[kinoki-mikrokino] Medea bloß zum Trotz
Tina Leisch
augustine.leisch at gmx.at
Mit Jan 30 08:58:51 CET 2008
Wir können unser Häfntheaterstück
"Medea bloß zum Trotz"
noch ein letztes Mal öffentlich zeigen!
„MEDEA BLOSS ZUM TROTZ“
Häfntheater mit Gesang und Musik
Zusätzliche öffentliche Vorstellung
(Anmeldung unbedingt erforderlich!):
Fr 15.2.2008 (19.00 Uhr)
In der
Justizanstalt Gerasdorf am Steinfeld
A – 2731 St Egyden , Puchberger Straße 1
Kartenvorbestellung (unbedingt erforderlich!!)
und Mitfahrgelegenheiten bzw Shuttleservice
(bis spätestens 11.2. bestellen!) unter:
Tel. 0681 / 103 67 851 oder per email:
medeakarten at gmx.net
„Verstehen Sie, warum auf allen Kanälen gepredigt wird: „Skalpiere
deinen Nächsten wie dich selbst!”?“
Anhand einer lebendigen, zeitgenössischen Version des Medea-Mythos
wird gefragt, warum seit 2400 Jahren VerbrecherInnen auf den Bühnen
und Leinwänden und Titelseiten der Zeitungen faszinieren und
begeistern, während die realen Medeas eher Abscheu und Befremden
auslösen und Kindsmörderinnen z.B. selbst noch im Gefängnis den
untersten Platz in der Häftlingshierarchie einnehmen und sogar von
manchen Mitgefangenen gemieden werden.
„Sie macht aus ihrem kulturellen Landgut einen Napf für Jasons
gierige Höllenhunde.“
Medea verliebt sich in den Gangster Jason. Für den Reiz eines
abenteuerlichen Outlaw-Lebens verrät sie ihre Zukunftschancen, ihre
Herkunft und Familie, ihre „glückliche Kindheit in der Vitrine“. Doch
Bonnie und Clyde taugen als Role-Model nur bis zur Geburt von
Kindern. Ist Medea das Opfer des ungetreuen Jason oder ihrer eigenen
Entscheidungen? Wie die eigene Lebensgeschichte rückgängig machen?
Wer ist woran schuld und wer ist wem was schuldig?
„Ich hab mir einen Spamfilter gegen meine eigenen Gedanken
eingerichtet.
Was bringt eine/n ins Gefängnis? Ökonomische Schieflagen oder
kulturelle Double binds? Zwangsneurotisch wiederholte
Fehlentscheidungen oder ungerechte Gesetze? Oder, nicht zuletzt: das
Gefängnis selbst, durch die Häfn-Sozialisation?
„Whow! Superstimme. Die Koloraturen der Callas sind ein
Trillerpfeiferl dagegen.“
Dabei geht’s nicht um Therapietheater, sondern um Kunst. Wir
glauben, dass die Zukunft des Theaters darin liegt, als Reflexion-
und Vermittlungsinstrument in gesellschaftlichen Krisenzonen zu
funktionieren. Ästhetik ist dabei kein Luxus, sondern der Stein, der
die Frage schleift. Erfreulich, wenn die Arbeit dann auch
therapeutische Effekte hat. Aber heilsam wie ein Musenkuß, nicht wie
Hustensaft.
„Plädoyer für eine Gleichberechtigung von Göttern und Musen,
zumindest was ihre Funktion als KAS (Kaiserliche Arrestschließer)
anbetrifft.“
Vertreter aller anerkannten Götter und Religionen haben
selbstverständlich Zugang zu den Gefängnissen, für Vertreterinnen der
Musen und Künste ist das weit schwieriger. Die Theaterproduktion
(ebenso wie der gleichzeitig entstehende Dokumentarfilm) möchten
Propaganda machen für mehr solche kulturelle Spielräume, wie sie
Anstaltsleiter Oberstleutnant Gottfried Neuberger in der
Justizanstalt Schwarzau und Anstaltsleiterin Hofrätin Dr. Margitta
Essenther in Gerasdorf ihren InsassInnen ermöglichen.
Pressestimmen:
Was hingegen zählt, ist die packende Bühnenpräsenz dieser
Laienschauspieler, denen am laufenden Band starke Momente und Bilder
gelingen. Sie heißen Miranda, Chantal, Sophia, Fabienne, Cindy,
Julia, Jarett, Justin, Ennis, Big Joe und Joker, und auch das sind
offenkundig nur Pseudonyme. Hinter dieser mehrfachen Maskierung
treten die Persönlichkeiten umso konturierter in Erscheinung. Jason
(englisch ausgesprochen) und Medea, der Gangster und seine Braut, das
goldene Vlies ein schäbiger Teppichvorleger, das Gefängnis als
Fiktion im realen Gefängnis: Da verliert Theater scheinbar seine
Künstlichkeit, um sie letztlich umso drastischer vorzuführen. (Kurier)
“…Den antiken Mythos von Medea, der tapferen Kämpferin, der
unerschrockenen Ausländerin unter den Griechen, der geschassten
Ehegattin und schließlich Kindsmörderin transferiert Leisch mit Co-
Autorin Alma Hadzibeganovic in ein zeitgenössisches kriminelles
Milieu:Mad Girl (Medea) verliebt sich in einen mittelprächtigen
Gangster (Jason, englisch ausgesprochen), der sie nach begangener Tat
(Diebstahl des Goldenen Vlies') hängen lässt und an seiner statt der
Justiz ausliefert. Eine von Bildern prallvolle Sprache erhebt die
Story dabei über sich und ihre aus Zuwandererwienerisch und
ungeschöntem Gossenslang legierte "Kanak Sprak" hinaus. Im rauschhaft
bunten Tüll der Frauen (Kostüme: Sandra Sekanina), am blutroten Licht
und an den Lassoschwüngen, die das Vlies (in Wahrheit ein
Bettvorleger) triumphal über den Köpfen kreisen lassen, mag man die
Verwegenheit dieser Gesellschaft lesen.(…)Die intendierte
Konfrontation der realen Personen mit dem Figurenpersonal erzeugt
Beklemmung – immerhin ist eine "Schauspielerin" des versuchten Mordes
angeklagt –, ist aber mehr als ein koedukatives Sozialprojekt. Schon
allein der Gedanke, hinter den Mauern eines Gefängnisses eine
"moralische Anstalt" zu behaupten, ist feinste Politik. (Margarete
Affenzeller / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.11.2007)
Konzept & Regie: Tina LEISCH
Text: Alma HADZIBEGANOVIC &Tina LEISCH
Co-Regie & Choreographie: Sandra SELIMOVIC
Musik: Eva JANTSCHITSCH
Kostüme: Sandra SEKANINA
Maske: Monika LABAJ
Es spielen:
Miranda, Sammy, Sophia, Fabienne, Chantal, Julia, Jarett, Justin,
Dominik, Big Joe und Joker
Theaterverantwortliche BeamtInnen: Susanne Schlosstein, Sandra
Kaindlbauer & Johann Renner.
DANK AN DIE FÖRDERERiNNEN DIESES PROJEKTS:
die NÖ Landesregierung, Kulturabteilung und Abteilung für
Sozialhilfe,BMUKK KUNST, Abteilung für Regionale Kulturinitiativen
und das Frauenministerium.
Der gleichzeitig entstehende Dokumentarfilm wird außerdem gefördert
von: NÖ Landesregierung, Kulturabteilung, MA7 Wien Kultur und BMUKK
KUNST, Filmabteilung
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