roma: sie hätten sich niemals mit ihrer Deportation und Vernichtung während
der NS-Zeit auseinander gesetzt. Stefan Horvath will mit seinen
Erzählungen den Roma seiner Heimat eine Erinnerung nachliefern, von der
er glaubt, dass sie vielfach befreiende, wenn auch teilweise
schmerzhafte Wirkung haben könnte.
Horvath, Stefan: Ich war nicht in Auschwitz. Erzählungen.
Hrsg.: Horvath, Horst; Wagner, Peter; Übers. ins Roman: Gärtner-Horvath,
Emmerich. Edition lex liszt 2003, ISBN 3-901757-35-10
Mittwoch 2.2.
Eine lästige Gesellschaft
Regie: Claudia Fischer und Marika Schmiedt, Video
Eine niederösterreichische Zigeunerin steht im Mittelpunkt dieses Films.
Er zeigt Marika Schmiedts mühsame Spurensuche nach den Mitgliedern ihrer
Familie. Im Zuge dieser Nachforschungen entrollte sich vor den Augen der
Wiener Filmemacherin und Malerin das Schicksal ihrer Großmutter.
Unzählige Archive und Gedenkstätten haben Fischer und Schmiedt für ihre
Recherchen aufgesucht. Mit kaum mehr als einem ausgebleichten Bild
begannen die beiden ihre Recherche, in deren Verlauf deutlich wurde, wie
mühevoll es ist, ohne dokumentierte Vergangenheit zu einer gegenwärtigen
Identität zu finden: Spätfolge des Holocaust, mit dem die Roma auf diese
Weise noch heute zu kämpfen haben.
Donnerstag 3.2.
Die Roma-Schauer
Regie: Peter Wagner, A 2004, Video
„Die Roma-Schauer“ dokumentiert die zunächst harmlose Reise einer etwa
20-köpfigen österreichischen Gruppe zu einem als folkloristisch
angekündigten Roma-Festival in der zentralbulgarischen Stadt Sliven. Am
6. Mai begeht Bulgarien seinen höchsten kirchlichen Feiertag, den
Namenstag des Hl. Georg, traditionell auch für die Roma der wichtigste
Festtag des Jahres. Die am „Multikulturellen“ interessierten
ÖsterreicherInnen kamen mit der Erwartung, ein buntes Roma-Festival mit
viel Musik, Tanz, Essen und ausgelassener Stimmung zu genießen und einem
aufgeklärten „Roma Schauen“ zu frönen. Es kommt anders: Das angekündigte
Festival ist kein Festival, sondern eine vornehmlich für die Gäste
ausgerichtete Darbietung, die die vermeintlichen Roma-Schauer selbst zu
den Beschauten, zu den eigentlichen Exoten im Roma-Ghetto der Stadt
Siven macht. Der Großteil der Reisegruppe kommt mit der ihnen
dargebotenen Realität nicht zurande und kann die Scham angesichts des
eigenen Voyeurismus kaum unterdrücken kann. Peter Wagner war die gesamte
Reise über mit seiner Kamera dabei.
Anschließend Gespräch mit Peter Wagner.
Freitag 4.2.
Kenedi se vraca kuci / Kenedi Goes Back Home
Serbien-Montenegro 2003, 74 Min., Originalfassung mit englischen
Untertiteln, DVD
Regie: Zelimir Zilnik, Drehbuch: Zelimir Zilnik, Kamera: Miodrag
Milosevic, Schnitt: Marko Cvejic. Mit Kenedi Hasani, Denis Ajeti,
Dzemsit Buzoli, Sabaheta Alijevic, Mevlan Alijevic
"Kenedi se vraca kuci" heißt Zelimir Zilniks jüngster Film. Wie frühere
Arbeiten handelt es sich dabei nicht um einen Dokumentarfilm im
klassischen Sinn, sondern mehr um eine dokumentarische Intervention:
Kenedi, ein junger Mann aus dem Kosovo, selbst von der Abschiebung aus
Deutschland betroffen, fungiert dabei als eine Art Mittelsmann zwischen
Filmteam und anderen unfreiwillig Heimgekehrten, die im Gespräch mit ihm
von ihren Erfahrungen berichten.Mitten in der Nacht habe man sie
geweckt, erzählt etwa ein aufgebrachter Familienvater während einer
langen Autofahrt, um sie Stunden später in ein Flugzeug nach Belgrad zu
setzen. Seit 1991 habe er mit seiner Frau und zwei Kindern in
Deutschland gelebt und gearbeitet. "Meine Kinder sind hier
Analphabeten." - das kyrillische
Alphabet oder die serbische Sprache sind ihnen fremd, ihr Deutsch ist
dagegen ausgezeichnet.
Ähnliches hat auch Johnny zu berichten - ein Jugendlicher, den Kenedi
ebenfalls am Belgrader Flughafen aufgabelt und der auf der Suche nach
seinen Angehörigen ist. Gegen Ende des Films führt er im Belgrader
Goethe-Institut ein langes Gespräch mit einem bayrischen
Grenzpolizisten. "Würde ich zurückgehen können?", fragt er
schließlich. "Ich glaube nicht.", sagt der Mann. Aus solchen
Situationen, in denen sich die Auswirkungen politischer
Verfügungen und bürokratischer Vorgänge individuell konkretisieren,
formt "Kenedi se vraca kuci" ein raues Bild
weitgehend ausgeklammerter, europäischer Realität. (Isabella Reicher)
Anschließend Gespräch mit Zelimir Zilnik.
Weitere Veranstaltungen im Aktionsradius Augarten (jeweils 19:30):
Dienstag 8.2.: "Die Zigeunerplage“,
Lesetheater mit Christoph Krutzler und Peter Wagner. Nachspiel: „Der
lasterhafte Herr Krutzler spricht über sein Kemeten“ (Video, Uraufführung).
Dienstag 15.2.: Ein Abend für www.gipsy-info.at; Vorfilm:
„gipsy-info on tour“ von Friedemann Derschmidt.
Dienstag 22.2.: Kohelet 3 – Erstmals mit Roma-Programm
Mittwoch 23.2.: Mosa Sisic & The Gipsy Express. Beginn 19.30 Uhr;
Eintritt: 10 Euro, Ort: Carioca, 1200 Wien, Wasnergasse 17
Info: http://www.aktionsradius-augarten.at
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Vorschau folgt.
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