[kinoki-mikrokino] #118 - mo 18.10. VENEZUELA VON UNTEN
Peter Grabher
p@kinoki.at
Thu, 14 Oct 2004 17:24:02 +0200
hallo, anbei unsere einladung zum venezuela-abend kommenden montag mit
dem atemberaubenden >revolution will not be televised> und in
anwesenheit von oliver ressler der bericht >venezuela von unten>. in
der vorschau findet sich die ankuendigung unseres
US-wahl-vorabendprogramms. aus dem viennale-programm moechten wir
dringend die retro mit filmen von john ford, jean-marie straub und
danielle huillet empfehlen, sowie die tributes fuer jean-pierre gorin,
für den aus wien geflohenen linken avantgardisten amos vogel und den
unbekannten paul fejos, der in den 20er jahren von ungarn in die usa
emigrierte. dessen >lonesome> von 1928 war sowohl walter benjamins als
auch siegfried kracauers lieblingsfilm. zusammen mit einer publikation
von elisabeth buettner wird er am samstag 16.10. um 21 h im metro kino
vorgestellt. mit herzlichem gruss, kinok p
KINOKIS MIKROKINO IM 7*STERN
Politische Filmabende, am 1. und 3. Montag des Monats. UKB 4 Euro
Im Café & Kulturzentrum 7*STERN | Tel: 0699-1-5236157 |
http://7stern.net
1070 Wien, Siebensterngasse 31 (Ecke Mondscheingasse, >13A/49)
kinoki. Verein für audio-visuelle Selbstbestimmung
mikrokino@kinoki.at | http://www.kinoki.at
Newsletter subskribieren bzw. abbestellen unter:
http://www.kinoki.at/mailman/listinfo/kinoki-mikrokino
Förderpreis Politische Kulturarbeit 2004 der IG Kultur Österreich.
Einladung #118
Montag, 18. Oktober 2004, 20 Uhr
KINOKIS MIKROKINO PRÄSENTIERT:
VENEZUELA VON UNTEN
Venezuela von unten
Dario Azzellini und Oliver Ressler, 2004, 67 Min., OmdU., DVD
Seit dem Regierungsantritt von Hugo Chávez Ende 1998 hat sich in
Venezuala ein sozialer Umwälzungsprozess mit großer Eigendynamik
entwickelt. Die Armen organisieren sich selbst in Stadtteilkomitees,
Betriebsgruppen und Kooperativen. Der nach dem Unabhängigkeits-Helden
Simón Bolivar benannte „bolivarianische Prozess“ politisiert ganz
Venezuela, es geht um eine Gesellschaft jenseits des neoliberalen
Modells. In ihrem neuen Film „Venezuela von unten“ lassen die
Filmemacher Dario Azzellini und Oliver Ressler Aktivistinnen und
Aktivisten der sozialen Bewegungen Venezuelas zu Wort kommen: Arbeiter,
die ihre Fabriken besetzt haben, Angehörige indigener Ethnien, die
erstmals einklagbare Rechte genießen, Bauern, die ihr Land kollektiv
bearbeiten, Mitarbeiter linker und alternativer Medien. Sie berichten,
wie sich nach dem Amtsantritt von Chávez die Rahmenbedingungen für ihre
Arbeit verändert haben und geben Einblick in das venezuelanische
Experiment, welches sich keineswegs auf die Figur des Präsidenten
reduzieren lässt. Im Film spricht es jemand aus: „Wir setzen die
Revolution fort – mit oder ohne Chávez.“
The Revolution will not be televised
Kim Bartley und Donnacha O´Brien, Irland 2003, 74 Min., OmdU., VHS
Im Verlauf des Putschs gegen den demokratisch gewählten Präsidenten
Hugo Chávez im April 2002 befanden sich auch die zwei irischen
FilmemacherInnen Kim Bartley und Donnacha O’Briain im
Präsidentenpalast. Aus ihrer ursprünglich geplanten TV-Doku über den
charismatischen Präsidenten wurde ein atemberaubender Dokumentarfilm
aus dem Innern der sich überstürzenden Ereignisse. In deren Verlauf
wird einiges über die der Auseinandersetzung in Venezuela zugrunde
liegenden Strukturen klar. Der Film wirft auch ein scharfes Licht auf
die Rolle der Medien: Der Putsch der venezuelanischen Elite wurde von
Privatsendern wie der von den USA dominierten Venvision orchestriert.
Als nach Massenprotesten Chávez wieder in sein Amt eingesetzt wird,
weigern sich die privaten Sender, diese Neuigkeit zu berichten: The
Revolution will not be televised.
"A superior example of fearless filmmakers in exactly the right place
at the right time." (Variety)
Gespräch mit Oliver Ressler.
Links:
Oliver Resslers Website
http://www.ressler.at/
<The Revolution will not be televised> Official Website
http://www.chavezthefilm.com/
Interview mit Kim Bartley und Donnacha O´Brien
http://www.zmag.de/artikel.php?id=926
***
Vorschau:
#119
Montag, 1. November 2004, 20 Uhr
KINOKIS MIKROKINO PRÄSENTIERT:
ANLÄSSLICH DER US-PRÄSIDENTSCHAFTSWAHLEN
Unprecedented: The 2000 Presidential Election
Richard Ray Pérez & Joan Sekler, USA 2002, 50 Min., englische
Originalfassung, Video
Ein fesselnder Dokumentarfilm über die amerikanische
Präsidentschaftswahl 2000 im Bundesstaat Florida. Die Regisseure
Richard R. Perez und Joan Sekler untersuchen den umstrittensten
politischen Wettstreit in der modernen Geschichte der USA und entwerfen
ein beunruhigendes Bild von verdächtigen Unregelmäßigkeiten,
Wahlunrecht und Manipulation von Wahllisten.
Berkeley Film and Video Festival Grand Festival Award Documentary
NY International Film Festival Grand Jury Prize for Best Documentary
Link:
http://www.unprecedented.org/
***
Hinweise:
1.: 15./16.10., Tanzquartier: Border Control: Duty Free Fiction, Teil 2
2.: 17.10., Justizanstalt Stein in Krems: Protest-Aktion gegen die
Zustände im Gefängnis
3.: Okt/Nov: HTU-CinéStudio Oktober/November 2004
4.: 21.-26.10., VHS Meidling: Theater + Partizipation - Veranstaltungen
mit Augusto Boal
5.: 29./30.10., Hauptbücherei am Gürtel: subtitle. Kulturproduktion von
Minderheiten zwischen Ethnisierung und Politik
***
1.
BORDER-CONTROL: DUTY FREE FICTION Teil II, Wien
OPEN LAB
Präsentationen:
15.10.2004 18:00 Tanzquartier Studios
16.10.2004 16:00 Tanzquartier Studios
[am samstag gibt es noch eine filmpräsentation von lisl ponger um 17
uhr und um 19 uhr einen vortrag von karl bruckschweiger, genaueres
bitte beim tanzquartier erfragen....]
Mit Daniel Aschwanden (A), Sabina Holzer (A), Ruth Kaaserer (A),
Silvester Lavrik (SK), Sabine Maier (A), Miroslav Marcelli (SK),
Michael Mastrototaro (A), Katarina Mojzisova (SK), Brano Spacek (SK)
u.a.
Im Mai dieses Jahres haben sich zwei Wochen lang Performer, bildende
Künstler, Wissenschaftler und Dramaturgen aus den Nachbarstädten Wien
und Bratislava mit ihren historischen und gegenwärtigen
Lebenssituationen beschäftigt. Neben den trennenden sowie
verbindenden Umständen in der Geschichte und Gegenwart der beiden
Städte wurde hier der Fokus auf die persönlichen Sichtweisen der
Beteiligten gelegt, ihren Begegnungen mit Menschen, ihrer Wahrnehmung
von staatlichen und zwischenmenschlichen Grenzen. Zentral stand die
Idee und Arbeitsweise der Dokumentation und die Frage danach, wie
sich ’Realität' konstituiert und wann die Darstellung von
Begebenheiten zur Fiktion wird. So fand der Austausch unter den
KünstlerInnen einerseits über Erzählungen, Erfahrungen und Erlebnisse
statt, andererseits über Arbeitsweisen, die in einer Reihe von
’Ergebnissen', Performances, Interviews, Photo- und Filmarbeiten
ihren Niederschlag fanden.
In einer weiteren Arbeitsphase in Wien werden die bisherigen
Materialien weiterbearbeitet und in Bezug zu dieser benachbarten -
anderen - Stadt gesetzt.
Das Projekt wird am 19. und 20. Oktober 2004 abschließend auch in
Bratislava vorgestellt.
http://www.tqw.at
***
2.
Wir fordern Aufmerksamkeit!
In diesem Land sterben Menschen auf brutalste Weise und werden, trotz
gegenteiligem Wunsch und Protestes seitens besorgter Menschen und
Organisationen, ohne unabhängige Untersuchung, von den Verantwortlichen
sang- und klanglos verscharrt.
Am 17. Oktober organisieren wir deshalb um 13:30 eine Demonstration
vom Friedhof in Krems / Donau (Wienerstrasse 87 Tor 2 3500 Krems /
Donau) zur Justizanstalt Stein (Steiner Landstrasse 4 3500 Krems /
Donau), wo wir auf einen der brisantesten Fälle der letzten Zeit – den
Tod von Edwin Ndupu (Nigeria) – hinweisen wollen.
Laut den uns bisher vorliegenden Informationen wurde er von bis zu 20
Justizwachebeamten in voller Montur zu Tode geprügelt, nachdem seine
Zelle in der Justizanstalt Stein unter Einsatz von Tränengas gestürmt
worden war.
Wir protestieren gegen die unzumutbaren Zustände in den Gefängnissen!
Wir protestieren gegen den rassistischen Staatsapparat!
Wir wollen die Wahrheit ausgraben und verlangen eine unabhängige
Autopsie sowie eine Aufklärung der Ereignisse.
Lasst uns ein Zeichen setzen und zahlreich vereint mehr Respekt
gegenüber allen Menschen einfordern!
Aussagekräftige Plakate / Transpis / Lärminstrumente sind erwünscht!
Mitfahrgelegenheit & Treffpunkt für den Demobus (Hin- & Rückfahrt):
Sonntag 17. Oktober 11:30 vor dem Franz-Josefsbahnhof (Julius
Tandlerplatz 3 1090 Wien)
Reservierung für den Bus bitte Donnerstag 14. Oktober 14:00 – 18:00
unter 01 523 64 75 oder schaufel@utanet.at
Mehr Infos zu Edwin Ndupu unter: http://www.no-racism.net
Koalition for Action
***
3.
HTU-CinéStudio Oktober/November 2004
Im Audi Max der TU – Getreidemarkt 9, 1060 Wien
http://www.cinestudio.at
Übersicht Oktober/November 2004
Donnerstag, 14.10.2004
19.00 Surplus (Vorfilm: Opernball) OmU
Dienstag, 19.10.2004
19.00 Unity, Putzi & Blondi
Freitag, 22.10.2004
19.30 Roger and Me OmU
Donnerstag, 28.10.2004
19.00 Fahrenheit 9/11 OmU
Freitag, 29.10.2004
19.00 Venezuela von unten OmU
Dienstag, 2.11.2004
19.00 Die 200. Widerstandslesung gegen blau-schwarz
Donnerstag, 4.11.2004
19.00 Wolfzeit OmU
Dienstag, 9.11.2004
19.00 Im Land der Kinoveteranen
Donnerstag, 11.11.2004
19.00 Sprich mit ihr OmU
Dienstag, 16.11.2004
19.00 Operator Kaufmann
Dienstag, 23.11.2004
19.00 Nachtreise
Donnerstag, 25.11.2004
19.00 Uzak OmU
Freitag, 26.11.2004
19.00 Diskurs gegen das Vergessen OmU
Dienstag, 30.11.2004
19.00 Gegen die Wand
Vorschau Dezember 2004
2.-4.12.: Türkische Filmtage
***
4.
Theater & Partizipation - Die Kunst des sozialen Zusammenhalts
Veranstaltungen mit Augusto Boal und Julián Boal, 21.–26. Oktober 2004
Volkshochschule Meidling Längenfeldgasse 13 – 15, 1120 Wien
dabei besonders auf die Fachtagung "Theorie und Praxis des Legislativen
Theaters" am 22.10.04
und auf den Workshop "Wer befreit Hamlet, Antigone & Co?"
eine einmalige Gelegenheit Augusto Boal in der vertiefenden,
aufführungsorientierten Szenenarbeit zu erleben!
mehr Infos unter http://www.argeforumtheater.at.tf
***
5.
subtitle
Kulturproduktion von Minderheiten zwischen Ethnisierung und Politik
DISKUSSIONSFORUM 29. - 30. Oktober 2004
Hauptbücherei am Gürtel, Urban Loritz-Platz-2a, 1070 Wien
Eine Veranstaltung der Initaive Minderheiten in Kooperation mit der
Hauptbücherei am Gürtel
Freitag, 29. Oktober 2004
13.30 bis 17.00 Uhr
Übersetzte Räume
Literatur als inszenierter Ort der Artikulation
Mit: Tarek Eltayeb, Katja Gasser, Kien Nghi Ha und Viktorija Kocman
Moderation: Cornelia Kogoj
17.30 bis 20.30 Uhr
"Multikulturelle Normalisierung" in der Bildenden Kunst
Kunstinstitutionelle und künstlerische Praktiken in Österreich
Mit: Songül Höll-Boyraz, Daniela Koweindl und Nora Sternfeld
Moderation: Petja Dimitrova
Samstag, 30. Oktober 2004
10.00 bis 13.30 Uhr
World Music als musikalische Ausdrucksform der Grenzüberschreitung
Beispiel: "Balkanjazz"
Mit: Sofija Bajrektarevic', Harald Huber, Sandy Lopic(ic' und
Aleksandra
Tehovnik
Moderation: Ursula Hemetek
14.30 bis 17.30 Uhr
Film als "transnationale Projektionsfläche"
Strategien der Reflexion von Macht, Identität und Repräsentation
Mit: Senad Hergic', Kenan Kiliç, Anna Kowalska und Nina Kusturica
Moderation: Martina Böse
........................................................................
........................................................................
..
subtitle Kulturproduktion von Minderheiten zwischen Ethnisierung und
Politik
Das Feld der kulturellen Produktion ist einer jener wenigen Bereiche,
in denen sogenannte "ethnische Minderheitenangehörige" vergleichsweise
gute Möglichkeiten der Partizipation und Öffentlichkeit vorzufinden
scheinen. Die Repräsentation von "Minderheitenstimmen" und
"Grenzüberschreitungen" finden sich zunehmend auch in den
Kulturbetrieben des Mainstreams. Was sind jedoch die Rahmenbedingungen
und Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb dieser Öffentlichkeiten? Welche
Strategien entwickeln KünstlerInnen jeweils in ihren Arbeiten? Und
welche Untertitel / subtitles setzen sie damit uner die vermeintlich
bunte Vielfalt im kulturellen Feld?
Eine gängige Lesart der Kulturproduktion von Minderheitenangehörigen
sieht diese primär als Ausdruck ihrer "kulturellen Identität". Sowohl
die Vorstellung einer solchen "Identität" als auch jene der ihr
zugeschriebenen "Kultur" geht dabei oft von fixen, unveränderbaren
Einheiten aus, die den KulturproduzentInnen gleichsam "natürlich"
anhaften. Während solche Zuschreibungen außerhalb des Feldes der
Kulturproduktion immer wieder zur Ablenkung von sozialen
Ungleichheiten
dienen, ist die Auseinandersetzung mit Identität selbst ein Merkmal
vieler Arbeiten in den Ausdrucksformen Film, Literatur, Musik und
Kunst.
Wann kommt es zur Mobilisierung von "kultureller Identität" und
"ethnischen" Ressourcen vor dem Hintergrund von Fremdzuschreibungen
und
dem hegemonialen Marktinteresse an "kulturellen Unterschieden"? Wann
wird dem Interesse am Biographischen mit der Entmystifizierung von
Kultur und Ethnizität entgegnet? Welche Möglichkeiten bietet das
kulturelle Feld der Artikulation und Durchsetzung
(gesellschafts-)politischer Ansprüche? Welche Öffentlichkeiten suchen
und finden KünstlerInnen?
Diese Fragen werden von Kulturschaffenden gemeinsam mit
TheoretikerInnen
diskutiert. Ausschnitte ihrer Arbeiten (Filme, Bücher, Musik, Kunst)
werden in Hinblick auf diese Fragestellungen präsentiert.
..................................................................
Übersetzte Räume
Literatur als inszenierter Ort der Artikulation
Gesellschaftlich hergestellte Minderheitenliteraturen schreiben sich
immer stärker in die sog. Weltliteratur ein. "Sie intervenieren", wie
es
Homi Bhabha ausdrückt, "in jene ideologischen Diskurse der Moderne,
die
versuchen, der ungleichmäßigen Entwicklung und den differierenden, oft
von Benachteiligung gekennzeichneten Geschichten von Nationen,
Ethnien,
Gemeinschaften und Völkern eine hegemoniale ,Normalität' zu
verleihen".
Schreiben ist mithin der Versuch, aus der marginalisierten Position
herauszutreten, sichtbar zu werden und den Mainstream mit den Mitteln
der Subversion zu verändern um damit die Vorstellung einer homogenen
Nation zu hinterfragen.
Im Panel Literatur diskutieren AutorInnen mit TheoretikerInnen über die
Rolle von Literatur als Mittel zum Empowerment von Minderheiten und
MigrantInnen und als Ausdrucksform für "subalternes" Sprechen. Es geht
um SchriftstellerInnen, die ihre individuellen Erfahrungen und eigenen
Geschichten artikulieren, diese in eine historische Narration setzen
und
sich somit von diskursiven Objekten in sprechende Subjekte verwandeln.
Und es geht um eine Literatur, die politische und rassistische
Machtverhältnisse in Frage stellt und eine Aufbruchstimmung innerhalb
einer Community markieren kann.
TeilnehmerInnen
Tarek Eltayeb Autor. Veröffentlichungen: u.a. "Städte ohne
Dattelbäume",
"Aus dem Teppich meiner Schatten"
Katja Gasser Literaturwissenschafterin und freie Journalistin
Kien Nghi Ha Politikwissenschafter und Autor von "Ethnizität und
Migration Reloaded" und "Hype um Hybridität"
Viktorija Kocman Autorin. Veröffentlichungen: "Reigentänze", "Ein Stück
gebrannter Erde"
Konzept und Moderation
Cornelia Kogoj Kommunikationswissenschafterin, Initiative Minderheiten
........................................................................
........................
"Multikulturelle Normalisierung" in der Bildenden Kunst
Kunstinstitutionelle und künstlerische Praktiken in Österreich
Zeitgenössische Kunstpraktiken im Migrationszeitalter kreisen immer
stärker um die Frage nach Identitäten. Das haben sie mit der
staatlichen
Politik gemeinsam, die trotz Globalisierung scheinbar auf
unveränderliche regionale und nationale Identitäten setzt.
Spielt die Kunst bei dieser anachronistischen Festschreibung einer
ausgrenzenden und ethnisierenden Konstruktion nationaler Stereotypen
mit, oder fördert sie eine Problematisierung hegemonialer Modelle?
Gibt
es für migrantische und minderheitenangehörige KünstlerInnen im
Kunstbetrieb einen Ausweg aus der verordneten Exotisierung, sei es nun
als "authentische" RepräsentantInnen der "eigenen Kultur" oder als
"hybride VertreterInnen" des Lebens zwischen den Kulturen? Werden
soziale Ungleichheiten ausgeblendet und Diskriminierungsstrukturen
verfestigt?
Über diese Fragen und die Situation speziell in Österreich diskutieren:
Songül Höll-Boyraz Künstlerin
Daniela Koweindl Kulturpolitische Sprecherin / IG Bildende Kunst
Nora Sternfeld Kunstvermittlerin / Trafo K
Konzept und Moderation
Petja Dimitrova Künstlerin
........................................................................
..............................................
World Music als musikalische Ausdrucksform der Grenzüberschreitung
Beispiel: "Balkanjazz"
Das Bild der österreichischen Musikszene zeigt, dass das Stilfeld World
Music MusikerInnen-persönlichkeiten mit migrantischem Hintergrund ein
breites Betätigungsfeld gibt. Oft greifen MusikerInnen dabei auf die
traditionelle Musik ihres Herkunftslandes zurück und kombinieren diese
in einem kreativen Prozess mit anderen Stilrichtungen der Musik. Der
"Balkanjazz" ist in letzter Zeit zu einem Markenzeichen geworden, wenn
auch in der Öffentlichkeit mehr als Verkaufslabel wahrgenommen, denn
als klar umrissene Musikgattung.
In diesem Panel, an dem MusikerInnen und WissenschaftlerInnen
teilnehmen, werden u.a. folgende Fragen thematisiert: Was die
Motivation
für einen Musiker/eine Musikerin ist, im künstlerischen Ausdruck auf
die
traditionelle Musik des Herkunftslandes zurückzugreifen; inwieweit
dieses Zurückgreifen mit ethnischer Identität zu tun hat; ob die
Erwartungshaltung des Publikums, dass ein Bosnier bosnische Musik
macht,
eine Slowenin slowenische, eine Fremdzuweisung darstellt und inwieweit
hier die Gesetze des Marktes bestimmend sind; inwiefern aber
andererseits darin eine Möglichkeit der Selbstbehauptung für
Minderheiten liegt. Weiters interessiert uns, ob und wie durch die
"Mixtur" musikalische, ethnische und soziale Grenzen überschritten
werden.
Wir möchten uns einer Definition von "Balkanjazz" annähern, die
musikalischen Wurzeln der Gattung aufspüren, wie auch die
gesellschaftspolitische Bedeutung einer solchen musikalischen
Grenzüberschreitung. Es wird herauszuarbeiten sein, inwieweit dieser
kreative Prozess für ein neues Selbstbild von Minderheiten steht.
Die Musik, über die gesprochen wird, wird von den KünstlerInnen des
Panels live präsentiert. Als musikalische "Verstärkung" fungiert der
Klarinettist Richard Winkler.
TeilnehmerInnen
Sofija Bajrektarevic' Ethnomusikologin
Harald Huber Popularmusikforscher und Musiker
Sandy Lopic(ic' Musiker, Komponist, Gründer und Leiter des "Sandy
Lopic(ic' Orchestars"
Aleksandra Tehovnik Sängerin und Schauspielerin, "Diva des Balkanjazz"
Konzept und Moderation
Ursula Hemetek Ethnomusikologin
........................................................................
..........................
Film als "transnationale Projektionsfläche"
Strategien der Reflexion von Macht, Identität und Repräsentation
Eine wachsende Zahl an in Österreich produzierten Filmen setzt sich mit
Positionen und Perspektiven von MigrantInnen und Angehörigen
nachfolgender Generationen auseinander. Diese Entwicklung folgt einem
weltweiten Trend zu "transnationalem Kino", das die Erfahrungen von
Migration und Diaspora, von Marginalisierung und Selbstermächtigung
ins
Blickfeld rückt.
Das Medium Film bietet eine wichtige Plattform für
Repräsentationspolitik und -kritik, deren konkrete Form von Satire bis
Sozialrealismus reicht. Während manche der einschlägigen filmischen
Arbeiten hegemoniale Bilder und Narrative über Minderheiten karikieren
oder subvertieren, tendieren andere zu deren Bekräftigung oder
Romantisierung. Je nach Ausgestaltung der ProtagonistInnen - als Opfer
oder als selbstbestimmte AkteurInnen - bieten diese Filme ihren
RezipientInnen unterschiedliche Identifikationsmöglichkeiten an. Je
nachdem reproduzieren sie die herrschende Kulturalisierung sozialer
Ungleichheiten oder stellen diese in Frage.
Welche Motivationen liegen der Wahl des Mediums Film und des konkreten
Zuganges zur filmischen Darstellung zugrunde? Auf welche
Rahmenbedingungen treffen Filmschaffende im Bereich der Filmförderung
und -festivals in Österreich? Welche Strategien entwickeln sie, um
ihre
eigenen künstlerischen und politischen Ansprüche zu verwirklichen, und
welche Öffentlichkeiten stellen ihre filmischen Arbeiten her?
TeilnehmerInnen
Senad Hergic' interface
Kenan Kiliç Regisseur
Anna Kowalska - Künstlerin
Nina Kusturica - Regisseurin
Konzept und Moderation
Martina Böse Soziologin
..........................................
Gefördert von:
BKA Kunst
Wien Kultur Interkulturelle Angelegenheiten
Wien Kultur Filmreferat
In Kooperation mit:
der Grüne Bildungswerkstatt Minderheiten
der Hauptbücherei am Gürtel
Impressum:
Herausgeber: Initiative Minderheiten, 1060 Wien
Konzept und Durchführung: Martina Böse, Petja Dimitrova,
Ursula Hemetek, Cornelia Kogoj
Pressearbeit: Sushila Mesquita
Organisation Versand: Helga Kovrigar
Grafische Gestaltung: Toledo i Dertschei
Druck: MARTINI Druck und Verlagsges.m.b.H
revolution will not be televised
*************************************************
kinoki
Gumpendorfer Str. 63B
Buerogemeinschaft 1. Stock
1060 Wien
Mobile: ++43 (0)650 5031574
Fax: ++43 (0)1 408 93 60
mikrokino@kinoki.at
http://www.kinoki.at
_______________________________________________
kinoki-mikrokino mailing listUn/Subscribe:
http://www.kinoki.at/mailman/listinfo/kinoki-mikrokino