[kinoki-mikrokino] #122 - Mo 20.12., EKH: Von der Dreigroschenoper zum NoBorderLab.
Filme rund ums Ernst Kirchweger-Haus
p
p@kinoki.at
Thu, 16 Dec 2004 17:34:23 +0100
KINOKIS MIKROKINO
Politische Filmabende, am 1. und 3. Montag des Monats. UKB 4 Euro
kinoki. Verein für audio-visuelle Selbstbestimmung
mikrokino@kinoki.at | http://www.kinoki.at
Newsletter subskribieren bzw. abbestellen unter:
http://www.kinoki.at/mailman/listinfo/kinoki-mikrokino
Förderpreis Politische Kulturarbeit 2004 der IG Kultur Österreich.
Einladung #122
Montag, 20. Dezember 2004, 20 Uhr (Eintritt: Spende)
Ernst Kirchweger-Haus (EKH), 1100 Wien, Wielandgasse 2-4 (>14A, U1
Keplerplatz)
KINOKIS MIKROKINO PRÄSENTIERT:
VON DER DREIGROSCHENOPER ZUM NOBORDERLAB. FILME RUND UMS ERNST
KIRCHWEGER-HAUS.
publiXtheatrecaravan.mov
filmcollective VTK (Nils Olger, Hannes Boeck, Martin Goessler, Martin
Kahofer, Martina Nowak).
2002, 35 min.
"Bald nach dem Regierungseintritt der Haider-FPÖ im Jahr 2000 zog das
VolxTheaterFavoriten mit einem aufmüpfigen Kulturprogramm durch
Österreich, um Widerstandsgeist im Land zu verbreiten. Im Jahr darauf
schloß sich die VolxTheaterKarawane dem internationalen,
globalisierungskritischen Protest an. Unter dem Motto 'noborder –
nonation' thematisierte die im Video nacherzählte Europareise die
Migrationspolitik der EU als Politik der Ausgrenzung. Das wichtigste
Kampfmittel der multinationalen Truppe sind künstlerische Aktionen: An
der (heute wieder abgeriegelten) ungarisch-burgenländischen Grenze gerät
etwa ein Denkmal, das an den Fall des Eisernen Vorhangs erinnern soll,
unter 'Beschuß'; in Salzburg treiben prügelnde Uniformierte ihre
Mitdarsteller und ein riesiges Gummimonster vor sich her (WEF-Treffen).
Bodenständige Reaktionen à la 'für eich ghört da Hitler her' oder eine
'Waffenlager'-Schlagzeile der Kronenzeitung zeigen an, daß es bei aller
Lustigkeit tatsächlich um Todernstes geht. Das legen auch die
erschütternden Szenen vor einem slowenischen Schubhaftgefängnis nahe, wo
die Theatertour plötzlich auf harte Realität prallt. Wenig später, nach
dem G8-Gipfel von Genua, werden einige Karawanenmitglieder aufgrund
haltloser Verdächtigungen selbst wochenlang inhaftiert, anschließend
deportiert. Gedankt wird dafür auch der damaligen österreichischen
Außenministerin, die die Kriminalisierung des künstlerischen Protests
vom Boulevard auf die höchste politische Ebene hob: Wer nicht kuscht,
darf sich nicht wundern... Hoffnung gibt, daß sich trotz Repression
weiterhin viele wundern und angesichts der im Video geschilderten
düsteren Zustände notwendigen Widerspruch artikulieren."
(Thomas Korschil)
Vergiss Europa!
Ein Weiß-Schwarzfilm von Tina Leisch, Gundula Daxecker, Simu Mayimona,
Simu Mayimona, Lusa Mbemba, Tom Waibel u.v.a.
1999, 33 Min.
"Die Weißen merken ja nicht, daß sie weiß sind. Weiß ist normal, die
Anderen sind anders. Weiß ist gut, wohlwollend, klug, hilfreich, nett,
gebildet, zivilisiert. (...) Die Weißen sind zu blöd, sich vorzustellen,
daß ihr Weißsein von den Anderen als Drohung von Nichtachtung,
Grausamkeit, Terror und Unglück gelesen wird..."
Ein "Weiß-Schwarzfilm" über das Leben (schwarzafrikanischer)
Migrantlnnen in Wien. Ein im EKH entstandenes und gedrehtes
Spielfilmprojekt, fragmentarisch, improvisiert und zornig.
(Pause)
Volkstheater Favoriten
1996ff., ca. 20 Min.
Ausschnitte aus Inszenierungen des Volkstheater Favoriten: "Penthesilea"
nach Kleist im März 1996, "Der Auftrag" nach Heiner Müller im Mai/Juni
1996 und verschiedene politische Straßentheater-Aktionen.
Ordnung ist nur Schein...
Regie/Schnitt:Valentin Hitz, Idee/Recherche/Ton: Martin Bez, Kamera:
Thomas Benes, Aufnahmeleitung: Maria Arlamovsky.
1993, 18 Min.
Ein kurzes Filmportrait über das im Frühsommer '90 besetzte "Ernst
Kirchweger-Haus". BesetzerInnen erzählen von ihren Intentionen und
Plänen, von den Konflikten und Träumen rund ums Haus. Auch Walter
Silbermayer und Walter Baier, Parteichefs der KPÖ, der die Immobilie
gehört, kommen zu Wort, genauso wie erzürnte Anrainer. Ein Mann, der in
Österreich Asyl sucht und im EKH wohnt, erzählt von der Hilfe, die ihm
hier zuteil wurde. Dazwischen sieht man HausbewohnerInnen mit der
Bohrmaschine werkeln, am Keplerplatz Flugblätter verteilen, sowie in
Petronell mit der Flex Autos zerlegen. Schönes Dokument!
Denn wovon lebt der Mensch
Regie: John Buche, Kamera: Andreas Berger, Produktion: Igor Orovac,
Musik: Oliver Stotz, DarstellerInnen: Volxtheater Favoriten.
1994, 3 Min.
"Vielleicht kennen Sie das (Ernst Kirchweger) Haus gar nicht, mag sein,
sie kennen es als Concertsaal, als Bar, als Haus vollen Fremder, Kurden,
Zigeuner, Afrikaner, als Haus voller lärmender Kinder und Hunde, als Ort
politischer Ansprüche, der Information und Kommunikation, oder nur als
Baustelle. Wie auch immer, sie sollen jetzt etwas Neues kennenlernen:
das Haus als Oper!" (Text aus der Broschüre zur Aufführung der
Dreigroschenoper)
Vor zehn Jahren wurde das VolxTheater ausgerufen und gegründet. Im
September 1994 fand die erste Premiere, die "Dreigroschenoper" von
Bertolt Brecht, "eine Oper von „Bettlern für Bettler”, im Ernst
Kirchweger-Haus, im 10. Wiener Gemeindebezirk statt. "Denn wovon lebt
der Mensch" ist ein Videoclip, der im Rahmen dieser ersten Produktion
des Volkstheater Favoriten, Brechts "Dreigroschenoper", im EKH gedreht
wurde.
Nach den Filmen gibts heiße alkoholische und antialkohlische Getränke,
sowie feine Musik von den kinoki aufgelegt.
Links:
Ernst Kirchweger-Haus:
http://www.med-user.net/ekh/
Wikipedia-Eintrag zum Ernst Kirchweger-Haus
http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Kirchweger_Haus
Wikipedia-Eintrag zu Ernst Kirchweger
http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Kirchweger
VolxTheaterKarawane / noborderLAB
http://no-racism.net/noborderlab/
publiXtheatrecaravan.mov
http://no-racism.net/publiX/index.html
Diskussionsbericht zu "Vergiss Europa" von Tina Leisch
http://www.springerin.at/dyn/heft_text.php?textid=336&lang=de
VolxTheater Favoriten
Link: http://strg.at/~volxtheater/
Dreigroschenoper, EKH 1994
http://strg.at/~volxtheater/_html/_drgrop0.htm#
***
Vorschau:
#123
Montag, 17. Jänner 2005, 20 Uhr (Eintritt frei)
Depot, 1070 Wien, Breite Gasse 3, Tel: +43 1 522 76 13,
http://www.depot.or.at
KINOKIS MIKROKINO PRÄSENTIERT: THOMAS TODE
NS-VERBRECHEN UND RE-EDUCATION. FILME DER ALLIIERTEN NACH 1945
Während der ersten Monate der Okkupation Deutschlands und Österreichs
stand die Besatzungspolitik im Zeichen des Potsdamer Abkommens und der
Nürnberger Prozesse: Entnazifizierung, Entmilitarisierung und
Entindustrialisierung. Die sich daraus ergebende Aufgabe der
"Re-education" bzw. "Re-orientation" war deshalb untrennbar mit der
Kollektivschuldthese verbunden. Umerziehung hieß zuallererst, die
deutsche Bevölkerung von ihrer Schuld am Aufstieg des
Nationalsozialismus und am Holocaust zu überzeugen. Das Programm
versammelt englische, französische, sowjetische und US-amerikanische
Beispiele für die filmische Darstellung der Nazi-Verbrechen, außerdem
zwei kurze Filmstücke über die Befreiung der Lager Mauthausen und
Ebensee. Schon 1947 wurden in den Westzonen die beim Publikum
unbeliebten Filme über die KZs zurückgezogen, so dass nur noch Filme
blieben, die den künftigen Bündnispartner mit den Regeln der Demokratie
vertraut machen sollten oder die den American Way of Life als Modell
priesen. Das Programm schließt mit einem Film, der diese Phase nach der
Re-Education dokumentiert, als die Bilder von den KZs bereits weitgehend
aus der Öffentlichkeit verdrängt worden sind. Der Hamburger
Filmwissenschaftler Thomas Tode kommentiert die selten zu sehenden
Filme. (Gesamtfilmlänge: 102 Min., mit Pause)
Concentration Camp Ebensee Austria (08-May-1945)
A/USA 1945, US Army Signal Corps, 5 Min., stumm, Video
Zwei stumme Filmstücke: Malerische Aufnahmen von Bergen und Seen im
Salzkammergut, Aufnahmen von Leichen in einem Krematorium und von
geschwächten Überlebenden, die von anderen Überlebenden gestützt werden.
Die Todesmühlen
D/USA 1945, Prod.: Information Control Division (ICD) für das Office of
Military Government for Germany United States (OMGUS), Regie: Hanuš
Burger, Schnitt-Überwachung: Billy Wilder. 22 Min., dt. OF, Video
"Die Todesmühlen" von Hanuš Burger unter der Oberaufsicht von Billy
Wilder erstellt, zeigt die Weimarer Bevölkerung, die im Sommer 1945 auf
Anweisung der Amerikaner das nahegelegene KZ Buchenwald besichtigen
müssen und überblendet dann zu Bildern jener Menschen, die nur ein paar
Jahre zuvor begeisterte Nazis waren, den Arm zum Hitlergruß erhoben, auf
dem Parteitag, in den Straßen. Burger dazu: "Diese Menschen wollte ich
mit Hilfe dokumentarischer Bilder durch all die Jahre begleiten. Wie sie
ein wenig später ohne Protest die Arbeitsplätze der Opfer einnahmen,
ihre Läden, Wohnungen und Firmen. Wie sie das Beutegut aus den
überfallenen Gebieten empfingen, wie sie einmarschierten, bewachten,
abtransportierten, hinrichteten. Wie sie dann in den Kellern saßen oder
in den Gräben von Stalingrad, und wie sie dann sagten, sie hätten von
nichts gewußt."
Les Camps le la Mort (Lager des Todes)
F 1945, Prod.: Les Actualités Françaises. 18 Min, frz. OF mit
eingesprochener dt. Übersetzung, Video
"Les Camps de la Mort" ist der durch die Wochenschau "Les Actualités
Françaises" aufgenommene französische KZ-Film, der als einziger der
sogenannten "Atrocity-Filme" noch bis in die 50er Jahre in Deutschland
verfügbar blieb.
Oswiecim (Auschwitz)
UdSSR 1945, Prod.: Soviet Army Film Unit / Zentrales Studio für
Dokumentarfilme Moskau, Kamera: A. Woronzow, M. Oschkurow, u. a.
Schnitt: Elisaveta Svilova. 21 Min., dt. Fassung, Video
"Der Film zeigt Szenen aus Auschwitz nach der Befreiung durch die Rote
Armee und ist zusammengestellt aus Material, das ein Filmteam der Ersten
Ukrainischen Front gedreht hat. Schauplätze sind das Stammlager
Auschwitz (Auschwitz I), das Lager Birkenau (Auschwitz II) und das
Industriegelände von Buna-Monowitz (I.G. Farbenindustrie A.G.).
Überlebende werden gezeigt, sowie die Behandlung durch sowjetische
Ärzte. Verwendet werden Filmaufnahmen, die zwischen Februar und Mai 1945
in Auschwitz und Auschwitz-Birkenau gedreht wurden, darunter auch
Aufnahmen vom Mai 1945 aus einer nachgestellten Befreiung des
Vernichtungslagers." (Cinematographie des Holocaust)
A Defeated People (Ein besiegtes Volk)
GB 1945/46, Regie: Humphrey Jennings, 19 Min, engl. OF, Video
In Humphrey Jennings "A Defeated People" geht um die Bewährung von
Menschen in Krisensituationen. Diesmal sind es die Deutschen, die nach
der Kapitulation in einem verwüsteten Land wieder zum Alltag
zurückkehren und mit Vitalität auch in Ruinen sich einrichten. Es ist
kein Erfolgsbericht der britischen Besatzungsbehörden, sondern eine der
differenziertesten Darstellungen der Re-education-Politik überhaupt.
Sein Referenzsystem lautet: "Ja, aber...". Ja die Kohle wird wieder
gefördert, aber für die Menschen ist keine übrig. Ja, die Verkehrswege
sind z. T. mit improvisierten Pontonbrücken wieder in Betrieb genommen,
aber die Bevölkerung muss vor der britischen Armee zurückstehen. Ja, die
Züge fahren wieder, aber sie haben kaum die notwendigen
Transportkapazitäten. Der Zusammenbruch der gesamten Infrastrukturen
wird nicht geschönt.
Frischer Wind in allen Gassen
D 1951, Prod.: Fritz Peter Buch, 17 Min., dt. OF, Video
Die Darsteller sind Schüler und Einwohner der Stadt Eberbach am Neckar.
In dieser Stadt wird an drei Tagen im Jahr die Stadtverwaltung von der
Jugend übernommen, damit die jungen Menschen schon frühzeitig einmal
einen Einblick in die Grundprobleme der örtlichen Verwaltung bekommen.
Der Film schildert die Erlebnisse einzelner Jungen und Mädchen während
ihrer Amtszeit.
Einleitung und Gespräch mit Thomas Tode, Filmemacher und
Filmwissenschafter, Hamburg. Publikationen u.a.: "Chris Marker,
Filmessayist." (Mithg.), "Dziga Vertov: Arbeitshefte/Tagebücher" (Hg.).
Eine Veranstaltung der Aktionsplattform Gegen-Jubiläum 2005:
http://www.oesterreich-2005.at
revolution will not be televised
*************************************************
kinoki
Gumpendorfer Str. 63B
Buerogemeinschaft 1. Stock
1060 Wien
Mobile: ++43 (0)650 5031574
Fax: ++43 (0)1 403 87 94-17
mikrokino@kinoki.at
http://www.kinoki.at