[kinoki-mikrokino] kinoki special: Wiener Punkfilme am Karsamstag (und Hinweis auf Peter Watkins im Filmmuseum)

p at kinoki.at p at kinoki.at
Mon Apr 2 11:18:45 CEST 2007


hallo, anbei die einladung zu einem unchristlichen  
karsamstagsprogramm im ernst kirchweger-haus mit wiener punkfilmen.  
weiter unten das programm der peter watkins-retrospektive vom 25.4.  
bis zum 4.5. im filmmuseum. in zusammenarbeit mit dem filmmuseum  
veranstalten wir am 1.5. im depot eine diskussion zu diesem seit 50  
jahren singulaeren und widerspenstigen filmemacher mit gaesten aus  
paris (s. ganz unten). herzlich, kinok p


Karsamstag, 7. April, 19 Uhr
EKH 1100, Wielandgasse 2-4
U1 / 14A Keplerplatz

KINOKI PRÄSENTIERT: WIENER PUNKFILME AM KARSAMSTAG

I was a Teenage Zabbadoing
Carl Andersen
A 1988, 68 min.

Eine Vampirin wird vom Planeten Arus zur Erde nach Wien gesandt, um  
dort die Nachfahren Professor Fun Helsings mit vergiftetem Olivenöl  
in grausame Zabbadoings/Sex-Zombie-Maniacs zu verwandeln. Es gelingt  
ihr, das Öl zwei Polizisten abzujagen. Nach dem Genuss des Öls  
verwandeln sich alle der Reihe nach in mordende Zabbadoings. Selbst  
das engelsgleich angestimmte "Love will tear us apart" von Joy  
Divison kann dem finsteren Treiben vorerst noch keinen Einhalt  
gebieten...
In seinem im Umfeld des Wiener Underground-Lokals "Fun Factory"  
entstandenen Film versammelte der bekennende Trash-Fan und  
Lokalbesitzer Carl Andersen Ende der 80er Jahre seinen damaligen  
Freundeskreis, bestehend aus Szenemenschen, Filmkritikern und Ronnie  
Urini. "I was a Teenage Zabbadoing" ist eine wilde Mischung, geprägt  
von den Mühl-Aktionen der späten 60ern in Wien, gepaart mit der "No  
Future" - Parole der späten 80er.
"I was a Teenage Zabbadoing" ist ein mitunter gewitzter Versuch,  
schlechten Geschmack, Langeweile, Sex und Vampirfilme unter einen Hut  
zu bringen. Ob dieses Experiment gelungen ist, muss wohl jede/jeder  
für sich selbst herausfinden.

Wiener Brut
Hans Fädler
A 1984

Ein Kultfilm aus dem Wiener Underground mit damaliger Promi- 
Besetzung. Die junge Bewährungshelferin Hilde lernt im besetzten Haus  
die Welt "sozial gefährdeter" Jugendlicher und Außenseiter kennen.  
Der schwule Lyn wird zum Butler der Prinzessin Maria Carolina, einer  
Nichte der ehemaligen Kaiserin. Die Aristokratie gerät in Panik, weil  
der Kokainliefernt Alfonso von der Polizei geschnappt wurde. Sie  
planen einen Umsturz, und die Eliten des Landes sind damit  
einverstanden. Lyn gibt seine Hausbesetzerfreunde als benötigte  
Terroristengruppe Schwarzer Freitag aus.
Mit: Arthur Singer, Wendy Singer, Thomas Schmuth, Martin Wiech,  
Johannes Weidinger, Peter Turrini, HerbertAdamec, Marie-Thérèse  
Escribano und Hansi Lang.
Im Anschluss gibt es noch eine reichhaltige Auswahl an britischen  
Musikfilmen bei Bedarf, bzw. nach Lust und Laune.

***

Vorschau / Hinweis:


Peter Watkins
25. April bis 4. Mai 2007

Österreichisches Filmmuseum - The Austrian Film Museum
Augustinerstrasse 1, A-1010 Wien
T +43/1/533 70 54-18
F +43/1/533 70 54-25
www.filmmuseum.at


Der gebürtige Brite Peter Watkins zählt zu den genuinen Visionären  
des bewegten Bildes, aber seine provokanten, politisch  
vorausschauenden und mit radikal unabhängiger Haltung realisierten  
Filme sind erst spät angemessen gewürdigt worden. Das liegt an ihrer  
jahrzehntelangen Marginalisierung, die sich der Kampfeslust der Werke  
wie ihres Autors verdankt. Bezeichnend ist der Fall seines legendären  
Films The War Game (1965), der unerbittlichen (hypothetischen)  
„Rekonstruktion“ einer Nuklearattacke auf England und ihrer  
verheerenden Folgen. Vom Auftraggeber BBC wurde der Film prompt für  
20 Jahre verboten – und 1967 mit dem Oscar als bester Dokumentarfilm  
ausgezeichnet (wiewohl geschrieben, gespielt und inszeniert).

Watkins inszeniert stets in „dokumentarischer“ Form, das verstärkt  
die Gegenwärtigkeit seiner radikalen politischen Entwürfe (z.B.  
Punishment Park, ein erschreckendes Zukunftsporträt der USA nach  
Abschaffung der Bürgerrechte) oder seiner semi-autobiografischen,  
vielschichtigen Studien des Künstlers in seiner Zeit (wie das  
Meisterwerk Edvard Munch). Die Vérité-Methode dient aber auch der  
intellektuellen Herausforderung: Watkins stellt nicht nur soziale,  
sondern auch mediale Machtverhältnisse in Frage. Er liefert eine  
packende Antithese und das Gegengift zur „Monoform“, wie er die  
normierte, auf maximale und störungsfreie Konsumierbarkeit  
ausgerichtete Ästhetik der Massenmedien nennt. Auf Watkins’ Website  
www.mnsi.net/~pwatkins finden sich zahlreiche seiner Schriften zur  
„Media Crisis“.

Zuletzt hat die Arbeit des Regisseurs immer stärker kollektiven  
Charakter angenommen: The Journey (1983–87) ist ein immenses Epos  
(mit zahllosen Mitwirkenden rund um den Globus) über die Prekarität  
des Lebens unter dem Damoklesschwert des Rüstungswettlaufs und der  
Militärindustrie. La Commune (2000), sein jüngstes Großprojekt,  
handelt von der Pariser Kommune 1871 ebenso wie von den gemeinsamen  
Erfahrungen, die alle Beteiligten des Films machen und in die  
Handlung einbringen. Peter Watkins’ Werk ist eine praktische Form des  
Widerstands – und die Utopie einer kontinuierlichen Ausweitung der  
„Kampfzone“.

Die Filmschau findet in Zusammenarbeit mit kinoki statt. Zwei Filme  
über den Künstler, Gespräche mit Mitwirkenden von La Commune  
(darunter Peter Watkins’ Sohn Patrick) und eine kinoki- 
Podiumsdiskussion am 1. Mai um 20 Uhr im Depot (7., Breite Gasse 3)  
ergänzen das Projekt. Am 27. April eröffnet die Galerie Martin Janda  
(1., Eschenbachgasse 11; www.martinjanda.at) die Ausstellung On Peter  
Watkins mit Arbeiten internationaler Künstler, die Watkins’ Werk zum  
Ausgangspunkt genommen haben.


The Journey 1, Mittwoch, 25. April, 18.30 Uhr, Freier Eintritt
The Journey 2, Donnerstag, 26. April, 18.30 Uhr, Freier Eintritt
The Journey 3, Freitag, 27. April, 18.30 Uhr, Freier Eintritt
The Journey 4–8, Samstag, 28. April, 14.00 Uhr, Freier Eintritt
The Journey 9–13, Sonntag, 29. April, 14.00 Uhr, Freier Eintritt
The Journey 14, Montag, 30. April, 18.30 Uhr, Freier Eintritt
The Journey, 15–19, Dienstag, 1. Mai, 14.00 Uhr, Freier Eintritt

The Journey – Rësan (1983–87)
Ein Film von Peter Watkins. Gedreht von verschiedenen Teams, mit  
Hilfe lokaler Unterstützungsgruppen in: Moçambique, Japan, Mexico,  
USA, Kanada, Tahiti, Australien, Frankreich, Schottland, BRD,  
Norwegen, UdSSR, Dänemark, Finnland, Neuseeland, Italien, Schweden.  
Farbe und s/w, 876 min. Engl. OF
„Dieser Film läuft jetzt seit einer Stunde und fünf Minuten, und in  
dieser Zeit wurden weltweit 115 Millionen Dollar für Rüstung  
ausgegeben“, heißt es in der 65. Minute dieser in zehnjähriger Arbeit  
entstandenen, 15 Stunden langen Reise um die Welt, durch zwölf  
Nationen, zu den Vernichtungsmaschinerien in Ost und West, den  
„Einflusszonen“ der 3. Welt und ans Ende der Nacht, einer Reise, die  
sich The Journey betitelt und „A Film for Peace“.
Watkins sammelt weltweit Fakten, stellt Beziehungen her und lässt den  
Volkssouverän sprechen, der vom Waffendenken der Ein-und- 
Mehrparteien- „Demokratien“ ausgeschlossen bleibt. Watkins befragt  
Menschen aus den USA und der Sowjetunion, Mexiko und Japan, Europa  
und Asien nach ihrem Verhältnis zur Rüstung, ihrer Atomangst, ihrem  
alltäglichen Widerstand, und er konfrontiert ihre Antworten nicht am  
Schneidetisch, sondern direkt, während der Dreharbeit, in der Begegnung.
Film wird in The Journey zu einem bislang ungenützten Medium der  
Kommunikation und des Widerstands – Möglichkeiten, denen sich das vom  
Gespenst der Ausgewogenheit in Besitz genommene Fernsehen unentwegt  
entzieht. (H.T.)
Die 19 Teile des Films sind jeweils ca. zwischen 40 und 50 Minuten  
lang und vom Regisseur als selbständig rezipierbare Filme konzipiert.  
Im Rahmen der längeren Blöcke (Sa., So., Di.) beginnt jeweils zur  
vollen Stunde ein neuer Teil. Mit Dank an das National Film Board of  
Canada.


Montag, 25. April, 19.30 Uhr
Samstag, 28. April, 19.00 Uhr

The War Game (1965)
Regie, Drehbuch: Peter Watkins; Kamera: Peter Bartlett, Peter  
Suschitzky; Darsteller: Michael Aspel, Peter Graham, Kathy Staff,  
Peter Watkins. s/w, 47 min. Engl. OF
Peter Watkins Lituanie 2001 (2002)
Ein Film von Patrick Watkins, Jean-Pierre Lenestour und Caroline  
Lensing- Hebben. Farbe, 30 min. Engl. OmfU
The War Game ist das berühmteste Beispiel der Watkins- Methode,  
fiktive wie historische Ereignisse dokumentarisch zu filmen, 1966  
sogar mit dem Dokumentar-Oscar ausgezeichnet, was nichts daran  
änderte, dass sein Regisseur erst viel zu spät als zentraler Meister  
der filmischen Revolte gewürdigt wurde: The War Game, von der BBC  
produziert (und unterdrückt), zieht die logische Bilanz zur nuklearen  
Aufrüstung laut Aktenstand von 1965, eine erschreckend detaillierte  
Was-Wäre-Wenn-Konstruktion der atomaren Auslöschung.
Tod und Feuer im eigenen Haus, im ganzen Land. Peter Watkins Lituanie  
2001 ist ein Interviewfilm mit Peter Watkins zu seiner Arbeit, seiner  
Position und der Krise der zeitgenössischen Medien sowie zur  
Entstehung seines jüngsten Films La Commune (Paris, 1871). Als  
surreal anmutendes Hintergrunddekor dient ein realer prosowjetischer  
Themenpark nahe Vilnius, der Gruto Park. (C.H.)
Einführung von Patrick Watkins, Jean-Pierre Lenestour und Caroline  
Lensing- Hebben am 28. April


Donnerstag, 26. April, 19.30 Uhr
Montag, 30. April, 21.30 Uhr

Punishment Park (1971)
Regie, Drehbuch: Peter Watkins; Kamera: Joan Churchill, Peter  
Smokler; Musik: Paul Motian; Darsteller: Patrick Boland, Mark Keats,  
Kent Foreman, Carmen Argenziano, Luke Johnson. Farbe, 87 min. Engl. OmfU
Der einzige große US-Film von Watkins, eine Zukunftsvision, die von  
einigen Seiten als überzogen abgelehnt wurde und heute wieder sehr  
aktuell anmutet. Ausgangsbasis: ein 1950 erlassenes Gesetz, der  
McCarran Internal Security Act, der dem Präsidenten und den  
Bundesbehörden im Ausnahmefall Sonderrechte zum Vorgehen gegen  
Gruppen ermöglicht, die als „internes Risiko“ eingestuft werden.
Nixon verkündet den „internen Sicherheitsnotfall“ wegen der  
Antikriegsproteste: Dissidenten werden in Lagern interniert, von  
einem Tribunal verhört und erhalten wahlweise lange Gefängnisstrafen  
oder können um ihre Freiheit laufen. Drei Tage, 53 Meilen durch die  
Wüste, zur US-Flagge, gejagt von der Nationalgarde.
Brutal einmontiert in dieses (vom zunehmend angewiderten Filmteam  
verfolgte) Todesspiel: aufgeheizte Debatten vor dem Tribunal. Die  
Konflikte zwischen den hauptsächlich nach ihrer politischen Haltung  
besetzten Laien waren so überzeugend, erzählt Watkins, dass er sich  
sorgte, irgend jemand würde echte Kugeln benutzen. (C.H.)
Publikumsgespräch mit Patrick Watkins am 30. April


Donnerstag, 26. April, 21.15 Uhr
Montag, 30. April, 19.30 Uhr

Privilege (1967)
Regie: Peter Watkins; Drehbuch: Norman Bogner, Watkins nach einer  
Erzählung von Johnny Speight; Kamera: Peter Suschitzky; Musik: Mike  
Leander; Darsteller: Paul Jones, Jean Shrimpton, Mark London, William  
Job. Farbe, 103 min. Engl. OF
Watkins’ letzter Film in seiner britischen Heimat, die er nach der  
feindlichen Aufnahme von Privilege verlässt. Der Film entstand (wie  
Truffauts Fahrenheit 451) im Europa-Programm von Universal: Junge  
Regisseure wurden eingeladen, billige Produktionen zu realisieren.
Watkins verfertigte prompt eine Attacke auf die  
Unterhaltungsindustrie mit beinharter Analogie zwischen Starkult und  
Faschismus: die Geschichte eines beliebten englischen Popsängers, der  
benutzt wird, die Massen im Sinne „fruchtbarer Konformität“ mit  
konservativen Inhalten zu zerstreuen (u.a. mit einer Rock-Version von  
Onward Christian Soldiers).
Zur Satire auf Macht und Musikgeschäft im Watkins-typischen  
pseudodokumentarischen Stil gesellen sich dramatische Elemente, als  
der Superstar zu rebellieren beginnt, „aber Watkins untergräbt  
Dokumentation wie Fiktion mit subversiver Brillanz“ (Chris Fujiwara).  
(C.H.)


Freitag, 27. April, 19.30 Uhr
Donnerstag, 3. Mai, 19.00 Uhr

Culloden (1964)
Regie, Drehbuch: Peter Watkins; Kamera: Dick Bush; Darsteller: George  
McBean, Alan Pope. s/w, 72 min. Engl. OF
Erster Peter-Watkins-Langfilm, in perfektem Vérité-Stil, zuvor in  
Kurzfilmen geformt, die teilweise noch technische Mängel aufwiesen –  
davon ist hier nichts mehr zu spüren, was der stets kritische Watkins  
retrospektiv als Mangel sah: zuviel unmittelbarer Realismus, zu wenig  
reflexive Distanz für Gegenwartsbezüge (etwa Vietnam und, zeitlos  
aktuell, imperialistische Herrschaft). Culloden ist die  
Rekonstruktion der letzten Schlacht auf britischem Boden. Ein Bericht  
aus Culloden, Schottland, 1745, als wären Nachrichtenkameras dabei,  
mit Interviews von Kämpfern beider Seiten und Live-Kommentar eines  
Historikers. Die blutige, entscheidende Niederschlagung des Aufstands  
der von Hunger und Krankheit geschwächten, inkompetent geführten  
Jakobiten durch die zahlenmäßig weit überlegenen Regierungstruppen.
Verletzte und Überlebende der hauptsächlich aus Highlandern  
bestehenden Rebellen werden bis auf wenige Ausnahmen brutal  
exekutiert. Schwarzer Tag Schottlands. Der Erzähler: „They’ve created  
a desert and called it peace.“ (C.H.)


Samstag, 28. April, 20.30 Uhr
Freitag, 4. Mai, 19.30 Uhr

Edvard Munch (1973–76)
Regie, Drehbuch: Peter Watkins; Produktion: Norwegian Broadcasting  
Corporation (NRK), Sveriges Television (SCT); Kamera: Odd-Geir  
Sæther; Darsteller: Geir Westby, Gro Fraas, Eric Allum, Kerstii  
Allum, Inger Berit- Ollan. Farbe, 174 min. Engl./Frz./Norwegische OmeU
„Das Werk eines Genies“ (Ingmar Bergman), Werk über ein Genie, extrem  
dichte Erforschung eines Künstlerlebens, einer ganzen Ära: Die  
psychologischen und kausalen Krücken, die das Genre der Filmbiografie  
ansonsten bevorzugt, nehmen sich angesichts der packenden  
Vielschichtigkeit dieses Meisterwerks aus wie kümmerliche Zahnstocher.
Ins Zentrum rückt Watkins die Jahre 1884–94, mit Munchs  
bahnbrechender Überwindung der realistischen Repräsentation, welche  
daheim – und auf Ausstellungsreisen – mit beißend negativer Kritik  
quittiert wird. Die Geburt von Munchs Expressionismus, der  
Kunstprozess bestechend materialistisch nachvollzogen, steht zwischen  
Familientragödien, Liebesleid und radikalen künstlerischen  
Freiheitsbestrebungen.
Diese wiederum sind Teile eines gewaltigen Freskos der entfremdeten  
Epoche der Industrialisierung, die in Munchs Kunst einen zutiefst  
persönlichen Ausdruck findet. (C.H.)
Distributed worldwide by NBD Television


Sonntag, 29. April, 19.00 Uhr

La Commune (Paris, 1871) (2000)
Regie: Peter Watkins; Drehbuch: Watkins, Agathe Bluysen; Kamera: Odd- 
Geir Sæther; Darsteller: Renaud Bazin, Jean-Pierre Lenestour, Maya  
Olaso, Pierre Vergnaud, Elsy Mandelbaum, Tilly Mandelbaum u.v.a. s/w,  
210 min. Frz. OmeU
Die kurze Utopie vom sozialen Umsturz und gerechteren  
Lebensbedingungen. Die drei revolutionären Monate der Pariser Kommune  
bis zur blutigen Niederschlagung, nachgestellt mit über 200  
Darstellern, großteils Laien aus Paris, auch „illegalen“ Einwanderern  
aus Nordafrika, in einem verlassenen Fabrikgebäude, gefilmt als Live- 
Nachrichtensendung, mit widersprüchlichen Beiträgen vom staatstreuen  
Versailles-Sender und den Guerilla-Enthusiasten von „Commune TV“.
Dies ist der umfassendste Ausdruck von Kollektivität entlang der  
Watkins- Konzeption: Die Auftretenden wurden ermutigt, zu  
recherchieren und sich in die Rollen einzuschreiben.
Mit fortschreitender Dauer sprechen immer mehr Akteure, kostümiert,  
von der Bedeutung der Kommune für ihr Leben. Die Spontaneität der  
Aktionen entspricht dem historischen Ereignis – triumphaler Ausdruck  
einer weiteren Schlüsselidee im Watkins-Konzept: La Commune begreift,  
vermittelt Geschichte als Gegenwart. (C.H.)
Publikumsgespräch mit Patrick Watkins und einigen Darstellern


Mittwoch, 2. Mai, 19.00 Uhr

The Universal Clock: The Resistance of Peter Watkins ()
(2000) Ein Film von Geoff Bowie, Petra Valier; Kamera: G. Dufaux, L.  
Durocher, G. Papajak, P. Lapointe; mit: Peter Watkins, Renaud Bazin,  
Sara Louis. Farbe, 76 min. Engl./Frz. OmeU
Watkins kollektive Arbeitsweise bei La Commune ist der Herzschlag von  
The Universal Clock. Auf französisch, mit englischem Akzent,  
dirigiert Watkins Massenszenen, gibt prinzipielle Anweisungen („Nicht  
in die Kamera zu sehen, wirkt unnatürlich“) und diskutiert mit seinen  
Schauspielern über ihre Rollen.
Einer, der im Film einen staatlichen Nachrichtensprecher spielt,  
fragt, welche Position er bei der Berichterstattung beziehen solle.  
Watkins antwortet: „Be yourself. You must not search for a position,  
rather you must express your position.“
Dazwischen reflektiert Geoff Bowie über Zweifel an seiner  
konventionelleren Methodik angesichts von Watkins’  
Kompromisslosigkeit und zeigt Material von der größten TV-Messe in  
Cannes, wo alles gemäß der von Watkins attackierten „Monoform“ und  
der „Universal Clock“ genormt sein will (eine TV-Stunde entspricht  
47,5 Minuten plus Werbung). Ein Manager sagt, man respektiere das  
Recht von Regisseuren, persönliche Ausdrucksformen zu wählen. Deren  
Filme kaufe man nicht. (C.H.)


Dienstag 1.5.2007, 19.00 Uhr
Depot, 7. Breite Gasse 3
http://www.depot.or.at

Media Crisis. Peter Watkins und die Medien
Diskussion mit Filmausschnitten

Seit den frühen 60er Jahren formuliert Peter Watkins in seinen Filmen  
vehemente Kritik an den Medien. Regelmäßig bezieht er den Blick der  
Medien in die Inszenierung mit ein. Watkins' Filme bilden eine Reihe  
von Modellen, die einen grundsätzlich anderen Gebrauch von Bildern  
und Tönen vorschlagen als die manipulativen und destruktiven  
Strategien der medialen  "Monoform". Im Gespräch mit AktivistInnen  
des "Rebond pour La Commune" (Paris), einer Assoziation von  
MitarbeiterInnen an Watkins' Film über die Pariser Commune, wird  
anhand einiger Filmausschnitte dessen Diagnose von einer  
tiefgreifenden "media crisis" zur Diskussion gestellt.

Caroline Lensing-Hebben (Schauspielerin, "La Commune (Paris 1871)")
Patrick Watkins (Casting Director, Stagemanager und Schnittassistent,  
"La Commune (Paris 1871)")
Renaud Bazin (Schauspieler, "La Commune (Paris 1871)")
Jean-Pierre Lenestour (Schauspieler, "La Commune (Paris 1871)")
Maya Olaso: (Schauspielerin, "La Commune (Paris 1871)")
Pierre Vergnaud (Schauspielerin, "La Commune (Paris 1871)")

Moderation:
Alexander Horvath (DIrektor des Österreichischen Filmmuseums)
Peter Grabher (kinoki)
(in englischer Sprache)

Eine Veranstaltung des Österreichischen Filmmuseum in Kooperation mit  
kinoki im Rahmen der Peter Watkins-Retrospektive im Filmmuseum.



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