[kinoki-mikrokino] Nr.144 "Newsfront. Die Medien und der Irakkrieg"
augustine.leisch at gmx.at
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Mon Jun 4 22:42:08 CEST 2007
KINOKIS MIKROKINO
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5.Juni 2007, 19 Uhr
Depot , Breite Gasse 3, 1070 Wien
kinokis Mikrokino Nr.144 "Newsfront. Die Medien und der Irakkrieg"
Die Nachrichten aus dem Irak vermögen trotz ihrer Menge kaum
Vorstellungen von Leben inmitten des Krieges oder gar Empathie mit den
Menschen
dort zu produzieren, von Einsicht in politische Zusammenhänge gar
nicht zu reden.
Der kinoki-Mikrokinoabend mit Irakexpertin und STANDARD-Redakteurin
Gudrun Harrer versucht einen Blick hinter die
Kriegsbilder zu werfen.
"Control room"
von Jehane Noujaim, 84 min, USA 2004, Englisch ohne Untertitel
In Control Room zeigt die ägyptisch-amerikanische Filmemacherin
Jehane Noujaim Journalisten von Al Jazeera, aber auch von NBC/ABC
und auch Presseoffiziere des US-amerikanischen Militärs bei der
Produktion der
Berichterstattung über den Krieg im Irak.
Ohne vorder- oder hintergründige Polemik erhellt der Film die
Mechanismen
der Nachrichtenproduktion, die aus Kriegsberichterstattung Propaganda
werden lassen- oder auch nicht- , analysiert, welche weltanschaulichen
Hintergründe
die jeweiligen Berichterstattung bedient und welche Ausschlüsse,
blinden Flecken
und Wertungen das jeweils produziert.
Jehane Noujaim: "Ich wuchs auf in Ägypten zu einen Zeit als die
Nachrichten stark vom Staat
kontrolliert wurden und man nicht viel Kritik an der Regierung zu hören
bekam.
Als 1996 Al Jazeera zu senden begann, wurde das Programm in jedem
Kaffeehaus in Kairo
gespielt. Sie schienen keinerlei Tabus zu kennen, wirklich
investigativ zu arbeiten und sie hatten
Diskussionssendungen über Dinge, über die niemand öffentlich
sprach.(..) Wenn man dann hört, daß
Al Jazeera "Taliban-TV" genannt wird, erwartet man, daß täglich Bin
Ladens Tapes gesendet werden,
aber die JournalistInnen dort sind wie überall: sie versuchen gute
Arbeit zu machen.(...)
Sie sehen sich als Medienpioniere in der arabischen Welt. Im Film
erzählt Samir,
daß er in 15 von 22 arabischen Ländern nicht einreisen darf, weil er
für Al-Jazeera arbeitet. (..)
Medien sind ein System, es ist ja nicht so, daß da ein paar Leute an
der Spitze sitzen und
alle Fäden in der Hand halten. Es geht viel um Wettbewerb und darum,
dein Publikum
anzusprechen. Ich hatte nicht mitbekommen, daß ein großer Teil des
amerikanischen
Publikums von CNN zu FOX-News übergegangen ist, und das war ein Teil
der Ursache,
warum CNN seine Programmierung dann auf eine patriotischere,
mitreissendere Linie brachte."
"Battleground. 21 days on the empire's edge"
von Guerilla News Network, USA 2004, 82 min , Englisch ohne Untertitel
Aufschlußreiche Dokumentation einer 3 wöchigen Reise unabhängiger
US-Filmemacher in den Irak Ende 2003.
Der Film begleitet einen Schiiten, der mit den Amerikanern gegen Saddam
kämpfte,
auf seiner Rückkehr zu seiner Familie. Er fokussiert vor allem auf die
Aporien der
taktischen Allianz der US-Politik mit den
schiitischen Kräften, die zwar das Ende des Saddamregimes begrüßen,
aber eigentlich
eine religiöse Verfassung nach der Scharia wollen, und keinerlei
weitere US-Einmischung.
Außerdem beobachtet Guerilla News Network US-Soldaten, die kein Wort
Arabisch
sprechen, bei ihren eher hilflosen Einsätzen und bei der Proklamation
ihrer äußerst naiven Vorstellungen von ihrer Mission.
Ein Film, der Menschen im Irak und ihre unvereinbaren Vorstellungen
lapidar portraitiert.
"embedded reporting"
ca 10 min. USA 2006,
Die Anti-Irakkriegsbewegung in den USA bringt ständig neue
Antikriegfilme heraus, die allerdings zum großen Teil kommentierte
Neuzusammenschnitte
medialen Mainstreammaterial sind. "embedded reporting" ist ein Kapitel
aus dem Antikriegsfilm "breaking silence" von Tonje Hessen Schei und
David Bee, das
zeigt, daß unabhängige Medienleute kaum eine Möglichkeit haben, im Irak
zu arbeiten,
ohne von allen Seiten - wörtlich- unter Beschuß
genommen zu werden.
Zwischen den Filmen:
Gespräch mit Gudrun Harrer (Arabistin,
STANDARD-Außenpolitik-Ressortleiterin
und Sondergesandte im Irak) über die politischen Kräftekonstellationen
in der Region und die
Geschichte der US-Politik dort.
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