[kinoki-mikrokino] #104 - mo 15.12.+ di 16.12. MR FREEDOM ODER DIE MYSTERIEN DES ORGANISMUS (william klein + dusan makavejev)
Peter Grabher
p@kinoki.at
Thu, 11 Dec 2003 18:59:12 +0100
KINOKIS MIKROKINO IM 7*STERN
Politische Filmabende, jeweils am 1. und 3. montag + dienstag des
monats. UKB 4 Euro
Im Café & Kulturzentrum 7*STERN | tel. 0699-1-5236157 |
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1070 Wien, Siebensterngasse 31 (Ecke Mondscheingasse, >13A/49)
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Einladung #104
Montag, 15. Dezember 2003, 20 Uhr
(Wiederholung in umgekehrter Filmreihenfolge: Dienstag, 16. Dezember,
20 Uhr)
KINOKIS MIKROKINO PRAESENTIERT:
MR. FREEDOM ODER DIE MYSTERIEN DES ORGANISMUS
ZWEI ANTI-AUTORITAERE FARCEN ZUM POLITISCHEN IMAGINAEREN DES KALTEN
KRIEGS
WR - Mysteries of the Organism (WR - Misterije organizma)
Dusan Makavejev, J/D 1968-71, 84 Min., Video, Original m. engl. UT.
<In Jugoslawien verboten, an den internationalen Filmfestivals
begeistert aufgenommen, ist dies ohne Frage eines der wichtigsten
Meisterwerke der siebziger Jahre: eine komische, hocherotische
politische Komoedie, die ganz ernsthaft Sex als ideologischen Imperativ
fuer die Revolution vorschlaegt und für einen <Erotischen Sozialismus>
eintritt. Wohl kein anderer als Makavejev - eindeutig einer der
bedeutendsten neuen Regisseure im Film der Welt - waere imstande
gewesen, diese halluzinierende Mischung zusammenzutragen, die da
umfaszt: Wilhelm Reich; Ausschnitte aus dem schauderhaften sowjetischen
Stalin-Film <Das Geluebde> (1946); einen Transvestiten aus der
Warhol-<Factory>; den Paedagogen A. S. Neill; mehrere sehr schoene
junge Jugoslawinnen und Jugoslawen, die alleweil froehlich ficken; den
Redakteur des amerikanischen Sexmagazins <Screw>, der von seinem
wichtigsten privaten Koerperteil im Zustand der Erektion von
liebevoller Hand einen Gipsabgusz herstellen laeszt; ganz zu schweigen
von einem sowjetischen Meister-Eiskunstlaeufer und <Volkskuenstler
ehrenhalber> (namens Wladimir Iljitsch!), der seinem Maedchen mit einem
Schlittschuh den Kopf abschneidet, dies im Gefolge eines besonders
ergiebigen Samenergusses, um ihre kommunistische Jungfraeulichkeit vor
der Ansteckung durch den jugoslawischen Revisionismus zu bewahren. Es
ist dies das uebermuetige, ueberschwengliche, wunderbare Werk eines
internationalen Revolutionaers neuen Typs, das eine merkwuerdige
Kreuzung von linken Ideologien des Ostens, amerikanischem Drittem
Bewußtsein und dem sexualpolitischen Radikalismus des jungen Wilhelm
Reich hervorgebracht hat, der die sexuelle mit der politischen
Befreiung gleichsetzte und die eine ohne die andere fuer unmoeglich
erklaerte. Auf einem Hoehepunkt des Films spricht sich eine
atemberaubende junge Frau für die Onanie und saemtliche Stellungen und
Kombinationen beim Geschlechtsverkehr aus und ermuntert die
versammelten jugoslawischen Arbeiter und Bauern, wohlgemut und ohne
Furcht zu ficken! <Laszt den sueszen Strom durch euer Rueckgrat
rieseln, schwingt eure Hueften! Selbst das kleinste Kind wird euch
sagen, dasz es zwischen den Beinen am schoensten ist! Kinder und
Jugendliche muessen ein Recht auf geschlechtliches Glueck bekommen!
Ineinander verschlungene Liebende strahlen ein blaeuliches Licht aus,
wie es die Astronauten im All gesehen haben! Freie Liebe, darin hat die
Oktoberrevolution versagt!> Hinter der unbeschwerten Frivolitaet und
dem herrlichen Humor des Films lauert eine ernsthaftere ideologische
Absicht: Opposition gegen alle unterdrueckenden gesellschaftlichen
Systeme des Ostens und Westens, Verbannung der verklemmten Luesternheit
aus dem Geschlechtsleben und eine Schluszabrechung der neuen Radikalen
mit dem reaktionaer gewordenen Regime in der UdSSR. So bezeichnet
Makavejev ganz zu recht seinen Film als <eine schwarze Komoedie, einen
politischen Zirkus, eine Phantasie, den Faschismus und Kommunismus des
menschlichen Koerpers und das politische Leben der menschlichen
Genitalien betreffend, eine Denunzierung des pornographischen Wesens
jedes Systems der Autoritaet und Gewalt ueber andere.> Der Film bringt
auch die Ueberzeugung zum Ausdruck, dasz die Ideen schlieszlich ueber
die Institutionen siegen werden. Sollte er einmal in Jugoslawien selbst
gezeigt werden koennen, so waere dies ein Beweis fuer das
Selbstvertrauen des Regimes und den Umstand, daß die fraglos
revolutionaere Haltung des Films erkannt worden waere.>
(Amos Vogel: Film als subversive Kunst, 1974)
Mr. Freedom
William Klein, F 1967-69, 95 Min., Video, engl. OF.
Der Film wurde in Frankreich produziert, waehrend der weltweite Kampf
gegen den US-Krieg in Vietnam auf dem Hoehepunkt war. Von der
franzoesischen Regierung verboten, vom Produzenten umgeschnitten und
von vielen Kritikern missverstanden, ist William Kleins <Mr. Freedom>
eine grell-bunte Satire auf den Yankee-Imperialismus. Die Titelfigur
ist ein Superheld - teils James Bond, teils Buck Rogers, gemixt mit
einem Football-Spieler -, der von einer Organisation namens Freedom
Inc. nach Europa geschickt wird, um dort den Tod seines franzoesischen
Gegenstuecks, des Capitaine Formidable (Yves Montand in einer kleinen
Nebenrolle), zu raechen, der von <Red China Man> niedergemetzelt worden
ist. Frankreich droht nun in die Haende des Kommunismus zu fallen.
Hilflos im fremden Land, verfaellt Mr. Freedom jedoch der attraktiven
aufstandsbekaempfenden Marie-Madelaine, eine Liaison, die sexuell und
politisch in einem Fiasko endet. <Mr. Freedom> ist ein verrueckter Mix
aus Puppenspiel, Agit Prop, Comic-Aesthetik und antiimperialistischer
Polemik in allerschraegstem Set Design.
Wiederholung:
Dienstag, 16. Dezember, 20 Uhr
KINOKIS MIKROKINO PRAESENTIERT:
MR. FREEDOM ODER DIE MYSTERIEN DES ORGANISMUS
ZWEI ANTI-AUTORITAERE FARCEN ZUM POLITISCHEN IMAGINAEREN DES KALTEN
KRIEGS
Mr. Freedom
William Klein, F 1967-69, 95 Min., Video, engl. OF.
WR - Mysteries of the Organism (WR - Misterije organizma)
Dusan Makavejev, J/D 1968-71, 84 Min., Video, Original m. engl. UT.
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