[kinoki-mikrokino] #103 - mo 1.12. +di 2.12.: DAS FALSCHE WORT - GESCHICHTE UND GEDAECHTNIS DER ROMA UND SINTI
Peter Grabher
p@kinoki.at
Thu, 27 Nov 2003 16:48:31 +0100
liebe leute, anbei die einladung zum aktuellen termin am montag und
dienstag. die filmemacherinnen lilly habelsberger und tina leisch
werden auch da sein und wir freuen uns ueber zahlreiches erscheinen.
neu ist, das dieser newsletter jetzt auch online bestellt werden kann
unter: http://www.action.at/mailman/listinfo/kinoki-mikrokino
bitte auch vorschau und hinweise zu beachten. anmerkungen und
kommentare, wuensche und beschwerden zum unserem programm sind
natuerlich auch immer willkommen an: mikrokino@kinoki.at
mit herzlichen gruessen, kinok p
KINOKIS MIKROKINO IM 7*STERN
Politische Filmabende, jeweils am 1. und 3. montag + dienstag des
monats. UKB 4 Euro
Im Café & Kulturzentrum 7*STERN | tel. 0699-1-5236157 |
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1070 Wien, Siebensterngasse 31 (Ecke Mondscheingasse, >13A/49)
kinoki. Verein für audio-visuelle Selbstbestimmung
mikrokino@kinoki.at | http://www.kinoki.at
Einladung #103
Montag, 1. Dezember 2003, 20 Uhr (Wiederholung: Dienstag, 2. Dezember,
20 Uhr)
KINOKIS MIKROKINO PRAESENTIERT:
DAS FALSCHE WORT - GESCHICHTE UND GEDAECHTNIS DER ROMA UND SINTI
riefenstahlremix
Tina Leisch, Produktion: kinoki, Oesterreich 2003, 33 Min., Video
Für die Dreharbeiten zu ihrem Film <Tiefland> suchte sich Helene
Riefenstahl StatistInnen unter Haeftlingen der Zigeuner-KZs Maxglahn
bei Salzburg und Marzahn in Berlin. Das Video graebt zwischen den
Bildern und Toenen von Riefenstahls Zigeunerkitsch nach Geschichten der
Zwangsstatistinnen Rosa Winter und Anna Blach.
Ein Lied, dessen Worte ich laengst vergessen habe
Lilly Habelsberger, Oesterreich 2003, 32 Min., Video
<Der Film beschreibt die versteinerte Gefuehlswelt meiner Mutter, die
auf einer familiaeren Unterdrueckung und der langen Jahre im
Konzentrationslager basiert. Er stellt den Prozess der Befreiung der
Kinder und Kindeskinder aus kollektiven und familiaeren Bindungsmustern
der Zigeuner dar. Auch wird der Schatten des KZs dargestellt. In dieser
Angstwelt war ich jahrzehntelang gefangen.> (Lilly Habelsberger)
Das falsche Wort - <Wiedergutmachung> an Zigeunern (Sinti) in
Deutschland?
Katrin Seybold und Melanie Spitta, BRD 1987, 85 Min., Video
Fuenf Jahre recherchierten die Filmemacherinnen ueber die Ausrottung
der Roma und Sinti. Sie fanden in den Archiven all das Material der
NS-Rassenforscher, die mit ihren Zigeunerforschungen den Grundstein
fuer deren systematische Verfolgung und Vernichtung gelegt hatten. Es
waren die gleichen WissenschaftlerInnen, z. B. Eva Justin und Robert
Ritter, die dann in den Lagern pseudowissenschaftliche Experimente an
den Menschen veruebten. Es waren auch die gleichen, die im
Nachkriegsdeutschland als Sachverstaendige bei den Prozessen, die die
wenigen Ueberlebenden um ihre Anerkennung als <rassisch Verfolgte> um
Entschaedigungen fuehrten, gegen sie aussagten. Der Film sammelt
unfassbare Dokumente des niemals reflektierten, niemals gebrochenen,
niemals beendeten Antiziganismus der staatlichen Behoerden in
Deutschland.
<Weil bei euch so viele Hakenkreuzler uebrig geblieben sind, die
wussten, wie man eine Entschaedigung an uns verhindert, war unser Kampf
vergeblich. Ihr habt uns den Kopf abgeschlagen und sprecht von
<Wiedergutmachung>. Wiedergutmachung ist das falsche Wort. Denn Ihr
habt euer Gefuehl fuer Reue und Schuld vergessen.>
Gespraech mit Lilly Habelsberger und Tina Leisch.
Wiederholung:
Dienstag, 2. Dezember 2003, 20 Uhr
Gespraech mit Lilly Habelsberger und Tina Leisch.
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Vorschau:
104
Montag, 15. Dezember 2003, 20 Uhr
(Wiederholung in umgekehrter Filmreihenfolge: Dienstag, 16. Dezember,
20 Uhr)
KINOKIS MIKROKINO PRAESENTIERT:
MR. FREEDOM ODER DIE MYSTERIEN DES ORGANISMUS
ZWEI ANTI-AUTORITAERE FARCEN ZUM POLITISCHEN IMAGINAEREN DES KALTEN
KRIEGS
WR - Mysteries of the Organism (WR - Misterije organizma)
Dusan Makavejev, J/D 1968-71, 84 Min., Video, Original m. engl. UT.
<In Jugoslawien verboten, an den internationalen Filmfestivals
begeistert aufgenommen, ist dies ohne Frage eines der wichtigsten
Meisterwerke der siebziger Jahre: eine komische, hocherotische
politische Komoedie, die ganz ernsthaft Sex als ideologischen Imperativ
fuer die Revolution vorschlaegt und für einen <Erotischen Sozialismus>
eintritt. Wohl kein anderer als Makavejev - eindeutig einer der
bedeutendsten neuen Regisseure im Film der Welt - waere imstande
gewesen, diese halluzinierende Mischung zusammenzutragen, die da
umfaszt: Wilhelm Reich; Ausschnitte aus dem schauderhaften sowjetischen
Stalin-Film <Das Gelübde> (1946); einen Transvestiten aus der
Warhol-<Factory>; den Paedagogen A. S. Neill; mehrere sehr schoene
junge Jugoslawinnen und Jugoslawen, die alleweil froehlich ficken; den
Redakteur des amerikanischen Sexmagazins <Screw>, der von seinem
wichtigsten privaten Koerperteil im Zustand der Erektion von
liebevoller Hand einen Gipsabgusz herstellen laeszt; ganz zu schweigen
von einem sowjetischen Meister-Eiskunstlaeufer und <Volkskuenstler
ehrenhalber> (namens Wladimir Iljitsch!), der seinem Maedchen mit einem
Schlittschuh den Kopf abschneidet, dies im Gefolge eines besonders
ergiebigen Samenergusses, um ihre kommunistische Jungfraeulichkeit vor
der Ansteckung durch den jugoslawischen Revisionismus zu bewahren. Es
ist dies das uebermuetige, ueberschwengliche, wunderbare Werk eines
internationalen Revolutionaers neuen Typs, das eine merkwuerdige
Kreuzung von linken Ideologien des Ostens, amerikanischem Drittem
Bewußtsein und dem sexualpolitischen Radikalismus des jungen Wilhelm
Reich hervorgebracht hat, der die sexuelle mit der politischen
Befreiung gleichsetzte und die eine ohne die andere fuer unmoeglich
erklaerte. Auf einem Hoehepunkt des Films spricht sich eine
atemberaubende junge Frau für die Onanie und saemtliche Stellungen und
Kombinationen beim Geschlechtsverkehr aus und ermuntert die
versammelten jugoslawischen Arbeiter und Bauern, wohlgemut und ohne
Furcht zu ficken! <Laszt den sueszen Strom durch euer Rueckgrat
rieseln, schwingt eure Hueften! Selbst das kleinste Kind wird euch
sagen, dasz es zwischen den Beinen am schoensten ist! Kinder und
Jugendliche muessen ein Recht auf geschlechtliches Glueck bekommen!
Ineinander verschlungene Liebende strahlen ein blaeuliches Licht aus,
wie es die Astronauten im All gesehen haben! Freie Liebe, darin hat die
Oktoberrevolution versagt!>
Hinter der unbeschwerten Frivolitaet und dem herrlichen Humor des Films
lauert eine ernsthaftere ideologische Absicht: Opposition gegen alle
unterdrueckenden gesellschaftlichen Systeme des Ostens und Westens,
Verbannung der verklemmten Luesternheit aus dem Geschlechtsleben und
eine Schluszabrechung der neuen Radikalen mit dem reaktionaer
gewordenen Regime in der UdSSR. So bezeichnet Makavejev ganz zu recht
seinen Film als <eine schwarze Komoedie, einen politischen Zirkus, eine
Phantasie, den Faschismus und Kommunismus des menschlichen Koerpers und
das politische Leben der menschlichen Genitalien betreffend, eine
Denunzierung des pornographischen Wesens jedes Systems der Autoritaet
und Gewalt ueber andere.>
Der Film bringt auch die Ueberzeugung zum Ausdruck, dasz die Ideen
schlieszlich ueber die Institutionen siegen werden. Sollte er einmal in
Jugoslawien selbst gezeigt werden koennen, so waere dies ein Beweis
fuer das Selbstvertrauen des Regimes und den Umstand, daß die fraglos
revolutionaere Haltung des Films erkannt worden waere.>
(Amos Vogel: Film als subversive Kunst, 1974)
Mr. Freedom
William Klein, F 1967-69, 95 Min., Video, engl. OF.
Der Film wurde in Frankreich produziert, waehrend der weltweite Kampf
gegen den US-Krieg in Vietnam auf dem Hoehepunkt war. Von der
franzoesischen Regierung verboten, vom Produzenten umgeschnitten und
von vielen Kritikern missverstanden, ist William Kleins <Mr. Freedom>
eine grell-bunte Satire auf den Yankee-Imperialismus. Die Titelfigur
ist ein Superheld - teils James Bond, teils Buck Rogers, gemixt mit
einem Football-Spieler -, der von einer Organisation namens Freedom
Inc. nach Europa geschickt wird, um dort den Tod seines franzoesischen
Gegenstuecks, des Capitaine Formidable (Yves Montand in einer kleinen
Nebenrolle), zu raechen, der von <Red China Man> niedergemetzelt worden
ist. Frankreich droht nun in die Haende des Kommunismus zu fallen.
Hilflos im fremden Land, verfaellt Mr. Freedom jedoch der attraktiven
aufstandsbekaempfenden Marie-Madelaine, eine Liaison, die sexuell und
politisch in einem Fiasko endet. <Mr. Freedom> ist ein verrueckter Mix
aus Puppenspiel, Agit Prop, Comic-Aesthetik und antiimperialistischer
Polemik in allerschraegstem Set Design.
Wiederholung:
Dienstag, 16. Dezember, 20 Uhr
KINOKIS MIKROKINO PRAESENTIERT:
MR. FREEDOM ODER DIE MYSTERIEN DES ORGANISMUS
ZWEI ANTI-AUTORITAERE FARCEN ZUM POLITISCHEN IMAGINAEREN DES KALTEN
KRIEGS
Mr. Freedom
William Klein, F 1967-69, 95 Min., Video, engl. OF.
WR - Mysteries of the Organism (WR - Misterije organizma)
Dusan Makavejev, J/D 1968-71, 84 Min., Video, Original m. engl. UT.
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Hinweise:
Wer verkauft ist schon verkauft!
EKH bleibt!
Bedingt durch die angeblich schwere Finanzkrise der KPÖ denkt die
Partei nun darüber nach, das einzige soziale Zentrum Österreichs, das
Ernst-Kirchweger-Haus, zu verkaufen. Dies würde wohl das Aus für die
ehemalige Wielandschule bedeuten. Das EKH wurde 1990 besetzt und
seitdem haben sich, Staatsrepression und medialen
Hetzkampagnen zum Trotz, verschiedenste linke politische Projekte
entwickelt, die die KPÖ im Falle eines Verkaufs der
Immobilienspekulation überlassen würde. Durch eine Räumung würen über
27 verschiedene Gruppen aus den Bereichen Antifaschismus,
Antirassismus, Anti(hetero)sexismus, Kultur, Musik, Sans Papiers,
kollektives Wohnen, Bibliothek, Archiv, Infoladen, Gegenkultur,
Migration und viele mehr betroffen. Unser Standpunkt ist klar: EKH
bleibt! Wir bleiben! Dieses Haus ist unverkäuflich! Seit der Besetzung
vor 13 Jahren befindet sich dieses Gebäude nicht mehr in der
Verfügungsgewalt der KPÖ!
EKH, Wielandgasse 2-4, 1100 Wien
http://www.med-user.net/ekh
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Im Rahmen der Veranstaltungsreihe der Medienwerkstatt Wien “PARTLY
TRUTH – PARTLY FICTION” gibt es die Gelegenheit, “Küchengespräche mit
Rebellinnen” (wieder) zu sehen.
Ort: Votiv-Kino
Zeit: Do, 4.12.2004, 20.00 Uhr
Küchengespräche mit Rebellinnen
Österreich 1984
Regie: Karin Berger, Elisabeth Holzinger, Charlotte Podgornik, Lisbeth
N. Trallori
Vier Frauen erzählen über ihr widerständiges Verhalten gegen den
Nationalsozialismus. Agnes Primocic aus Hallein unterstützte die Flucht
von Häftlingen aus dem KZ. Unter großer Gefahr sammelte sie
Männerkleider und organisierte Unterschlupf für die Entkommenen.
Johanna Sadolschek-Zala, Slowenin aus Südkärnten, entfloh einem
Großaufgebot der Gendarmerie und Gestapo, flüchtete in den Wald und
schloss sich den PartisanInnen an. Rosl Grossmann-Breuer aus Wien
sabotierte in einem Kriegsbetrieb und war nach ihrer Verhaftung den
Verhören der Gestapo im Hotel Metropol ausgesetzt. Anni Haider erinnert
sich an ihre Zeit als Gefangene im Zuchthaus, an die Solidarität unter
den Häfltingen und ihre Tagträume in der Einzelzelle.
Die Frauen erzählen anschaulich und ohne Pathos. Sie berichten von
ihrer Angst und ihrer Wut, von schmerzlichen Erfahrungen und von ihrem
mutigen und entschlossenen Handeln.
***
Dringende Empfehlung von kinoki:
Jan Svankmajr im Topkino!
Rahlgasse 1
1060 Wien
eintrittspreis 7 euro
studierende / schülerInnen 5,5 euro
kinder 4,5 euro
3 Rollstuhlplätze
Tel: 208 30 00
Donnerstag 27.11.2003
20:00 Alice (DF)
22:00 Otesanek (OmU)
Freitag 28.11.2003
20:00 Conspirators of Pleasure (ohne Dialog)
22:00 Otesanek (OmU)
Samstag 29.11.2003
20:00 Faust (EF)
22:00 Otesanek (OmU)
Sonntag 30.11.2003
15:30 Wir Kinder aus Bullerbü
20:00 Alice (DF)
22:00 Otesanek (OmU)
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VIDEOSCREENING
die lieblingsfilme von petra paul
frauencafe, lange gasse 11, 1080 wien
kleines buffet, ukb 4 euro pro film
women only.
die naechsten termine:
14.12./17:00 gendernauts by monika treut, d 1999, OmU, 86 min.
14.12./19:00 linda/les and annie by annie sprinkle, usa 1990, OF, 30
min.
11.01./17:00 antonias welt by marleen gorris, b/gb/nl 1995, DF, 93 min.
11.01./19:00 die stille um christine m. by marleen gorris, nl 1982, DF,
92 min.
8.2./17:00 oranges are not the only fruit by beeban kidron, gb 1989,
OmU, 165 min.
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Neues zur Diagonale:
http://www.diagonale.at
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revolution will not be televised
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