[kinoki-mikrokino] #132 - Di 7.2., Depot: Zur Revolte in Frankreich (Sweet France, Adieu)

p p at kinoki.at
Sam Feb 4 11:17:29 CET 2006


hallo, anbei unsere einladung zu einer filmischen nachbetrachtung der 
französischen riots vom letzten jahr; weiter unten die vorschau auf 
maerz ("das kapital" verfilmen) und april (exile family movie). die 
rubrik hinweise enthaelt eine reihe von spannenden sachen: vom 
proletarischen film-schwerpunkt des filmarchiv austria bis zu 
kulinarischen tipps. außerdem den aufruf zur donnerstagsdemo gegen 
SchwarzBlaurange am do 9.2. inkl. einer beeindruckenden auflistung von 
regierungsgrauslichkeiten seit 2000 (s.u.). herzlich, kinok p

KINOKIS MIKROKINO

Politische Filmabende, 1x monatlich im depot bei freiem Eintritt.
depot, Breite Gasse 3, 1070 Wien, http://www.depot.or.at/
kinoki. Verein für audio-visuelle Selbstbestimmung
mikrokino at kinoki.at | http://www.kinoki.at
Newsletter subskribieren bzw. abbestellen unter:
http://www.kinoki.at/mailman/listinfo/kinoki-mikrokino
Förderpreis Politische Kulturarbeit 2004 der IG Kultur Österreich.

Einladung #132

Dienstag 7.2.2006, depot 19:00, freier Eintritt
Zur Revolte in Frankreich

Die aktuellen Unruhen in den französischen Banlieues haben eine lange
Vorgeschichte: Sartre erklärte Ende der 60er Jahre, die „Dritte Welt“
beginne in den Pariser Vorstädten, Mitte der 80er Jahre organisierten
junge MigrantInnen eindrucksvolle Demonstrationen, um auf ihre
ungesicherte Situation und den wachsenden Rassismus aufmerksam zu
machen. „Sweet France“ von Ken Fero und Mogniss H. Abdallah
interpretiert das Chanson „Douce France - cher pays de mon enfance“
(Süßes Frankreich, liebes Land meiner Kindheit) ironisch und zeichnet
die Geschichte der „Beur-Bewegung“ nach, der spontanen Organisation der
Kinder der ArbeitsmigrantInnen in Frankreich.
Der Spielfilm „Adieu“ von Arnaud des Pallières erzählt auf stupende
Weise zwei Geschichten parallel, die durch die biblische Erzählung von
Jonas im Walfisch lose verbunden werden: Der Vater einer Bauernfamilie
wird vom Tod seines Sohnes tief getroffen und Ismahel, ein algerischer
Emigrant, flüchtet nach Frankreich, von wo er bald wieder abgeschoben wird.

Sweet France
Mogniss H. Abdallah / Ken Fero, F 1993, 52 min., engl. OF

Adieu
Arnaud des Pallières, F 2003, 123 min., frz. OF + dt. UT.

Links:
http://riotsfrance.ssrc.org/

***

Vorschau:

kinokis mikrokino #133
Donnerstag 16.3.2006, depot 19:00, freier Eintritt
"Das Kapital" verfilmen

Sergej Eisenstein träumte davon, das "Kapital" von Karl Marx zu 
verfilmen. Er hat das Projekt niemals ausgeführt, verfasste dazu aber
1927 präzise Notizen und beispielhafte Filmsequenzen. kinokis mikrokino
#133 präsentiert filmische Versuche, abstrakte Vorgänge in konkreten 
Bildern wiederzugeben, Versuche, in denen der Film immer wieder an die 
Grenzen seiner Möglichkeiten stieß: David Ward Griffith’ "A Corner in 
Wheat" (USA 1909, 14’) kontrastiert das harte Leben der Farmer und der 
von den Brotpreisen abhängigen Armen mit dem Luxusleben eines 
Weizenspekulanten. Hans Richters "Inflation" (D 1928, 3’) zeigt optisch 
brilliant den zunehmenden Verfall der Geldwährung. Jam Borgstädts "Des 
Geistes Schwert" (D 1931, 37’) ist nichts weniger als eine Darstellung 
der Gesellschaftstheorie des Marxismus, basierend auf einem Text des
sozialdemokratischen Reichstagspräsidenten Paul Löbe. Hans Richters "Die
Börse als Markt" (CH 1939, 20’) bezieht sein Material von überall her:
Trickanimationen, Karten, Reliefs, Gemälde, Zeichnungen, Fotos,
Diagramme, Spielszenen und dokumentarische Aufnahmen. Jesse Drews
"Manifestoon" (USA 1995, 8’) illustriert den Text des kommunistischen
Manifests mit US-Cartoons. Mark Lewis eröffnet in "Two Impossible Films"
(GB 1995, 16’) einen reflexiven Raum, in dem der Zuschauer über die 
Utopie des Eisensteinschen Projekts und seines Themas nachdenken kann.

Einführung: Thomas Tode, Filmwissenschaftler und Filmemacher (Hamburg)

***

kinokis mikrokino #134
Donnerstag 6.4.2006, depot 19:00, freier Eintritt
Exile Family Movie

Eine iranische Familie, die im politischen Exil in Europa und Amerika
lebt, beschließt ein geheimes Treffen mit jenen Familienmitgliedern zu
organisieren, die sich immer noch im Iran aufhalten und die sie seit
fast zwanzig Jahren nicht gesehen haben. "Exile Familiy Movie" von Arash
dokumentiert dieses Treffen und seine Vorgeschichte, für welches
schließlich nur ein einziger Ort in Frage kommt: Saudi-Arabien. Trotz
der damit verbundenen Gefahren geben die im Exil lebenden
Familienmitglieder vor, muslimische Pilger zu sein, um die heiligen
Städte Medina und Mekka betreten können. Dort, in einem kleinen
Hotelzimmer, kommt es zu dem lang erwarteten, tränenreichen Wiedersehen
nach zwanzig Jahren Trennung. Was folgt, ist das Aufeinanderprallen
unterschiedlicher Kulturen, der muslimischen Welt und der westlichen
Gesellschaften Europas und Amerikas.

Exile Family Movie
Regie: Arash, Österreich/Iran 1994-2006, 55 Min.

Anschließend Gespräch mit
Arash, Filmemacher
Azadeh, Mitwirkende
Dominik Kamalzadeh, Filmkritiker (Der Standard, Kolik)


***

Hinweise:

1) so 5.2., depot: 11 Jahre Attentat in Oberwart (Film und Diskussion)
2) do 9.2., ballhausplatz: 6 jahre widerstand. donnerstagsdemo gegen
          SchwarzBlaurange
3) februar, filmarchiv austria: phil jutzi - arbeiterfilmer;
          revolutionäres kino der prometheus-film; faszination
          filmarchivierung: um's tägliche brot
4) so 12.2., filmcasino: Podiumsdiskussion anlässlich der ORF-Zensur des
          Dokumentarfilms "Artikel 7 - Unser Recht!"
5) mo 13.2., grünes haus: summerhill lebt! filme und diskussion
6) 24.2. - 2.3., filmcasino: Unter den Brettern hellgrünes Gras
          (von Karin Berger mit Céija Stoika)
7) kulinarischer tipp: Ökosoziale Naturprodukte aus Sultaniye, Türkei


***

1)

11 Jahre Attentat in Oberwart

Zum 11. Jahrestag des Attentats laden Romani Dori, kinoki, Initiative
Minderheiten, der Verein exil und der Augustin zu einer 
Gedenkveranstaltung am

5. Februar 2006, Beginn 17 Uhr
Depot, Breite Gasse 7, 1070 Wien

Am 4.2.1995 wurden 4 Männer ermordet, weil sie Roma waren. Eine
Sprengfalle, wenige Meter von der Oberwarter Romasiedlung entfernt, 
tötete Karl und Erwin Horvath, Peter Sarközy und Josef Simon. Zwar hatte 
die Staatspolizei schnell das Attentat in die Reihe der rechtsradikalen
Briefbombenserie eingeordnet, aber die lokalen Ordnungshüter ließen es 
sich nicht nehmen, die Häuser der Ermordeten zu perlustrieren. Medien- 
und Politikerreaktionen bewiesen vor allem, dass man in Österreich bis 
heute am liebsten die Täter als Opfer und die Opfer als Täter präsentiert.

Gezeigt wird der Film "Stefan Horvath. Zigeuner aus Oberwart" von Peter
Wagner, das feinfühlige Portrait einer beeindruckenden Persönlichkeit. 
Stefan Horvath verlor durch das Attentat einen Sohn. Danach litt er an
Schlafstörungen zu jener Nachtzeit, als die Detonation passierte, bis er
eines Tages zu schreiben begann. Was er zunächst aufzeichnete, waren
Erzählungen seiner Elterngeneration, die den systematischen Mord an den 
Roma in der NS-Zeit thematisieren. Stefan Horvath will mit seinen 
Erzählungen den Roma seiner Heimat eine Erinnerung nachliefern, von der 
er glaubt, dass sie vielfach befreiende, wenn auch teilweise 
schmerzhafte Wirkung haben könnte.

Stefan Horvath und Peter Wagner sind zu einem anschließenden Gespräch
anwesend.

Bobana Stojkov wird Passagen aus Elfriede-Jelineks Oberwartstück 
"Stecken, Stab und Stangl" vortragen.

Musikalisches Programm: Rahid Jerha

Für Live-Übersetzung von Film und Diskussion ins Romanes ist gesorgt.


***

2)

6 Jahre Widerstand
Donnerstagsdemo
gegen SchwarzBlaurange
9. Februar 2006
20 Uhr

Aus dem Flugblatt zur Demo:

Die Schüssel-Haider-Koalition mit NaziverharmloserInnen laesst sich als 
EU-Ratspräsidentschaft feiern. Der EU-Vorsitz ist weder Verdienst noch 
Ehre, sondern eine turnusmäßige Funktion.
Heute demonstrieren wir nochmals das wahre Gesicht dieser Regierung und 
morgen wählen wir sie ab!

Entdemokratisierung der ÖH + Lohnschere zwischen Frauen und Männern 
vergrößert + neoliberale und militaristische EU-Verfassung 
unterschrieben+Neutralität ausgehöhlt+menschenrechtswidriges Asylgesetz 
(mehrfach eingefügt)+ Pensionskürzungen + Dollfußverehrung + 
Zerschlagung des umlagefinanzierten Pensionssystems + Studiengebühren + 
Abschaffung des Frauenministeriums und des Sozialministeriums + 
Abfangjäger+Antidiskriminierungsgesetz, das keines ist + Abschaffung der 
geförderten Zeitungstarife + Umfärbung von ORF, Polizei, 
Sozialversicherungen, ÖIAG... + Rechtsextreme in der Regierung + 
Förderung rechtsextremer Publikationen + Demokratieabbau in den 
Sozialversicherungen + Urheberrechtsgesetz zum Schaden des freien 
Informationsaustausches, zugunsten der Konzerne + Steuergeschenke für 
Reiche und Unternehmen, Belastung von Arbeitseinkommen + Einführung und 
Verschärfung von Selbstbehalten im Gesundheitswesen + Prekarisierung der 
Lebensverhältnisse + Arbeitszeitregelungen gegen ArbeitnehmerInnen + 
Zerschlagung der ÖBB + Postamtsschließungen und Privatisierung der Post 
+ Plünderung der Arbeitlosenversicherung zur Budgetsanierung + 
Rezeptgebührenerhöhungen+Passgebührerhöhung + Klassenschülerhöchstzahl 
erhöht + Stundenkürzungen in Schulen+Jugendgerichtshof abgeschafft + 
Vertuschung (Spitzelaffäre, Grasser-Skandale) + Militärbefugnisgesetz + 
Abschaffung des Karenzgelds + Schubhaft für Minderjährige + Das 
Liederbuch + kein rechtsstaatlicher Instanzenweg bei Asylverfahren + 
Deckung rassistischer Verbrechen (z.B. Seibane Wague)+ zahlreiche 
Verfassungsbrüche + frauenfeindliche Obsorgeregelung + 
Ortstafelerkenntnis nicht umgesetzt + Angriffe auf die Arbeiterkammer 
und Gewerkschaften + mieterInnenfeindliches Mietrecht + Diskriminierung 
von Zivildienern + Förderung rassistischer Polizeipraktiken + 
reaktionäre Kulturpolitik + Druck auf Arbeitsverhältnisse mit vollem 
Versicherungsschutz + Abschaffung der Börsenumsatzsteuer + 
Diskriminierung homosexueller PartnerInnenschaften + Ignoranz gegenüber 
Wehrmachtsdeserteuren + Diskriminierung ausländischer Studierender + 
Rechtsextreme Uniräte + Kostenexplosion für externe Berater + 
"Fremden"-"Rechts"-Verschlechterungen + Subventionsboykott gegen 
antirassistische Initiativen (z.B.ZARA) + Mißachtung von 
Höchstgerichtsurteilen + Angriffe gegen EU-GH und Verfassungsgerichtshof 
  + Privatisierung kulturellen Gemeineigentums + Förderung von 
Lohndumping durch Scheinselbständigkeit und Saisonniers + Unterhöhlung 
der rechtsstaatlichen Gewaltenteilung + bewusste Fehlinformationen an 
das Antifolterkomitee + Fortsetzung klerikalfaschistischer Traditionen + 
  Verweigerung der Staatsbürgerschaft bei schlechten Schulnoten - 
systematischer Abbau der Menschenrechte + bewusste Täuschung der 
BürgerInnen über die Inhalte der EU-Verfassung + Zerstörung der AUVA 
durch staatlichen Mißbrauch Versichertengeldern + Verwässerung der 
ArbeitnehmerInnenschutzbestimmungen + Zwangsernährung + Mehr 
Überwachungsstaat (E-Card, maschinenlesbare Pässe, 
Vorsorgeuntersuchung-neu) + Speicherung sensibler Daten durch das 
Bildungsdokumentationsgesetz + Aushungern nicht regierungskonformer 
Kulturinitiativen und Medien + Vertuschung von Todesfällen in 
Justizanstalten und Polizeigewahrsam (u.a. Edwin Ndupu) + Verbreitung 
von NS-Gedankengut im Bundesrat + Geschmacklose Badetextilien des 
Finazministers + Import von Atomstrom und Behinderung der Entwicklung 
erneuerbarer Energien  + Unterwerfung der Politik unter Profitinteressen 
  + Missbrauch von Kunst für Regierungspropaganda (Austrokoffer, 
Mozartjahr, 25 Peaces) + Beschneidung des Rechts auf kostenlose Bildung 
  + KünstlerInnensozialversicherung als Augenauswischerei...
Was fällt dir noch ein?

http://do-speakerscorner.org/news/


***

3)

das Februarprogramm des Filmarchiv Austria steht ganz im Zeichen des
Proletarischen Films.

1) PHIL JUTZI - Arbeiterfilmer
Retrospektive, 3. bis 17. Februar 2006, Metro Kino

2) Revolutionäres Kino der
PROMETHEUS-FILM
Filmreihe, 13. bis 28. Februar 2006, Metro Kino

3) Faszination Filmarchivierung:
UM’S TÄGLICHE BROT
Präsentationsabend am 8. Februar 2006, 20:15, Metro Kino


Das Filmarchiv Austria präsentiert im Februar zwei zentrale Programme
zur Geschichte des Arbeiterfilms. Phil Jutzi war der vielleicht
bedeutendste Vertreter des Proletarischen Kinos der Zwischenkriegszeit.
Die Filmarchiv-Retrospektive zeigt weltweit erstmals alle erhaltenen
Arbeiten des Kameramanns und Regisseurs. In der Weimarer Republik galt
die in Wien gegründete Prometheus Film als die Produktions- und
Vertriebszentrale für Proletarisches Filmschaffen. Erstmals wird nun
diesem legendären Filmunternehmen eine eigene Reihe mit den wesentlichen
Eigenproduktionen sowie einer Auswahl wichtiger sowjetischer
Verleihfilme gewidmet.


PHIL JUTZI - Arbeiterfilmer
Retrospektive, 3. bis 17. Februar 2006, Metro Kino

Phil Jutzi (1896–1946) gilt heute als der wichtigste Vertreter des
Proletarischen Kinos im deutschsprachigen Raum. Im Rahmen seines
mehrjährigen Schwerpunktprogramms zur Geschichte des Proletarischen
Kinos zeigt das Filmarchiv Austria nun weltweit erstmals alle erhaltenen
Arbeiten des Kameramannes und Regisseurs, der von 1919 bis 1945 an über
hundert Filmen mitgearbeitet hat. Jutzi drehte Western und
Gangsterfilme, wurde mit KINDERTRAGÖDIE (1927) zum Spielfilmchronisten
des deutschen Proletariats und schuf mit HUNGER IN WALDENBURG / UM’S
TÄGLICHE BROT (1929) den ersten bedeutsamen proletarischen
Reportagefilm. Für die Prometheus-Film realisiert er mehrere Filme und
wurde ihr wichtigster Regisseur. MUTTER KRAUSEN’S FAHRT INS GLÜCK (1929)
und BERLIN-ALEXANDERPLATZ (1931), zwei eindringliche Großstadt-Porträts,
machen ihn berühmt. Nach 1933 geht Phil Jutzi nicht in die Emigration,
sondern verdingt sich als Auftragsregisseur von Kurzfilmen. Erstmals
präsentiert die Wiener Retrospektive nun auch diese praktisch
unbekannten von Jutzi unter den Nationalsozialisten hergestellten
Arbeiten. In Österreich realisiert er mit LOCKSPITZEL ASEW (1935) und
DER KOSAK UND DIE NACHTIGALL (1935) noch zwei weitere Spielfilme, die
hierzulande zu den interessanteren Produktionen der dreißiger Jahre
zählen. Jutzi, einstige Galionsfigur des deutschsprachigen
Arbeiterfilms, galt im NS-Staat zumindest als geduldet. 1945 kehrt er in
die Pfalz zurück, wo er 1946 völlig verarmt stirbt.


Revolutionäres Kino der PROMETHEUS-FILM
Filmreihe, 13. bis 28. Februar 2006, Metro Kino

Filmkultur ist immer auch Filmpolitik. Im Kontext der
Jutzi-Retrospektive beleuchtet das Filmarchiv Austria daher auch das
strukturelle Umfeld des Proletarischen Kinos, und widmet der in diesem
Zusammenhang wichtigsten Produktionsgesellschaft, der Prometheus-Film,
erstmals eine eigene Reihe.

1924 im Auftrag der Kommunistischen Internationale in Wien gegründet,
produzierte die Prometheus Film hier ihren ersten Spielfilm: das
Regiedebüt von Kurt Bernhardt, NAMENLOSE HELDEN. In enger Kooperation
mit Filmkünstlern aus Sowjet-Russland sollten dann in Berlin die
wichtigsten Arbeiten des klassenkämpferischen Kinos im deutschsprachigen
Raum entstehen. Nach dem Auftakt ÜBERFLÜSSIGE MENSCHEN (1926)
produzierte die Prometheus wegweisende Filme wie MUTTER KRAUSEN’S FAHRT
INS GLÜCK (1929) oder KUHLE WAMPE ODER WEM GEHÖRT DIE WELT (1932).
Als Verleihgesellschaft brachte sie Klassiker wie PANZERKREUZER POTEMKIN
(1926), OKTOBER, DER BLAUE EXPRESS oder TURKSIB (1929) ins Kino.
Neben ideologiedurchsetzten Kernfilmen stellt die Prometheus-Film wohl
aufgrund von Marktzwängen auch Kommerzware her, womit sie nicht nur die
linke Filmkritik irritierte, sondern auch zusehends in Widerspruch zu
Moskau stand. Kunst, Ideologie und Kapital, in diesem Spannungsfeld
agiert die Prometheus seit Anbeginn – noch während der Dreharbeiten zu
KUHLE WAMPE ODER WEM GEHÖRT DIE WELT? entzieht Moskau der Prometheus ab
Ende 1931 die wirtschaftliche Basis, eine der wichtigsten
Filmgesellschaften des Weimarer Kinos muss schließen.


Faszination Filmarchivierung:
UM’S TÄGLICHE BROT
Präsentationsabend am 8. Februar 2006, 20:15, Metro Kino

UM’S TÄGLICHE BROT (HUNGER IN WALDENBURG) kann als eine
Schlüsselproduktion des Proletarischen Kinos der Weimarer Republik
angesprochen werden. Regisseur Phil Jutzi richtete die Kamera
eindringlich auf die notleidende Bevölkerung in Waldenburg, einem der
vielen Hungergebiete im Deutschland des Jahres 1929.

Evelyn Hampicke vom Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin hat diesen Film
philologisch behutsam rekonstruiert und präsentiert ihn nun erstmals in
Wien: „Die Schnittmontage zeigt täglich wiederkehrende Abläufe im Alltag
einer Industriestadt, das Verwobensein von Industrie, Verkehr,
Landschaft, häuslicher Tätigkeit und alltäglichem Einerlei. Ein
ratterndes, zerrüttendes, unharmonisches Simultanbild eines Ortes, das
gleichzeitig in seine einzelnen Bestandteile zerfällt (...). UM’S
TÄGLICHE BROT ist meines Wissens der einzige Grenzgänger unter den heute
bekannten proletarischen Filmen der Zeit und experimentiert mit
Unüblichem. Die in ihm entdeckte und erprobte Form wird danach wieder
aufgegeben. Die Suche nach Vergleichbarem führt vom Kino weg zu den
proletarischen Berichterstattern.“ (Evelyn Hampicke in filmarchiv Nr.
30, S 63, Wien 2006)

FAA-Presse-Kontakt:
Mag. Thomas Ballhausen	
Tel.: 216 13 00/ 253, e-mail: studienzentrum at filmarchiv.at
Mag. Karin Moser		
Tel.: 216 13 00/ 203, e-mail: k.moser at filmarchiv.at

Weitere Informationen unter http://www.filmarchiv.at

***

4)

EINLADUNG zu FILM und DISKUSSION

/ Wie viel Objektivität verträgt der ORF?

/ Podiumsdiskussion
/ anlässlich der ORF-Zensur des Dokumentarfilms "Artikel 7 - Unser Recht!"

Sonntag 12.2.2006

13:00 Uhr Filmvorführung
14:30 Uhr Diskussion

Filmcasino
1050 Wien, Margaretenstraße 78
http://www.filmcasino.at

 >>"Artikel 7 - Unser Recht!" thematisiert den problematischen Umgang

Österreichs mit seiner slowenischen Minderheit. Der Film geht den
Schwierigkeiten nach, die Staat und Gesellschaft bis heute mit der 
Erfüllung von staatsvertraglichen Verpflichtungen haben. Er lässt dabei 
primär die Betroffenen dieser Verweigerung von Recht und Anerkennung zu 
Wort kommen: Angehörige der kärntner-slowenischen Minderheit, deren 
Sichtweise medial zumeist unterrepräsentiert ist.< (tk, es)

Die verantwortliche Politik zeichnet sich durch Mutlosigkeit und
parteipolitische Machtspiele aus. Diese wirken anscheinend auch im ORF,
der - obwohl Mitproduzent - "Artikel 7 - Unser Recht!" im vergangenen
Dezember kurzfristig aus dem Programm genommen hat. Seither behauptet 
der ORF, der Film widerspreche den ORF-Grundsätzen der Objektivität. 
Doch wessen Objektivität?

Die Produktion von "Artikel 7 - Unser Recht!" erfolgte in Zusammenarbeit 
mit ORF-MitarbeiterInnen. Die ORF-Endabnahme des Films für die 
TV-Ausstrahlung fand im Jänner 2005 ohne jede Beanstandung statt. Warum 
wird fast ein Jahr später plötzlich ein Sendeverbot verhängt und dem 
Film damit maßgeblich Öffentlichkeit verwehrt? Verletzt der ORF das 
ORF-Gesetz, wonach er verpflichtet ist Meinungsvielfalt zu 
berücksichtigen? Leistet der ORF mit diesem Zensurvorhaben einen Beitrag 
zur Verzerrung österreichischer Zeitgeschichte? Und was bedeutet eine 
solche Vorgehensweise des ORF grundsätzlich für die (zukünftige) 
Zusammenarbeit zwischen Filmschaffenden und ORF?

Podiumsdiskussion "Wie viel Objektivität verträgt der ORF?" mit

/ Ruth Beckermann (Filmschaffende, Obfrau dok.at)
/ Zuzana Brejcha (Filmschaffende, Kulturrat Österreich, Volksgruppenbeirat)
/ Fritz Hausjell (Kommunikationswissenschaftler / Universität Wien)
/ Mirko Messner (Textarbeiter, Zentralverband slowenischer Organisationen)
/ Thomas Korschil, Eva Simmler (RegisseurInnen "Artikel 7 - Unser Recht!")
/ N.N. (ORF)

Moderation: Martina Theininger (Filmschaffende)


ARTIKEL 7 - UNSER RECHT!
CLEN 7 - NASA PRAVICA!
A/SLO 2005, 83 min
Regie: Thomas Korschil und Eva Simmler
Produktion: Navigator Film
http://www.artikel7.at


/ Freier Eintritt zur Diskussionsveranstaltung um 14:30 Uhr.
/ Kinokarte zur Filmvorführung um 13:00 Uhr lt. Preisliste des Filmcasino.


/ Kontakt /____________
Kulturrat Österreich
Gumpendorfer Str. 63b
A-1060 Wien
mailto:contact at kulturrat.at
www.kulturrat.at

/ Rückfragen /____________
Daniela Koweindl
Tel. 01/524 09 09

***

5)

Der schul.frei Verein wird künftig Filme unterschiedlichen Charakters
zeigen – Spielfilme, alte und neue Dokumentationen von bestehenden
demokratischen Schulen und auch von innovativen Ansätzen in der Regelschule.

Wir haben nach Filmen gesucht, welche die Ziele des schul.frei Vereins –
innovative und demokratische Schulkultur – zum Inhalt haben. Die Filme
sind spannend, informativ, politisch, für Jugendliche sowie Erwachsene

Mo, 13. Feb 17h–20h
Summerhill lebt!
Einführung, 2 Filmdokumentationen, Diskussion

Summerhill von A.S. Neill: Die berühmteste demokratische Schule der
Welt, seit 1924 bis heute.

Grünes Haus, Lindengasse 40, 1070 Wien, Großer Saal.


***

6)

Der Film Unter den Brettern hellgrünes Gras von Karin Berger mit Céija
Stoika ist vom 24.2. - 2.3.2006 jeweils um 18 Uhr im Filmcasino zu
sehen. (Magaretenstraße 78, 1050 Wien, T. 01-581.3900 )

Wir ersuchen Sie, den Termin  bekannt zu geben. Den Pressetext findet
ihr im Anhang.
Das Buch zum Film „Träume ich, dass ich lebe?“ von Ceija Stojka; Hg.
Karin Berger ist im Picus Verlag erschienen.

Mit besten Grüßen
Susanne Guggenberger

Unter den Brettern hellgrünes Gras
A 2005, DigiBeta 4:3, 52 Min.
Ein Film von Karin Berger mit Ceija Stojka

Céija Stojka hat überlebt. Sie war als Kind in den Vernichtungslagern
der Nazis. In Auschwitz und Ravensbrück. Und in Bergen-Belsen, wo sie
und ihre Mutter von den Alliierten befreit wurden. Unter den Brettern
hellgrünes Gras ist das Dokument einer Begegnung: ein fast zur Gänze
„gesprochener“ Film; in raue, intensive Bilder gefasst verzichtet er
souverän auf die gängigen „Bilder des Grauens“ und konfrontiert sein
Publikum mit der Bildermächtigkeit der Sprache und der Komplexität
gelebter Erinnerung. Ein Geschichtsdokument, ein Gesellschaftsporträt.
(Constantin Wulff)

-- 
Navigator Film KEG
Schottenfeldgasse 14
1070 Wien, AUSTRIA

t. +43(0)1-524.9777-14
f. +43(0)1-524.9777-20
www.navigatorfilm.com


***

7)

Ökosoziale Naturprodukte aus Sultaniye

In Sultaniye, einem türkischen Nomadendorf in der Nähe des antiken
Ephesos, entsteht in Zusammenarbeit mit den DorfbewohnerInnen nach
ökosozialen Grundsätzen und Kriterien der Kulturinitiative „Die
Hupfauer“ Bioolivenöl. Wichtig dabei ist der sorgfältige Umgang mit den
natürlichen Ressourcen und die Akzeptanz der Eigenart anderer. Das milde
Olivenöl wird in einer eigens renovierten Steinmühle nach traditionellem
Verfahren kalt gepresst, nicht gefiltert und ohne chemische
Konservierungsmittel abgefüllt.

- Olivenöl, Liter à 11,-
- Medizinische Ansatzöle: Johanniskraut, Kamille, Schopflavendel,
   Zistrose, Königskerze, Rosmarin, Thymian.
- Meersalz mit Petersilie oder mit Dille.
- Zistrosentee, Olivenblätter, Wildthymian.
- Olivenölseife nach Gewicht.
- Salca (salziges Tomatenmark/Würzmittel),
- Honig.

Bestellungen: ulli.fuchs at aon.at, Tel. 01 / 810 63 49
Ich liefere und mache Verkaufsstände bei Veranstaltungen.
Bitte genaue Liste anfragen!


revolution will not be televised
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kinoki
Gumpendorfer Str. 63B
Buerogemeinschaft 1. Stock
1060 Wien
Fax: ++43 (0)1 403 87 94-17
mikrokino at kinoki.at
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