[kinoki-mikrokino] #176 - Do 18.11./depot: Die Zeitlichkeit von Zeichen. Israel in Filmen von Chris Marker und Dan Geva

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Mo Nov 15 09:09:48 CET 2010


hallo, anbei die einladung zum mikrokino am donnerstag. weiter unten noch der hinweis auf die laufende lichtblick/amnesty-filmreihe zur todesstrafe im bellaria und eine hochkaraetig besetzte konferenz zu israel/palaestina am mo den 22. 
herzlich, kinok p

KINOKIS MIKROKINO

Politische Filmabende, 1x monatlich im depot bei freiem Eintritt.
depot, Breite Gasse 3, 1070 Wien,
http://www.depot.or.at
kinoki. Verein für audio-visuelle Selbstbestimmung
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Einladung zu kinokis mikrokino #176

Donnerstag, 18. November 2010, 19:00
Die Zeitlichkeit von Zeichen. Israel in Filmen von Chris Marker und Dan Geva

Als Chris Marker 1960 Israel mit der Kamera bereiste, betrachtete er das Sichtbare als Zeichenlandschaft: Er entzifferte Zeichen und Chiffren, um aus deren Deutung Fragen zur Zukunft des jungen, utopisch anmutenden Staates zu formulieren. Sein nach einer Erzählung Kafkas benannter Essayfilm "Beschreibung eines Kampfes" ("Description d'un combat") diente fast 50 Jahre später dem israelischen Regisseur Dan Geva als Ausgangspunkt für "Description of a Memory", in dem Markers Film zu einem Medium für die Konfrontation einer vergangenen Zukunft Israels mit einer Gegenwart wird, die Kafkas Welten immer ähnlicher sieht.

Beschreibung eines Kampfes
Chris Marker, F/Israel 1960, 59 min, dt. Version

Description of a Memory
Dan Geva, Israel 2006, 80 min, OV mit engl. UT

Einführung: Peter Grabher, kinoki

***

Vorschau:

Dienstag, 21. Dezember 2010, 19:00
UKAMAU - Kontinuität radikaler Filmarbeit in Bolivien
kinokis mikrokino #177

Heute gilt Bolivien als Vorzeigebeispiel für überall auf der Welt in Gang befindliche Dekolonialisierunsprozesse. Die derzeitige "Entrümpelung" des kolonialen Erbes – vom Schulsystem bis zur Staatsverfassung – hat eine bewegte und umkämpfte Vorgeschichte. Juan Ismael Saavedra Menacho, der Gast des Abends, kann davon aus erster Hand berichten: Er war Aktivist der nationalen Befreiungsbewegung und Mitglied der Anfang der 60er Jahre gegründeten Filmgruppe "Ukamau". Heute lehrt er visuelle Anthropologie und produziert Dokumentarfilme. Sein jüngster Film "80" unternimmt eine Rekonstruktion des Staatsstreichs 1980, der ihn damals selbst ins Exil zwang. Der vom Grupo Ukamau mit Betroffenen inszenierte Spielfilm "Yawar Mallku - Das Blut des Kondors" denunzierte 1969 die Praxis von Zwangssterilisierung indigener Frauen und bildet ein emblematisches Beispiel für das militante Kino Lateinamerikas.

Yawar Mallku - Das Blut des Kondors, Bolivien 1969, Regie: Jorge Sanjinés, Prod.: Grupo Ukamau, 74 min, OmU
80; Bolivien 2010, Regie: Ismael Saavedra, 70 min, OmU

Anschließend Diskussion mit Ismael Saavedra.

***

Hinweise:


Perspektiven jenseits von Krieg und Krise III
Welcher palästinensische Staat für welchen Frieden?

Montag | 22.11.2010 | ab 18:30 Uhr

Ort: VIDC | Möllwaldplatz 5/3 | 1040 Wien
Vernissage des palästinensischen Künstlers OSAMA ZATAR: „MORTGAGE“

Konferenz


Dienstag|23.11.2010|12:00 - 20:30 Uhr

Ort: Albert Schweitzer Haus | 
Schwarzspanierstraße 13 | 1090 Wien
12:00 – 12:30 | Registrierung
12:30 – 12:45 | Begrüßung
12:45 – 15:30 | Panel 1: 
Perspektiven zur Staatsbildung in Palästina – ein Weg zu einem gescheiterten (Nicht-) Staat?
16:15 – 20:15 | Panel 2:
Ein lebensfähiger palästinensischer Staat, Zweistaatenlösung, Einstaatenlösung – Wohin geht es?
Arabische und europäische Perspektiven
Israelische und palästinensische Perspektiven

Wir freuen uns auf Ihr Kommen.
Um Anmeldung wird gebeten:
seewald[at]vidc.org

Hintergrund

Nach dem Amtsantritt von US-Präsident Barack Obama schien für kurze Zeit eine Regelung des israelisch-palästinensischen Konflikts auf der Basis einer Zweistaatenlösung absehbar. Diese allzu optimistische Einschätzung ist mittlerweile einer breiten Enttäuschung gewichen. Angesichts der nach wie vor ungelösten Probleme des Konflikts – etwa der israelische Siedlungsbau in den besetzten palästinensischen Gebieten, die umstrittene Bedeutung von Ostjerusalem oder die politische Auftrennung zwischen Gazastreifen und Westjordanland – scheinen Lösungen weiter entfernt denn je. Im Rahmen dieser Konferenz werden politische Lösungskonzepte diskutiert. Wesentliche Fragestellungen sind dabei: Was kann angesichts der gegenwärtigen Situation eine mögliche palästinensische Staatlichkeit überhaupt noch bedeuten? Inwiefern ist die Vorstellung einer Zwei-Staaten-Lösung obsolet geworden? Welche alternativen politischen Konzepte gibt es dazu? 

Das Konferenzprogramm am 23.11.2010

12:00 – 12:30 Uhr | Registrierung
12:30 – 12:45 Uhr | Begrüßung
12:45 – 13:30 Uhr | Eröffnung

Mustafa Barghouti | Palestinian National Initiative (angefragt)
13:30 – 13:45 Uhr | Pause

13:45 – 15:30 Uhr | Perspektiven zur Staatsbildung in Palästina – ein Weg zu einem gescheiterten (Nicht-) Staat?

Ronit Lentin | Trinity College Dublin: Re-thinking Israel-Palestine

Raphael Cohen-Almagor | University of Hull: The Failed Peace Process in the Middle East 1993-2010: A plea for a two-state solution

Gilbert Achcar | University of London: Israeli Designs and the Requisites of Palestinian Statehood

15:30 – 16:15 Uhr | Pause

16:15 – 18:00 Uhr | Ein lebensfähiger palästinensischer Staat, Zweistaatenlösung, Einstaatenlösung – Wohin geht es?
Arabische und europäische Perspektiven
Hesham Youssef | Kabinettchef des Generalsekretärs der Liga der Arabischen Staaten
Louisa Morgantini | ehem. Abgeordnete zum Europäischen Parlament
Ursula Plassnik | Abgeordnete zum Österreichischen Nationalrat (angefragt)
Diskutantin: Ronit Lentin | Trinity College Dublin

18:00 – 18:30 Uhr | Pause

18:30 – 20:15 Uhr | Ein lebensfähiger palästinensischer Staat, Zweistaatenlösung, Einstaatenlösung – Wohin geht es?
Israelische und palästinensische Perspektiven
Avraham Burg | ehem. Sprecher des israelischen Parlaments
Meron Benvenisti | ehem. Vizebürgermeister von Jerusalem
Leila Shahid | Vertreterin der PLO bei der Europäischen Kommission
Diskutant: Gilbert Achcar | University of London

Simultanübersetzung: englisch/deutsch

Das Podium

Gilbert Achcar
ist Professor für Development Studies and International Relations an der School of Oriental and African Studies, University of London. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen: Politik und Entwicklung der Staaten des Nahen Ostens und Nordafrikas, Empire Theory und US-amerikanische Hegemonialpolitik. Zu seinen aktuellen Publikationen zählen: „The Arabs and the Holocaust: The Arab-Israeli War of Narratives“ 2010 und das gemeinsam mit Noam Chomsky in 2. Auflage 2009 erschienene: „Perilous Power: The Middle East and U.S. Foreign Policy: Dialogues on Terror, Democracy, War, and Justice”.

Mustafa Barghouti (angefragt)
ist palästinensischer Bürgerrechtler und Politiker und kandidierte 2005 für das Amt des Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde und erreichte dabei Platz 2 hinter Mahmoud Abbas. Dr. Barghouti war im Juni 2002 einer der Mitbegründer der Palestinian National Initiative (al-Mubadara al-Wataniyya al-Filistiniyya), die eine reformerische und inkludierende Alternative zur bestehenden Palästinensischen Befreiungsorganisationen (PLO) und zu islamistischen Organisationen, wie der Hamas, bilden will. Dr. Barghouti ist zurzeit der Generalsekretär der Initiative und Abgeordneter zum Palästinensischen Legislativrat.

Meron Benvenisti
ist israelischer Politikwissenschaftler und war von 1971 bis 1978 stellvertretender Bürgermeister von Jerusalem unter Teddy Kollek. In dieser Position war er für die Verwaltung von Ostjerusalem und dessen arabischer Nachbarschaft zuständig. Er gilt als ein langjähriger Kritiker der israelischen Politik gegenüber den PalästinenserInnen und tritt für die Idee eines binationalen Staates ein. Meron Benvenisti kritisierte vor allem Ariel Sharons Disengagement Plan, da er der Meinung ist, dass dieser zu einem „Bantustan-Modell“ in den besetzten palästinensischen Gebieten führen und ein „Apartheid-Israel“ schaffen wird.

Avraham Burg
ist israelischer Autor und ehemaliger Abgeordneter der Knesset und war lange Zeit ihr Sprecher. Er ist Vorsitzender der Jewish Agency for Israel. 2004 legte Avraham Burg sein Mandat in der Knesset nieder. Seit damals hält er Vorträge bei internationalen Veranstaltungen und ist des Weiteren im Vorstand diverser Organisationen und Firmen tätig. Zu seinen aktuellen Publikationen zählen: „Hitler besiegen: Warum Israel sich endlich vom Holocaust lösen muss“, 2009 und „The Holocaust Is Over: We Must Rise From its Ashes“, 2008.

Raphael Cohen-Almagor
hat zurzeit den Lehrstuhl für Politik an der University of Hull inne. Er promovierte 1991 in Politischer Theorie. Zwischen 1992 und 1995 unterrichtete er an der juristischen Fakultät der Hebrew University, Jerusalem. Prof. Cohen-Almagor ist Gründer des Medical Ethik Think Tank am Van Leer Institut in Jerusalem und war von 1995 bis 1998 dessen Direktor. Von 2000 bis 2003 war er Vorsitzender der Library and Information Studies an der University of Haifa und gründete 2003 das Center for Democratic Studies an der selben Universität. Zu seinen umfangreichen Publikationen zum israelisch-palästinensischen Konflikt zählen u.a. als Herausgeber „Israeli Democracy at the Crossroads“, 2005 und „Israeli Institutions at the Crossroads“, 2005.

Ronit Lentin
wurde in Haifa vor der Staatgründung Israels geboren und lebt seit 1969 in Irland. Die Politologin ist Leiterin des Instituts für Soziologie und Direktorin des  Postgraduate Programmes in Race, Ethnicity, Conflict am Institut für Soziologie. Dr. Lentin ist Mitbegründerin der Trinity Immigration Initiative am Trinity College in Dublin und hat zahlreiche Publikationen zu  Israel und Palästina, Gender und Völkermord sowie Gender und Holocaust veröffentlicht. Zuletzt erschienen von ihr: „Co-Memory and Melancholia: Israelis Memorialising the Palestinian Nakba“, 2010,  „Thinking Palestine”, 2008.

Louisa Morgantini
war bis 2009 italienische Abgeordnete zum Europäischen Parlament. Während dieser Zeit war sie Vorsitzende der Delegation für die Beziehungen mit dem Palästinensischen Legislativrat sowie Mitglied des Komitees für Entwicklung des Euro Mediterranean Parliamentary Assembly sowie des Komitees für Frauenrechte und Geschlechtergleichstellung. Louisa Morgantini ist ein führendes Mitglied der italienischen Friedensbewegung und Mitbegründerin des italienischen  Zweiges der Frauen in Schwarz.

Ursula Plassnik (angefragt)
ist seit 2008 Abgeordnete zum Österreichischen Nationalrat und Sonderbeauftragte des österreichischen Außenministeriums für internationale Frauennetzwerke. Von 2004 bis 2008 war sie österreichische Außenministerin und Vorsitzende des EU-Außenministerrates während der österreichischen EU-Präsidentschaft im 1. Halbjahr 2006. Zu ihren besonderen Interessensgebieten zählen u.a.  Balkanpolitik, Nahostpolitik, europäische Außenpolitik, Dialog der Religionen, die UNO sowie Fragen des Krisenmanagements und der Führungskompetenz.

Leila Shahid
wurde in Beirut geboren und studierte Anthropologie und Soziologie an der American University of Beirut. 1969 trat Leila  Shahid in die Politik ein und wurde Mitglied der Fatah. 1989 erhielt sie von Yasser Arafat ihre erste diplomatische Rolle als palästinensische Vertreterin in Irland und schließlich 1990 in den Niederlanden. 1994 wurde sie als Generaldelegierte Palästinas für Frankreich nominiert. Dieses Amt hatte Leila Shahid inne bis sie 2005 zur Generaldelegierten Palästinas bei der Europäischen Union berufen wurde.

Hesham Youssef
studierte Physik an der Cairo University, Philosophie in den USA und Wirtschaft an der American University in Cairo. Der Karrierediplomat trat 1985 in das ägyptische Außenministerium ein und arbeitete an den ägyptischen Vertretungen in Kanada und Genf mit dem Fokus auf Handelspolitik im Rahmen der WTO. 2001 begann Hesham Youssef bei der Arabischen Liga und wurde offizieller Sprecher von Generalsekretär Amre Mussa, dessen Kabinettchef er heute ist.


***


Auge um Auge 

Die Todesstrafe im Film 
12. bis 18. November 2010
Bellaria-Kino Wien

„Schnell ist ein Urteil gefällt, das weitreichende Folgen haben kann, 
im Falle der Todesstrafe sind diese irreversibel. “

Auge um Auge: 
ein cineastischer Gegenentwurf in Zeiten, in denen einfache Lösungen für komplexe Probleme Hochkonjunktur haben. Schleichendem Gift gleich verbreiten sich Anklageformeln wie jene der „unumstößlichen Beweislage“ oder Medienbehauptungen wie jene der „offenkundigen Schuld“. Über Opfer und Täter. Wie Ankläger bisweilen zu Angeklagten werden. Über die Folgen des vorschnellen Urteils. Weshalb der Zweifel stets ein guter Ratgeber ist.

Auge um Auge – Propaganda:
„Die Strafe muss sich bei jenen am stärksten auswirken, welche die Untat nicht begangen haben!“ (Michel Foucault/Überwachen und Strafen, S. 121, suhrkamp Wissenschaft)	

Auge um Auge – genauer hinsehen:
„Der Film macht sichtbar, was wir zuvor nicht gesehen haben oder vielleicht nicht einmal sehen konnten.“ 
(Siegfried Kracauer/Theorie des Films)

Eine Lichtblick-Reihe auf Vorschlag und im Auftrag von amnesty international

http://lichtblick.action.at/

Programmübersicht

Fr, 12.11.
19:00
Mumia Abu-Jamal:
In Prison My Whole Life (OmU)

21:30 
Hunger (OmU)
Sa, 13.11.
19:15
The Unquiet Death of Julius and Ethel Rosenberg (OmU)

21:00 
Night Train (OmU)
So, 14.11.
19:15 
La Proces de Jeanne d’Arc (OmeU)

20:30
A (OmU)
Mo, 15.11.
19:15
Darrat (OmU)

21:00
Chokh/Die Augen (OmU)
Di, 16.11.
19:15
Mumia Abu-Jamal:
In Prison My Whole Life (OmU)

21:00
Der Brief
Mi, 17.11.
19:15
Wozzek

21:00
Überraschungsfilm
Do, 18.11.
19:15
Kurzfilme:
Live from Death Row (OemU)
Juan Menendez 6446 (OV)
La Zona Intertidal (OV = ohne Text)

21:00
True Crime/Ein wahres Verbrechen (OV)



Informationen

Veranstaltungsort:
Bellaria-Kino, 1070 Wien, Museumstraße 3 
Tel. (01) 523 75 91

Eintritt: EUR 6,-
Erreichbarkeit: Station Volkstheater: U3, U2, Straßenbahn 49






Programmdetails

Fr 12.11.



19:00
Mumia Abu Jamal: In Prison My Whole Life 
R: Marc Evans Drehbuch: William Francome, Marc Evans Musik: Snoop Dog Rage Against the Machine, Mos Def; GB/USA 2007; Beta; 90 min; OmU 

Am 9.12.1981, in jener für den afroamerikanischen Publizisten und Aktivisten Mumia Abu-Jamal schicksalshaften Nacht, wird der britische Schriftsteller und Drehbuchautor William Francome geboren. Die Geschichte des durch politische Ranküne in die Todeszelle (wegen angeblichen Polizistenmordes) geworfenen und wider alle entlastenden Beweise dort immer noch gehaltenen Mumia Abu-Jamal hat William Francome, den Drehbuchautor und Erzähler dieses Films, wahrlich sein ganzes bisheriges Leben begleitet.
Nun begibt sich Francome auf Spurensuche, spricht mit Angela Davies und Noam Chomsky über Rassismus und Klassenjustiz, diskutiert mit KünstlerInnen wie Mos Def Alice Walker und Snoop Dog über Widersprüche und Schrecken der Todesstrafe, macht sich vor Ort in den Slums von Nord-Philadelphia ein Bild über die Erniedrigten und Beleidigten und besucht schließlich Mumia Abu-Jamal in dessen Zelle. Man hört nur die Stimme Mumias, denn das Filmen oder Fotografieren von TodeskandidatInnen ist in Pennsylvania verboten. Du sollst dir kein Bild machen: Wer aber hören kann, der höre, wie da einer, ungebrochen und kämpferisch sich nicht verbiegen lässt und nicht verzweifelt, wissend, dass die staatsoffizielle Propaganda immer weniger verfängt…
Die Raps von Snoop Dog, Rage Against the Machine und Mos Def sind der Puls des Films – die Fakten seine aufrüttelnde Botschaft.

Am 12.11.10, 19:00 
Filmvorführung in Anwesenheit des Mumia-Biographen Michael Schiffmann


21:30
Hunger (Shadow Kill) 
R: Steve McQueen D: Michael Fassbender, Liam Cunningham 
GB/Irland 2008; 35 mm; 91 min; OmU
1981, Maze-Gefängnis, Nord irland: Unter unwürdigen Haftbedingungen eingekerkert, wird den politischen Häftlingen nicht nur deren Status, sondern auch jeglicher Respekt versagt. Ihre Forderungen werden ignoriert. Nun ein Hungerstreik. Am Ende ein Toter: Bobby Sands, vom britischen Staat zum Tode freigegeben...
"Hunger" wurde bei den Filmfestspielen in Cannes 2008 mit der "Goldenen Kamera" ausgezeichnet.

Sa 13.11.



19:15
The Unquiet Death of Julius and Ethel Rosenberg 
(Der unruhige Tod von Julius und Ethel Rosenberg) 
R: Alvin H. Goldstein 
USA 1974; 16 mm; 80 min; OmU 

1953, mitten im Kalten Krieg, wurden zwei Staatsfeinde ausfindig gemacht: Julius und Ethel Rosenberg sollen als "Atomspione" für die Sowjet union gearbeitet haben. Die Medien suggerieren, das die beiden auch die eigentlichen Schuldigen am Korea-Krieg seien. Die Justiz garantiert einen reibungslosen Ablauf des Verfahrens. Störende Argumente werden nicht zugelassen, denn der Verrat der Rosenbergs gilt als erwiesen, ohne Wenn und Aber…
Der Kalte Krieg ist Vergangenheit, die Beweiskette gegen die Rosenbergs längst zerrissen, das gegen sie verhängte Todesurteil als Justizskandal, deren Hinrichtung schließlich als politischer Mord entlarvt.
Dennoch keine Geschichte von gestern, sondern eine Warnung für heute und morgen: Rasch ist ein Klima der Angst und Raum für Manipulation geschaffen, einzig die Bedrohungsszenarien ändern sich je nach politischer Konjunktur...


21:00
Ye Che/Night Train (Nachtzug) 
R: Yinan Diao D: Liu Dan, Qi Dao, Xu Wie 
China 2007; 35 mm; 94 min; OmU 
Die 30-jährige Wu Hongyan arbeitet im Gericht der Provinz Shaanxi in China als Henkerin.Jedes Wochenende steigt Wu Hongyan in den Zug und fährt in eine benachbarte Stadt, wo sie an einem organisierten Abendprogramm einer Ehe-Agentur teilnimmt. Ihre Liebesabenteuer sind mittelmäßig, bis sie den misteriösen Li Jun trifft. Sie weiss jedoch noch nicht, dass Li Jun der Ehemann derjenigen Frau ist, welche Wu Hongyan als Letzte hingerichtet hat...

So 14.11.



19:15
Le Proces de Jeanne d’Arc (Der Prozeß der Jeanne d’Arc) 
R: Robert Bresson D: Florence Carrez, Jean-Claude Fourneau, Roger Honorat 
Frankreich 1962; 35 mm; 63 min; OmeU 

Jeannes Prozess, ihr Tod auf dem Scheiterhaufen. Über nicht mehr und nicht weniger berichtet Robert Bressons "Jeanne"-Film, dem jedes falsche Pathos fehlt. "Le proces de Jeanne d’Arc" ist streng komponiert, der Ablauf der Verhöre, deren Frage/Antwort Schema, strukturiert das Geschehen. Blicke, Worte, Gesten: Lebenszeichen eines Menschen, der sterben wird. Ein Meisterwerk…
"Menge, Maßlosigkeit, Falschheit der Mittel, die der Einfachhheit und der Richtigkeit weichen. Alles zurückgenommen auf das Maß dessen, was dir genügt."
Robert Bresson/Notizen zum Kinematographen –Von der Fragmentierung


20:30
A
R: Mori Tatsuya
Japan 1997/98; 16 mm; 136 min; OmU 

Da ist ja das Monster: "Aum Shinrikyo" (Aum = Religion der höchsten Wahrheit) hat er seine Sekte genannt und seinen Anhänger befohlen, einen Anschlag auf die Tokioter U-Bahn zu verüben. Nahezu blind (welch eine Metapher: Blind für…) hat Shoko Asahara sich als Seher geriert und seine ihm blind folgenden Jünger manipuliert. Jeden Abend im Fernseher Bilder des Bösen: Die sind nicht wie wir! Nein, nein!
Wir schreiben das Jahr 1995.
Sechs Monate nach dem Giftgasanschlag überzeugt Regisseur Mori Tatsuya den Sprecher der Aum-Shinrikyo-Sekte, ihm für einen Dokumentarfilm als Auskunftsperson zur Verfügung zu stehen, die Lücke zwischen der abscheulichen Tat und der abscheulichen Medienhetze zu finden. Akari Hiroshi erweist sich als ebenso freundlich wie beharrlich. Wenn er lächelt (und er lächelt meist), ist es schwer, ihn sich als Fanatiker vorzustellen. Und doch … Über die Ambivalenz des Erschreckenden und dessen Wahrnehmung.
Ist es mit den Todesurteilen gegen den Sektengründer und dessen mordende Handlanger getan? Sind sie nur die Fehler im perfekten System Japans? 
"Wenn man einige Zeit mit Morris Kamera in (…) der Sekte verbracht hat, wird es tatsächlich offensichtlich, dass die Aum-Mitglieder keineswegs die Dämonen der öffentlichen Vorstellung, sondern hauptsächlich allzu typische Japaner sind. Sie sind loyal gegenüber den Menschen, mit denen sie zu tun haben, misstrauisch gegenüber Außenseitern (…) und fasziniert von elektronischen Geräten (der Fernsehapparat inbegriffen, der ständig läuft und Aum-Nachrichten zeigt). (…) Es wird einem klar, dass Araki das unvermeidliche Produkt eines sozialen Systems ist, das, während es eifrig moralische Werte in der Bevölkerung kultiviert, keine moralischen Gründe für ihre Anstrengungen mehr anzubieten hat."
Mark Schilling, The Japan Times, 2.6.98

Mo 15.11.



19:15
Darrat 
R: Mahamet-Saleh Haroun D: Ali Barkai, Youssouf Djaro, Aziza 
Tschad/B/F/Ö 2008; 35 mm; 95 min; OmU 
Man hat ihm gesagt, dieser Mann ist schuldig. Das Dorf hat ihn ausersehen, sein Großvater hat ihn inspiriert: den Tod des Vaters zu rächen – eine heilige Aufgabe für den alleingelassenen Waisen. Der Junge, auf der Schwelle zum Erwachsensein, findet den Mörder und – hält inne. Erst will er diesen Mann kennen und verachten lernen. Freilich, der Feind entspricht nicht seinen Vorstellungen…


21:00
Chokh (Die Augen) 
R: Utpalendu Chakraborty D: Om Puir, Anil Chatterjee, Sheeela Mazumdar
Indien 1982; 35 mm; 98 min; OmU 
Dezember 1975: Es herrscht Ausnahmezustand in Bengalen. Agent provocateurs sorgen dafür, dass es im Verlauf eines Streiks zu Ausschreitungen kommt, an deren Ende zwei Tote stehen. Die Anklage lautet auf Mord. Einen Schuldigen hat man rasch zur Hand: der Gewerkschaftsführer Janudath Sahe trage für all dies die Verantwortung, heißt es. Rasch ist ein Todesurteil gefällt, der Aufrührer soll sterben.
Vor seiner Hinrichtung bestimmt Janudath Sahe, der das Opfer einer Verschwörung geworden ist, dass seine Augen einem blinden Arbeiter transplantiert werden. Doch der Industrielle Jethia, dessen Sohn bei einem Bomben attentat sein Sehvermögen verloren hat, versucht dies, mit allen Mitteln zu verhindern…

Di, 16.11.



19:15
MUMIA ABU JAMAL: IN PRISON MY WHOLE LIFE 
(siehe Freitag, 12.11.) 


21:00
Der Brief
R: Vlado Kristl D: Vlado Kristl, Ottmar Engel, George Moorse 
BRD 1966; 35 MM; 90 MIN 

T. findet einen Brief. Anstatt ihn einfach in den Postkasten zu werfen, entschließt er sich, pflichtbewusst wie er ist, ihn persönlich zu übergeben. Er wandert darum um die ganze Welt, findet erstaunliche Formen der Existenz, lässt sich aber nicht aufhalten – und so lange weiter, bis er endlich die Adresse findet. Dort erfährt er, dass er sein eigenes Urteil mitgebracht hat. Er wird hingerichtet.

Mi, 17.11.



19:15
Wozzek
R: Georg C. Koren D: Kurt Meisel, Helga Zülch, Max Eckard 
DDR 1947; 35 mm; 101 min 

Da liegt einer auf dem Seziertisch, den hat man eben als Mörder hingerichtet. Doch das sei kein Mörder gewesen, sagt der Student Büchner, sondern "einer, den wir gemordet haben".
Zum Beweis erzählt er Wozzeks Geschichte…
Der Soldat Wozzek hat die Frau getötet, die er so sehr geliebt hat. Tagaus, tagein hat man ihn gedemütigt und schikaniert. Für einen skrupellosen Arzt hat er sich als menschliches Versuchskaninchen zur Verfügung gestellt – um zu ein paar Groschen zu kommen. Leben wollte er mit Frau und Kind – doch die Armut tötete die Liebe…
"Wozzek" (nach Büchners Dramen-Fragment) als Studie der Klassenverhältnisse. Friede den Hütten, Krieg den Palästen!


21:00
Überraschungsfilm

Do, 18.11.



19:15
KURZFILMPROGRAMM:
MORT A L’ECRAN (Live from Death Row)
R: Alexis Ferrebeuf D: MC Solaar, Lambert Wilson 
Frankreich 2005; 35 mm; 13 min; OmeU 

"Sie haben die Möglichkeit, den Verurteilten hinrichten zu lassen oder zu begnadigen. Voten Sie mit!" Die beißende Mediensatire von Alexis Ferrebeuf hat einen realen Hintergrund: 2003 wurde in den USA diskutiert, die TV-Ausstrahlung von Exekutionen zu ermöglichen…



JUAN MELENDEZ 6446 
R: Luis Rosario Albert 
Puerto Rico 2008; Beta; 49 min; OV 

Es war am 2. Mai 1984. Juan Melendez war gerade 32 Jahre alt und arbeitete in den USA als Erntehelfer. Plötzlich kam das FBI. Alle mussten sich auf den Boden legen. Dann riefen sie seinen Namen. In der Nähe war ein Inhaber eines Schönheitssalons ermordet worden. Melendez hatte ihn nie gesehen, aber der Mörder sollte einen fehlenden Zahn und ein Tattoo haben. Beides war bei ihm der Fall. Dass ihm ein brutaler Mord angelastet wurde, begriff Melendez erst nach seiner Verurteilung. Im Jahr 2000 tauchte eine Tonbandkassette auf, die das Geständnis des wahren Mörders enthielt. Nach 17 Jahren, 8 Monaten und einem Tag wurde Melendez mit 100 Dollar und einem T-Shirt in die Freiheit entlassen. 



LA ZONA INTERTIDAL (Die Zwischenzone)
R: Gruppe "Taller de Los Vagos" D: Manuel Sorto, Jorge Canenguez Aparicio 
El Salvador 1980; 16 mm; 15 min; Original (kein Text) 

Der Anlassfall für diesen experimentellen Kurzspielfim war die Verfolgung und Ermordung oppositioneller Lehrer durch die 1979 in El Salvador herrschende Militärjunta, doch stehen sie nur beispielhaft für andere, die Opfer "unausgesprochener" Todesurteile (exekutiert oft von paramilitärischen Gruppen), die man irgendwo auffindet oder die an Küsten angeschwemmt werden, in jener "Zwischenzone", wo Wasser und Land sich vereinen… "Das Filmkollektiv ,Taller de Los Vagos‘ hat sich gar nicht erst auf einen dokumentarischen Bericht eingelassen, sondern eine neue experimentelle Form der Darstellung jener Atmosphäre der Angst und Bedrohung gesucht und dabei divergierende Elemente zu einer irritierenden Einheit montiert." (Peter B. Schumann) 


21:00
TRUE CRIME (Ein wahres Verbrechen)
R: Clint Eastwood D: Clint Eastwood, Isiah Washington, James Woods 
USA 1999; 35 MM; 128 MIN; OV 

Ein Auftrag in buchstäblich letzter Minute für den Zeitungsreporter Steve Everett: Am Tag der Hinrichtung soll er, um die Bericht über den Fall des zum Tode verurteilten Frank Louis Beechum durch "die menschliche Seite" abzurunden, ein Interview mit dem Deliquenten führen. Doch Everetts untrüglicher Instinkt sagt ihm, dass an der Sache etwas faul ist. Seine Recherchen bestätigen diese Vermutung. Es bleiben ihm nur wenige Stunden, um die Unschuld Beechums zu beweisen…




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