[kinoki-mikrokino] #108 - mo 1.3. FORGET BAGHDAD (samir)

Peter Grabher p@kinoki.at
Wed, 25 Feb 2004 12:03:09 +0100


KINOKIS MIKROKINO IM 7*STERN

Politische Filmabende, am 1. und 3. Montag des Monats. UKB 4 Euro
Im Café & Kulturzentrum 7*STERN | Tel: 0699-1-5236157 |  
http://7stern.net
1070 Wien, Siebensterngasse 31 (Ecke Mondscheingasse, >13A/49)

kinoki. Verein für audio-visuelle Selbstbestimmung
mikrokino@kinoki.at | http://www.kinoki.at
Newsletter subskribieren unter:  
http://www.kinoki.at/mailman/listinfo/kinoki-mikrokino

Einladung #108

Montag, 1. Maerz 2004, 20 Uhr
KINOKIS MIKROKINO PRAESENTIERT: SAMIR
FORGET BAGHDAD
BILD, GEDAECHTNIS UND SUBJEKTIVITAET IM NAHEN OSTEN

Forget Baghdad
Regie: Samir. Mit: Shimon Ballas, Moshe (Moussa) Houri, Sami Michael,  
Samir Naqqash, Ella Habiba Shohat.
D/CH 2002, 110 Min., arab., engl., hebr. mit dt. Kommentar und  
Untertitel, Video.

<Der Dokumentarfilm <Forget Baghdad> portraetiert vier  
irakisch-juedische Kommunisten im israelischen Exil. (...) Daheim im  
Irak waren die vier Protagonisten des Films von ihrem  
Selbstverstaendnis her <proletarische Internationalisten>, ihre  
juedische Herkunft irrelevant. Doch nicht fuer ihre Umwelt. Spaetestens  
ab Anfang der fuenfziger Jahre passten sie nicht mehr ins Konzept des  
erstarkenden irakischen Nationalismus, den sie paradoxerweise als  
Kommunisten unterstuetzt hatten. Nach dem <Farhud>, dem <brutalen  
Schlag>, als Juden auf den Straszen Bagdads ermordet wurden, flohen sie  
nach Israel. Doch dort wurden sie nicht mit offenen Armen empfangen,  
sondern erlebten, diesmal als orientalische Juden, rassistisch  
motivierte Demuetigungen und Diskriminierungen. (...) Alle vier sind  
sie Schriftsteller, daneben arbeiten sie als Literaturwissenschaftler,  
Journalisten oder Herausgeber. Sie sind nicht nur sprachgewandte und  
analytisch denkende Interviewpartner; ihre Biografien spiegeln auch in  
besonders eindruecklicher Weise den Schock der kulturellen Entwurzelung.
Doch Samir belaesst es nicht bei dieser Bilanz, sondern stellt den  
alten Männern eine juengere Frau zur Seite, die ihre Tochter sein  
koennte: Die in Israel geborene irakischstaemmige Filmwissenschaftlerin  
Ella Shohat, deren Leben - wie das  Samirs -  ein Beispiel dafuer ist,  
wie irakische <Secondos> sich zwischen den Kulturen eine neue Heimat  
suchen. Shohat lebt heute in New York, wo sie unter anderem die Folgen  
des Zionismus für die orientalischen Juden erforscht. Ihre  
Ausfuehrungen zur laecherlichen Figur des arabischen Juden in  
historischen israelischen Filmen ergaenzt Samir mit Ausschnitten aus  
solchen <Borekas-Filmen> sowie mit Sequenzen aus alten Revue-,  
Propaganda- und Unterhaltungsfilmen, die die Klischees <des Juden> und  
<des Arabers> reproduzieren.
<Forget Baghdad> ist ein vielschichtiger, anspruchsvoller, an  
Informationen und Bildern aeuszerst dichter Film, der eindruecklich von  
der Tragoedie der kulturellen Entwurzelung erzaehlt. Zwar ist er mit  
den vielen Interviewsequenzen und unzaehligen Zwischentiteln etwas zu  
sprachlastig und didaktisch ausgefallen. Dennoch: Gerade in einer Zeit,  
in der im Nahen Osten die Feindbilder geschuert werden, beruehrt dieser  
Film, der eine verschwundene, verlorene Welt in Erinnerung ruft, ein  
Bagdad, in dem Juden und Araber einst friedlich nebeneinander lebten.>  
(Bettina Spoerri)

Gespraech mit Samir, Regisseur von <Forget Baghdad>.

Samir, Regisseur und Produzent, Zuerich; geboren 1955 in Bagdad, Irak.  
Nach der Schule fuer Gestaltung in Zuerich Lehre als Typograph,  
Ausbildung zum Kameramann in einer groszen schweizerischen  
Filmproduktion; in den neunziger Jahren Arbeit für etliche deutsche  
Sender (ZDF, WDR, SAT 1, Pro 7) als Regisseur von Fernsehfilmen und  
Serien; neben seiner filmischen Taetigkeit Arbeiten im Bereich der  
bildenden Kunst; politische Videoarbeit; zusammen mit Werner Schweizer  
1994 Gruendung der DSCHOINT VENTSCHR FILMPRODUKTION.

Link:

Dschoint Ventschr Filmproduktion, Zuerich
http://www.dschointventschr.ch/

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Vorschau:

#109
Montag, 8. Maerz 2004, 18.30 h
KINOKIS MIKROKINO IM WUK IM RAHMEN VON
KUENSTLERINNEN AGIEREN NACH DEM TOD VON SEIBANE
Ausstellung, Konzerte, Filme, Diskussionen, Abschlussfest
2.3.-15.3. im WUK Projektraum
http://www.gale.at

18:30 –19:45

Schwarzfahrer
Pepe Danquart, BRD 1993, 12 Min., Video, dt. V.
Ein Afro-Amerikaner wird von einer aelteren Dame in der Straszenbahn  
rassistisch beschimpft. Niemand tut etwas. Ein Fahrscheinkontrolleur  
steigt ein. Da passiert es...
Vielfach ausgezeichneter Kurzfilm über Alltagsrassismus in unseren  
Städten.

Wir sind schon da! Ein Film ueber die Sans Papiers
FrauenLesben Filmcollectif Berlin, F/BRD 1997, 63 Min., Video, dt. V.
In diesem Video erzaehlen fünf Frauen der Sans Papiers von der  
Entstehungsgeschichte und den Hintergruenden, von der Organisierung der  
Frauen innerhalb der Sans Papiers und ihren wichtigsten Forderungen,  
z.B. dem eigenstaendigen Aufenthaltsrecht für Frauen. Sie stellen ihre  
Situation der Rechtlosigkeit und Marginalisierung in den Laendern des  
Nordens ausdruecklich in einen Zusammenhang mit der Geschichte der  
Kolonisierung und Sklaverei sowie mit dem heute herrschenden  
Nord-Sued-Verhältnis. Madjiguène Cissée vom Kollektiv der Sans Papiers  
in St. Bernard formuliert es so: <Unsere Forderungen gehen weit ueber  
die Regulierung unserer Papiere hinaus. Es ist sicher, dasz unser  
Kampf, den wir - als Volk aus dem Sueden, das hier in Europa lebt -  
fuehren, die Frage nach der Nord-Sued-Beziehung stellt.>

Link:

Pajol, ein Netzwerk der Sans papiers und Anti-Abschiebungs-Kampagnen in  
Frankfreich
http://pajol.eu.org/


20:00 –21:45

Injustice
Ken Fero & Tariq Mehmood, UK 2001, 98 Min., Video, engl.
Zwischen 1969 und 1999 starben in Groszbritannien ueber 1000 Personen  
in Polizeigewahrsam. Kein einziger Polizist wurde jemals fuer einen  
dieser Todesfaelle verurteilt. Ken Fero und Tariq Mehmoods engagierter  
und kontroversieller Film dokumentiert Todesfaelle in Polizeigewahrsam  
ueber einen Zeitraum von von sechs Jahren. Er zeigt den Kampf der  
Hinterbliebenen fuer Gerechtigkeit. Er klagt den andauernden Rassismus  
im Zentrum des britischen Justizsystems an und feiert die Solidaritaet  
der FreundInnen und Familien. Seit seiner Urauffuehrung versucht die  
britische Polizei den Film zu verbieten und Auffuehrungen zu  
verhindern, indem z. B. die auffuehrenden Kinos bedroht werden.  
Eingeschuechterte Kinos sagen Vorfuehrungen ab. An einem Ort  
verbarrikadierte sich das Publikum in der Halle und erzwang so die  
Vorfuehrung.
<One of the most despairing and powerful films ever made in this  
country.> The Guardian

Links:

Website zum Film
http://www.injusticefilm.co.uk

Website von Inquest, einer Kampagne, die sich mit den Todesfaellen in  
Polizeigewahrsam beschaeftigt
http://www.inquest.org.uk/

telepolis-Artikel zum Film und zum Thema
http://www.heise.de/tp/deutsch/html/result.xhtml?url=/tp/deutsch/ 
inhalt/co/9757/1.html&words=Injustice


#110
Montag, 15. März 2004, 19 Uhr
KINOKIS MIKROKINO PRAESENTIERT: HANNE HIOB
DIE ERMITTLUNG
40 JAHRE FRANKFURTER AUSCHWITZ-PROZESS

Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesaengen
Regie: Peter Schulze-Rohr. Buch: Peter Weiss. Mit: Horst Beck, Pinkas  
Braun, Ida Ehre, Heinz Giese,Viktor S. Goertz, Hellmut Lange, Hanne  
Hiob, Josef Schaper.
D 1966, 155 Min., dt. V., Video.
Vor 40 Jahren - zwischen Dezember 1963 und August 1965 - fand in  
Frankfurt am Main der Auschwitz-Prozess statt, in dem die fuer das  
Funktionieren der Vernichtungsmaschinerie Verantwortlichen vor Gericht  
standen. Am 19. Oktober 1965 fand an 15 Orten in Ost- und  
Westdeutschland die Urauffuehrung des dokumentarischen Theaterstueckes  
von Peter Weiss statt, welches die Fakten ueber Auschwitz darstellt,  
die im Prozess von ueber 300 Zeugen zur Sprache gebracht wurden.
Elf Gesaenge beschwoeren den Ablauf der Menschenvernichtung in  
Auschwitz herauf, vom ersten, dem <Gesang von der Rampe> mit der  
<Selektion>, der Auswahl der Haeftlinge fuer die Ermordung, bis zum  
letzten, dem <Gesang von den Feueroefen>, der Massenverbrennung der  
Leichen in den Krematorien, in denen im Sommer 1944 bis zu 20.000 durch  
Gas vergiftete Haeftlinge taeglich vernichtet  wurden. 1.350.000  
Juedinnen und Juden aus ganz Europa, sowie Zehntausende Zigeuner und  
sowjetische Kriegsgefangene wurden in Auschwitz umgebracht.
Der Text beruht auf den Prozessakten, den persoenlichen Prozessbesuchen  
des Autors und den Prozessberichten, die Bernd Naumann fuer die  
<Frankfurter Allgemeine  Zeitung> geschrieben hat.
Es werden Taeter und Opfer miteinander konfrontiert, und auf diese  
Weise wird, gerade durch den Verzicht der Rekonstruktion individueller  
Erlebnisse und die Betonung der funktionalen Aspekte, das Grauen dieser  
Toetungsfabrik deutlich. Zugleich wird die Moeglichkeit gezeigt, dass  
sich Aehnliches wiederholen koennte, und die Notwendigkeit, dies zu  
verhindern. Eine Woche nach den ersten Theaterauffuehrungen brachten  
alle deutschen Radio-Sender eine Hoerfunkfassung des Stuecks, im Maerz  
1966 sendete die ARD die Fernsehversion in der Regie von Peter  
Schulze-Rohr. Das Stueck und der Film stehen exemplarisch für die  
zweite Phase der Beschaeftigung mit der Shoa seit 1945 in Deutschland,  
die der Frankfurter Auschwitz-Prozess ausloeste.

<Es gab kein Entrinnen, es gab nur die Feigheit des Abschaltens oder  
die Bequemlichkeit  des Umschaltens. Und, dasz es kein Entrinnen gab,  
dieser Zwang des Mit-Denkens, nicht des Mit-Fuehlens, spricht fuer die  
Intensitaet der Auffuehrung, fuer ihre Qualitaet. Ueber das Niveau des  
Ensembles braucht man kein Wort zu verlieren, das Fernsehen kann sich  
die besten Darsteller leisten.> (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1966)

Gespraech mit Hanne Hiob, Schauspielerin in <Die Ermittlung>.

Hanne Hiob wurde 1923 in Muenchen als Tochter von Marianne Zoff und  
Bert Brecht geboren. Film- und Theaterarbeit in Berlin, Hamburg,  
Zuerich und Muenchen. 1959 war sie in der Urauffuehrung von Brechts  
<Die heilige Johanna der Schlachthoefe> durch Gustaf Gruendgens in  
Hamburg die Johanna. Am Berliner Ensemble spielte sie diese Rolle 1968.  
Politische Aktionen und Straszentheater, u. a. Anfang der 80-er Jahre  
<Idylle einer deutschen Kleinstadt> gegen Josef Mengele, nach der  
deutschen Wiedervereinigung <Buero Mahagonny / Anachronistischer Zug>.

Hanne Hiob, Gerd Koller (Hg.): <Wir verreisen...> In die Vernichtung.  
Briefe 1937-1944. Berlin: Aufbau Taschenbuch Vlg. 1998, ISBN 3746613957.

Links:

Robert Cohen: The Political Aesthetics of Holocaust Literature: Peter  
Weiss's <The Investigation> and Its Critics (> History and Memory,  
Volume 10, No. 2, Fall 1998, Univ. of Indiana Press)
http://iupjournals.org/history/ham10-2.html

Dokumente zum Auschwitz-Prozess (Fritz Bauer Institut, Frankfurt a. M.)
http://www.fritz-bauer-institut.de/projekte/auschwitz-prozess.htm


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KINOKI goes DIAGONALE:

Filme, die wir nicht sehen koennen

Filmprogramm und Diskussion
Diagonale 2004
Donnerstag, 4. März

Diese DIAGONALE hat einen besonderen Stellenwert, weil sie vielleicht  
zum ersten Mal gezwungen ist, sich klar als politisches Ereignis zu  
deklarieren. Wird das Festival selbst politisch bedeutsam, heiszt das  
nicht unbedingt, dass auch eine Politisierung des Films stattfindet.  
Wir wollen die Gelegenheit nuetzen, um die Spiegelung der politischen  
Realitaet in der oesterreichischen Film- und Medienlandschaft zu  
diskutieren. Das Programm zeigt oesterreichische und europaeische  
Produktionen, die meist unsichtbar bleiben.

In Oesterreich lebt eine grosze Anzahl von KuenstlerInnen,  
FilmemacherInnen, ZuseherInnen, die noch nie Zugang zu dem Feld hatten,  
welches sich nun gegen die Vereinnahmung durch die schwarz-blaue  
Regierung zur Wehr setzt. Sie sind dementsprechend auch nicht in der  
Lage, sich den Forderungen der DIAGONALE und der oesterreichischen  
Filmszene anzuschlieszen, obwohl sie selbst ein vitales Interesse an  
Filmproduktionen haben, die einen Gegenentwurf zu den hegemonialen  
Bildern darstellen koennten. Massenmedien begleiten hierzulande immer  
wieder die herrschende Politik mit rassistischen Kampagnen und  
gezielter Fehlinformation. Alternative Medien und Filmproduktionen  
koennen denen eine Stimme geben, die aus dem Blickwinkel der dominanten  
Oeffentlichkeit verschwinden sollen.

Warum entstehen in Oesterreich aber kaum Filme, die die Realitaet von  
rassistisch Diskriminierten, Nicht-MehrheitsoesterreicherInnen,  
Fluechtlingen und Asylsuchenden repraesentieren, und kaum Filme, die  
von rassistisch Diskriminierten gemacht worden sind? Nach der <Wende>  
in Oesterreich wurde trotz <Die Kunst der Stunde ist Widerstand> bis  
heute kein einziger Film ueber die <Operation Spring> gemacht. Ein  
einziger Kurzspielfilm – <Der Andere> von Davis O. Nejo und Said Manafi  
– reagierte filmisch auf den Totschlag am Asylwerber Marcus Omofuma.  
Der Film wurde von der DIAGONALE abgelehnt. Filme, die Ausdruck der  
Selbstermaechtigung oder Zeichen des Protests sind, werden gern mit  
aesthetischen Begruendungen abgewertet. Doch vielleicht gibt es eine  
filmische Aesthetik, die aus der gesellschaftlich privilegierten  
Position der Mehrheit nicht gesehen werden kann.

Film ist ein teures und tendenziell undemokratisches Medium. Dabei geht  
es um eine ganz basale Funktion von Film: visuelle Selbstbestimmung, ja  
Selbstverteidigung und Artikulation der Kaempfe um soziale und  
demokratische Rechte. Filme koennen <die Anordnungen des Wunsches  
veraendern, die Stereotypen durchbrechen, die Zukunft eroeffnen> (Félix  
Guattari). Warum gibt es oder warum sehen wir so wenige dieser Filme?

Peter Grabher (kinoki) und Anna Kowalska in Zusammenarbeit mit Hirut  
Kiesel und Karim Duarte (wmi – World Media Insights)


Filme, die wir nicht sehen koennen

Filmprogramm

Donnerstag, 4. März
13:30 – 15:45
Schubert 2

Nous, sans papiers de France…
Kollektivfilm, F 1997, 3 min., DV
Madjiguène Cissé artikuliert die Forderungen der franzoesischen Sans  
Papiers. Ueber 200 Filmschaffende erklaerten sich in diesem von Nicolas  
Philibert initiierten Kurzfilm 1997 beim Festival in Cannes mit deren  
Forderungen solidarisch.

Der Andere
Davis O. Nejo, Said Manafi, A 1999, 11 min., DV
Der kurze Spielfilm visualisiert in minimalistischer Form die letzten  
Stunden Marcus Omofumas, seine Angst und Verzweiflung. Es ist der  
bisher einzige Film, der sich mit dem Tod Omofumas am 1. Mai 1999  
beschaeftigt.
<Best Film by a Black Filmmaker> und <Best Film on matters relating to  
the Black Experience> beim XV. Black International Cinema Festival,  
Berlin 1999.

Polizeiaktion im Fluechtlingsheim Zwickau
AnonymeR FilmemacherIn; Umbruch / Filmarchiv, D 2000, 4 min., DV
26. September 2000, 23 Uhr. Unangekuendigt kommt die Polizei mit elf  
Einsatzfahrzeugen, um zwei libysche Familien zur Abschiebung abzuholen.  
Ein Fluechtling behaelt die Nerven und filmt in der Situation.  
Erstmalig wird es dadurch moeglich, aus Sicht der unmittelbar  
Betroffenen dieses Ereignis zu dokumentieren. Jedes Jahr werden etwa  
40.000 Fluechtlinge aus Deutschland abgeschoben.
http://www.umbruch-bildarchiv.de/

Asylum is human right
Kollektivfilm; Umbruch / Filmarchiv, D 2001, 11 min., DV
Das Video gibt konkrete Informationen ueber die Situation von  
Asylsuchenden in Deutschland und ihren selbstorganisierten Kampf um  
demokratische Rechte. Es wurde im Rahmen eines Video-Workshops von  
VideoaktivistInnen von Paper Tiger TV und anderen Gruppen zusammen mit  
Fluechtlingen und MigrantInnen aus Togo, Kamerun, Zimbabwe, Polen und  
aus der Ukraine produziert.
Umbruch / Bildarchiv Berlin sammelt und streamt Dokumentationen von  
Aktionen, Demonstrationen, aber auch Dokumente der Gewalt gegen die  
AsylbewerberInnen in Deutschland.
http://www.umbruch-bildarchiv.de/

Zinnergasse 29A
Jawid Azizi; dezentrale medien, A 2003, 9 Min., DVD
In der Zinnergasse 29A, am Rande von Wien, befindet sich ein großes  
Wohnheim fuer Fluechtlinge. Jawid lebt seit einiger Zeit dort. Er  
spricht mit BewohnerInnen ueber die Erfahrung, als Flüchtling zu leben.
Die Gruppe dezentrale medien (Eva Dertschei, Petja Dimitrova, Borjana  
Ventzislavova, Carlos Toledo) arbeitet seit 2000 an partizipativen  
Projekten mit Jugendlichen in Wien, in denen sie ueber die Aneignung  
der Medien Video und Internet verschiedene Lebensentwuerfe und  
Standpunkte thematisieren.
http://www.dezentrale.net/

Normalitaet #5 & #8
Hito Steyerl, D/A 2000, 12 min., DV
<Normalitaet definiert sich für Hito Steyerl ueber die Randzonen, nicht  
ueber das Kerngebiet. Die permanente Ausweitung des normalen  
Territoriums, das stete Einverleiben eines neuen, wenn auch nur  
schmalen Streifens frueherer Abnormitaet zeigen die gefaehrliche  
Elastizitaet des Normalitaetsbegriffes; normal ist, was nicht mehr  
aufzuregen vermag, und der Assimilationsprozess des Menschen an neue  
Normalitaeten funktioniert in der Regel rasch, unreflektiert und  
gruendlich.> (G. Schnedlitz)

Weiszes Ghetto
Kanak TV, D 2002, 8 min., DV
<Kanak TV ist die Umkehrung des rassistischen Blicks. Aber wir wollen  
nicht nur den rassistischen Blick und die festgelegten Bilder im Kopf  
zu Tage bringen. Unser Fokus richtet sich auch darauf, wie Bilder  
gemacht, manipuliert und eingesetzt werden. Kanak TV entlarvt den  
medialen Blick als Macht, indem es sich dieses Macht-Blickes bedient.  
So soll das Machtverhaeltnis in Frage gestellt, zurueckgewiesen und ihm  
entgegengewirkt werden.> (Kanak TV)
http://www.kanak-tv.de/

Philharmonie Koeln – 40 Jahre Einwanderung
Kanak TV, D 2001, 9 min., DV
<Koeln, 6.11.2001. An diesem Tag feierte die Stadt Koeln den 40.  
Jahrestag der Unterzeichnung des ersten Anwerbeabkommens mit der  
Tuerkei. Entsprechend tauchte auch viel Prominenz zum Festakt in der  
Philharmonie auf. Sogar der Buergermeister war da. Wir haben natuerlich  
zu diesem Anlass nur die weißen Exoten mit der Kamera verfolgt.> (Kanak  
TV)
http://www.kanak-tv.de/

afro deutsch
Ayassi, Tyron Ricketts; D 2001, 11 min., DV
Der in Oesterreich aufgewachsene Schauspieler und Musiker Tyron  
Ricketts rappt ueber seine Erfahrungen mit Rassismus. <afro deutsch>,  
der in deutschen Kinos als Vorfilm gezeigt wurde, will ermutigen, nicht  
still zu halten und zu schweigen, wenn Menschen aufgrund ihrer  
Hautfarbe diskriminiert werden.
http://www.afro-deutsch.de/

§taatsbürgerschaft?
Petja Dimitrova, Wien 2003, 8 min., DVD
Petja Dimitrova lebt und studiert in Wien. Ihr Diplomabschluss an der  
Kunstuni soll ihr, gemeinsam mit Empfehlungsschreiben etablierter  
Persoenlichkeiten aus der Kunstbranche ermoeglichen, die  
Staatsbuergerschaft im <beschleunigten Verfahren>, also vor Ablauf der  
Mindestwartezeit von zehn Jahren, zu erhalten. Wird sie es schaffen?  
Und wozu ist das eigentlich notwendig?
Das Video dokumentiert das behoerdlich geforderte Sammeln von  
Nachweisen, dass sie der neuen Nationalität wuerdig ist und ist  
gleichzeitig die Abschlussarbeit fuer das begehrte Diplom.

Frontera Sur
Helena Maleno, Alex Muñoz, Victor Rins; 2003, 13 min., DVD
Einblicke in das Leben an der suedwestlichen Auszengrenze Europas: In  
riesigen Gemueseplantagen arbeiten viele <illegale> Arbeiter
Innen aus Nordafrika. 2000 kam es in El Ejido zu schweren rassistischen  
Ausschreitungen.
Der Film entstand im Rahmen des Projekts Frontera Sur RRVT.
http://www.geobodies.org/fronterasur/

Estrecho Adventure
Valeriano Lopez Dominguez; 1996, 6 min., DVD
Abdul traeumt vom Leben in Europa. Vorerst beschaeftigt er sich mit  
<Estrecho Adventure>, einem Videospiel, bei dem eine Unzahl von  
Hindernissen ueberwunden werden muss, um schlieszlich nach Europa zu  
gelangen…
http://www.geobodies.org/fronterasur/


Filme, die wir nicht sehen koennen

Diskussion

Donnerstag, 4. März
16:00 – 17:30
Schubert 3

Karim Duarte (Journalist, wmi – World Media Insights)
Davis O. Nejo (Kuenstler, Schauspieler, Co-Kurator der Biennale von  
Dakar)
Lisl Ponger (Bildende Kuenstlerin, Filmemacherin)
Jo Schmeiser (Kuenstlerin, Filmemacherin; Klub Zwei)
N.N.

Moderation: Anna Kowalska (Kuenstlerin)

Dank an Ljubomir Bratic, Araba E. Johnston-Arthur, Lisl Ponger, Jo  
Schmeiser und Sidy Wane.

Link: http://www.diagonale.at


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Hinweise:

http://www.filmarchiv.at

ÄSTHETIK, KINO, POLITIK
THEATER / FILM NACH BRECHT UND PISCATOR
5. 2. – 27. 2. 2004 Metro Kino

BÉLA BALÁZS
28. und 29. 2. 2004 Metro Kino

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Veranstaltungsreihe KünstlerInnen agieren nach dem Tod von Seibane
WUK projektraum, 2.3.-19.3.2004

Am 2. März 2004 startet die große Ausstellungs -und Veranstaltungsreihe
"KünstlerInnen AGIEREN nach dem Tod von Seibane"

Knapp drei Wochen lang wird im WUK-Projektraum in Wien das Geschehen  
rund um den
Tod von Seibane Wague und damit verbundene Themen wie Migration,  
Rassismus,
Gewalt und Entfremdung beleuchtet. Wague, der im Afrika-Kultur-Dorf im  
Wiener
Stadtpark eine Ausstellung betreute, starb am 15. Juli 2003 nach einem  
Einsatz
von Polizei und Rettung. Der Unabhängige Verwaltungssenat Wien hat am  
29. Jänner
2004 das Verhalten der Polizei bei der Verhaftung von Seibane Wague als
rechtswidrig eingestuft.

Über 90 KünstlerInnen sind dem Aufruf der InitiatorInnen des Vereins  
gale
gefolgt und beteiligen sich mit Beiträgen aus den Bereichen Malerei,
Installation, Fotografie, Film, Performance, Theater, Kabarett, Musik,  
Literatur
und Lichtdesign. Das Programm spannt einen weitreichenden  
multi-ethnischen und
interkulturellen Bogen - von einem kulinarischen Projekt der Bildenden
Künstlerin Ula Schneider (Initiatorin von SOHO in Ottakring) mit der
Fußballtruppe FC Sans Papiers über eine Parzifal Bearbeitung von Karl  
Ferdinand
Kratzl bis zur Installation mit Asche gefüllter Handschuhe der  
Künstlerin
Malgorzata Bujnicka.

Genauere Informationen (Veranstaltungskalender, Namen der mitwirkenden
KünstlerInnen) befinden sich in der Beilage.

Infos: www.gale.at


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