[kinoki-mikrokino] #177 - Di 21.12./depot: UKAMAU - Kontinuität radikaler Filmarbeit in Bolivien

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Mo Dez 20 17:16:12 CET 2010


hallo, leider hat sich bei unserem morgigen programm einiges geaendert: unser gast aus bolivien, ismael saavedra, musste krankheitshalber seine europareise absagen. er hat uns seinen neuen film - leider noch ein work in progress - geschickt. nachdem wir auch den zweiten angekuendigten film - yawar mallku - bis heute nur in der bolivianischen original-version zur verfuegung haben, werden wir morgen auch einen weiteren film von ukamau mitbringen, <la nacion clandestina>. neben diesen filmen, die wir uns ansehen und besprechen koennen, werden wir einige seiten aus dem ukamau-manifest <a cinema for and with the people> zu gehoer bringen. mal sehen. sorry fuer diese umstaende, ein spannender abend wirds sicher trotzdem. herzlich, kinok p

KINOKIS MIKROKINO

Politische Filmabende, 1x monatlich im depot bei freiem Eintritt.
depot, Breite Gasse 3, 1070 Wien,
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kinoki. Verein für audio-visuelle Selbstbestimmung
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Einladung zu kinokis mikrokino #177

Dienstag, 21. Dezember 2010, 19:00
UKAMAU - Kontinuität radikaler Filmarbeit in Bolivien

Heute gilt Bolivien als Vorzeigebeispiel für überall auf der Welt in Gang befindliche Dekolonialisierunsprozesse. Die derzeitige "Entrümpelung" des kolonialen Erbes – vom Schulsystem bis zur Staatsverfassung – hat eine bewegte und umkämpfte Vorgeschichte. Juan Ismael Saavedra Menachos jüngster Film "80" unternimmt eine Rekonstruktion des Staatsstreichs 1980, der ihn damals selbst ins Exil zwang. Der vom Grupo Ukamau mit Betroffenen inszenierte Spielfilm "Yawar Mallku - Das Blut des Kondors" denunzierte 1969 die Praxis von Zwangssterilisierung indigener Frauen und bildet ein emblematisches Beispiel für das militante Kino Lateinamerikas.

80; Bolivien 2010, Regie: Ismael Saavedra, 70 min, OmenglU

Yawar Mallku - Das Blut des Kondors, Bolivien 1969, Regie: Jorge Sanjinés, Prod.: Grupo Ukamau, 74 min, OF
oder:
Die geheime Nation, Bolivien 1989, Regie: Jorge Sanjinés, 128 min, OF+dt. U.


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Vorschau:

Do, 20. Jänner 2011, 18:00 (Frühere Beginnzeit!)
WUNDKANAL / UNSER NAZI
kinokis mikrokino #178

Ein alter Mann wird entführt und von seinen Kidnappern verhört. Dabei wird die Biografie eines Massenmörders freigelegt. Der Achtzigjährige war als einer der obersten SS-Führer für die Ermordung von Tausenden von Menschen in der Sowjetunion verantwortlich und "Erfinder" einer infamen Liquidationstechnik der Nazis: des fingierten Selbstmords politischer Gefangener. Thomas Harlan, der kürzlich verstorbene Sohn des Nazipropagandisten Veit Harlan, begnügte sich in 'Wundkanal' nicht mit der Rekonstruktion der Geschichte dieses Schreibtischtäters, sondern zieht darüberhinaus Linien vom Nationalsozialismus bis zum Bau der Hochsicherheitstrakte im Stammheimer Gefängnis. 
Robert Kramer drehte seinen eigenen Film über Harlans provokatives Projekt: Notre Nazi (Unser Nazi) dokumentiert die Dreharbeiten zu Wundkanal, einem sozialen Experiment, in dem Kinder von Opfern und Täter auf einen wirklichen Täter treffen und das über den fiktiven Prozess in Wundkanal hinausweist. "Das Thema ist heillos, die Filme sind es noch mehr. Man kann Harlans Film nur verstehen, wenn man Kramers Film gesehen hat, und hat man beide gesehen, dann versteht man nichts mehr. Denn Kramer, der so tut, als dokumentiere er nur, denunziert in Wahrheit den Denunziator Harlan. Es ist, als wäre jene Ermordung der 11.000 Juden, an der Filbert beteiligt war, ein Fluch, der noch jene verwirrt und blind macht, die sie verarbeiten wollen." (Ulrich Greiner, Die Zeit 14.9.1984)

Wundkanal, D/F 1984, Thomas Harlan, 107 min, DVD
Notre Nazi, F/D 1984, Robert Kramer, 116 min, DVD

Einführung: Studierendengruppe (TFM)


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Do, 17. Februar 2011, 19:00
FEBRUAR 34: TRÄNEN STATT GEWEHRE 
kinokis mikrokino #179

Tränen statt Gewehre, A 1983, Karin Berger/Elisabeth Holzinger/Lotte Podgornik/Nadja Trallori, 30 min, DVD

“Im Goethehof hat es dann geheißen: Ein jeder hat seine Waffen! Jetzt haben sie das Bad aufgehaut, die Mauer vom Bad, eine bestimmte Stelle. Da waren drinnen vier Revolver und zehn Gewehre! Und 170 Mann sind dagestanden zum Kampf bereit. Kannst du dir das vorstellen! Das war so deprimierend, dort bin ich so fertig gewesen. Jetzt hab ich gesagt, na das war alles umsonst! Die haben alle nicht kämpfen können. Es hat nicht Stadlau kämpfen können, es hat nicht Kagran kämpfen können. Weil wenn das gemeinsam losgegangen wär, Ottakring und mit allem, das wäre ja etwas Anderes gewesen.” (Anni Haider in "Tränen statt Gewehre")

Anschließend Gespräch mit Karin Berger und Elisabeth Holzinger.

Die Kameraden des Koloman Wallisch, A 1983/84, Michael Scharang, 90 Min., VHS

"Koloman Wallisch, steirischer Nationalratsabgeordneter und Bürgermeister von Bruck a. d. Mur, zählt zu den Märtyrern des Februar 1934. Wenige Tage nach dem Beginn der Kämpfe wurde er am 19.2.1934 von der Dollfuß-Regierung gehenkt. Seine Person ist der Ausgangspunkt für Michael Scharangs Spielfilm. Scharang erzählt von alltäglichen Schicksalen, von Menschen, die in den Sog der Ereignisse gerissen werden. Der Werk-zeugmacher Viktor ist - wie alle Mitglieder seiner Familie - überzeugter Sozialist. Die Liebe zwischen ihm und der im bürgerlichen Milieu aufgewachsenen Arzttochter Paula droht an der Zuspitzung der politischen Situation zu zerbrechen." (filmladen)


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kinokis mikrokino #180/1
Do, 17. März 2011, 19:00 
DIE PALÄSTINENSISCHE FILMEMACHERIN ULA TABARI - PRIVATE INVESTIGATION I

In "Private Investigation" richtet die palästinensische Filmemacherin Ula Tabari den Blick auf die palästinensische Bevölkerung in Israel, 20-25% der israelischen Bevölkerung. Aus ihrer Wahlheimat Paris kehrt Tabari kurz vor dem israelischen Unabhängigkeitstag, dem palästinensischen Tag der Naqba, der Katastrophe, in ihre Geburtsstadt Nazareth zurück. Sie spricht mit ihren Eltern, mit FreundInnen, mit Menschen auf der Straße über die Frage, was dieser Tag für sie bedeutet. Sie alle haben die israelische Staatsangehörigkeit und sind gleichzeitig palästinensisch. Mit Private Investigation gibt sie eine Innenansicht aus einer Bevölkerungsgruppe, die bei allen Verhandlungen über Lösungsmodelle für den Konflikt zwischen Israel und Palästina nahezu ignoriert wird.

Private Investigation, F/D 2002, Ula Tabari, 85 min, DVD, OmdtU

Gespräch mit Ula Tabari (Paris)


kinokis mikrokino #180/2
Fr, 18. März 2011, 19:00 
DIE PALÄSTINENSISCHE FILMEMACHERIN ULA TABARI - PRIVATE INVESTIGATION II

"Jinga" bezeichnet eine Grundfigur des Capoeira, einer afro-brasilianischen Kampf- und Tanztechnik. In diesem von Sklaven entwickelten Kampfstil sind Angriff und Verteidigung nicht zu unterscheiden. Ulla Tabari setzt in "Jinga48" die in "Private Investigation" begonnene Recherche fort. Aus der Generation der Kinder sind nun selbstbewusste, Capoeira übende Teenager geworden, die die filmische Forschung nach palästinensischen Identitäten in Israel und ihrer historischen Wurzeln in den Jahren 1948 und 1976 nun selbst übernehmen.

Jinga48, Palästina/Qatar 2009, Ula Tabari, 76 min, DVD, OmeU

Gespräch mit Ula Tabari (Paris)

Ula Tabari. Sie wurde 1970 in Nazareth geboren und lebt seit 1998 in Paris. Arbeit am Theater und Filmproduktion, Filmschauspielerin, u.a. in Filmen von Elia Suleiman.


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Hinweise:

Montag, 18. Jänner 2011, 18:00
The Knowledge of the Archive: Politics, Film and Memory
Filmscreening und Diskussion

Die von Black Audio Film Collective von den frühen 1980er bis Mitte der 1990er Jahre produzierten experimentellen Dokumentarfilme zählen zu den wichtigsten filmischen Arbeiten in der Auseinandersetzung mit Schwarzer Geschichte in Britannien und darüber hinaus. Vor dem Hintergrund der Arbeitskämpfe und Aufstände, auf die sie sich beziehen, bilden die Filme ein Archiv über Fragen politischer Repräsentation, Geschichte und Erinnerung. Teil der filmischen Praxis war von Anfang an eine Diskursbildung, die in die Cultural Studies Departments oder die Postcolonial Studies hineinwirkte. Was bedeutet dieses widerständige Wissen heute in Zeiten seiner Kommodifizierung in Universitäten, Museen und Kinos, während gleichzeitig etwa eine Auseinandersetzung mit Schwarzer österreichischer Geschichte marginalisiert und negiert wird?

Einleitung von Sophie Goltz (Kuratorin, Berlin) und Therese Kaufmann (eipcp, Wien)
6 pm Handsworth Songs, R: Black Audio Film Collective, UK 1986, 60 min
7 pm The Genome Chronicles. R: John Akomfrah, UK 2009, 33 min

Diskussion mit John Akomfrah, David Lawson (Smoking Dogs Films / Black Audio Film Collective, London)

Veranstaltung in englischer Sprache.
Im Rahmen der Ausstellung Notes on Memories (IG Bildende Kunst) und des Projekts creating worlds (eipcp); in Kooperation mit LUX (London) and Kinoki (Wien).



revolution will not be televised
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